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HARVARD
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Dr. S.^MaclL,
d«r Physik an tfav^^bban Unl'VwaM« su
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V Jena,
Vertag Ton Gustav Fisoher
1886. I
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UBRARX
FEB 1 3 1980
Inhalt
ÄBtinoUphjriiMlM VorbaiiMftaiipM 1
Die HMptgedchtqpukto Ar die Uatomdiuii der flnae .... 16
Die ReoMMpAiduigeB dee Aagoi ........ 40
Weiten Uatenvehng der fte^awiptodM^M :
Bodohimg der OoiichlMnpiBduifM M ehw^der
pejehiechen Elenentea 70
Die ZeiteiViwIiii« lOS
Die TonenpAidug 11t
HnfliM der TowigeliwdBe Vw^anmAmagn wd die Aifheeiay der
Pl^iik 141
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K
Vorwort
t
Im
Durch die tiefb Uebereeugung, dass die GGBanimtwissen-
sehaft Oberhaupt, und die Physiic insbeBondere, die nAchslen
groesen AufUftrungen ttber ihre Grundla^ tod der Bio-
logie und zwar Ton der Analyse der SinnoaerapfinduDgen an
erwarten hat, bin ich wiederholt auf dieses Gebiet geftthrt
worden.
Freilich habe ich nur wenig zur Erreichung dieses
Zieles beitragen können. Schon dadurch, dass ich meine
Untersuchungen nur gelegentlich, nicht als eigentlichen Beruf,
betreiben, und oft nur nach langen Unterbrechungen wieder
aufnehmen konnte, musston meine serstreuten Publlcationen
an Gewicht Yerlieren, vielleicht mir sogar den stillen Vor-
§
Wurf der Zersplitterung eintragen. Umsomehr bin ich jenen
Forschem, welche wie R Hering, V. Hensen, W. Preyer
u. A., theils auf den sachlichen Inhalt, theils auf die me-
thodologischen Ausflihrungen meiner Arbeiten Rücksicht ge-
nommen haben,^ an besondeiem Dank verpflichtet
J
- VI —
VieDeidit encheiai nmi die TorHcgeiida soBamnieDfi»-
aende imd^rgiiiseDde DanteUuig in etnem etwas gflnatigeni
li^t» indaai aia dentUch madit, daaa aa flberall daaaalba
Problem war, wdchea mir ana deD fieleii etusefaien unter-
anditei Thataachan antgoBaBgablickt hat Obwohl kfa durcfa-
aoa nidit aaf den Namaa ainaa PhjaiologaB, nodi weniger
aof Jenen einea Fhiloaophen Anapmd maAen kann, helfe
idi doch, daaa die ledi^ch mit dem lebhaften Wonache
nach Sdbetbekhmng unternommene Arbeit einea Ober die
eoateationeDen Fachgrenzen anablickeaden Physiken aoch
flir Anden nicht gans ohne Nutaen aein wird, adbat wenn
ich nicht AeraO daa Bkhtige gstroihn haben arilte.
Die atftifcate Anregung erhielt vor 26 Jahren meine
natllrliclie Neigung flIr die hier behandelten Fragen durch
Fechner^a „Elemente der Psjchophjsik^ (Ldpsig 1860),
und am meisten gefordert wurde ich durch Hering^s
LOamg aweier in den folgenden Blattern (8. 38 Anm. 90
und & 77) näher beieichneter Probleme^
Leaem, wekhe ana irgnd welchen Orflnden aDgemaine-
ren Erörterungen gern ana dem Wege gehen, empfehle ich,
daa erste und lotste Kapitel in ttberachlagen. Fttr mich
hangt aOerdinga die Anrieht dea Oansen und die Anrieht
dea Efameinen ao suaammen, dass ich bride nur achwer su
treuen TermOdite.
Prag im Notember 1886.
D. V.
n
I
i'i
äikiüi. ^
Antlmetaphystseho Vorbemerfcnngeu.
1.
Die grossen Erfolge, welche die physikalische Forschung
in den Terflosaenen Jahrhunderten nicht nur auf eigenem
Gebiet, sondern auch durcli Hilfeleistung in dem Bereiche
anderer Wissenschaften errungen hat, bringen es mit sieb,
dass physikalische Ansdiauungcn und Metlioden Qberall
• in den Vordergrund treten, und dass an die Anwendung
derselben die hödisten Erwartungen gekaapft werden. Dem
entsprediend hat auch die Physiologie der Sinne, die von
Mannern wieGötho, Schopenhauer U.A., mit grössteni
Erfolge aber von Johannes Müller eingeschlagenen Bali*
nen allmalig verlassend, last ausschliesslich einen physika-
lischen Charactcr angenommen. Diese Wendung muss uns als
eine nicht ganz zweckentsprechende erscheinen, wenn wir be*
denken, dass die Phyrik trotz ihrer bedeutenden Entwicklung
doch nur du Theil eines grosseren Gesammtwisseiis ist,
und mit ihren f&r einseitige Zwecke geschaffenen rinsei*
tigen intellectuellen Mitteln diesen Stoff nicht zu erschöpft»
vermag. Ohne auf die Unterstfltzung der Physik zu ver-
zichten, kann die Physiologie der Sinne nicht nur ihre eigen-
thflmliche Entwicklung fortsetzen , sondern auch der Physik
selbst noch kr&ftige Hilfe leisten. Folgende einfache
j Betrachtung mag dazu dienen, diea Verhaltuisa klar zu legen.
I
.1.
Fubn, Tflne, Wknna. DrOd«^ Rluan, Zdtm n. s. w
•iid ii — Hl g f iltlger Weise miUbuDder Terknllpft, nnd m
dkmibm liid Stinunga, Otfühle und ffilleo gebundeo.
Ant dkHn Qtwdw tritt du rolaUt Fettere und BeetADdigore
hcrror, •■ prigt lieh den GedichtaUee Diu, und drOckt eich
In der Spnckfl ue. Ak nUUv bestAndiger njgea sieb
miAchst minlieh nd sdtUch TerimOpfte Compleze tob
Tubtm, n»a, Drtckei n. e. w., die deetbklb besoeden
Nwea arUt«, md ■!■ Kftrper bezddiDet wenleo. Ab-
Miat beetladig elod ulclte Conplexe kdneiwegi.
Hoiii Ttach iit bald heller bald dnokler beleuchtet, kau
«ifaer ud kUter leb. Er kann eioen Tintmaeck eihaltaii.
Eia Fdm kau brochea. Er kaoa r^»arirt, polirt, TheÜ
für TheU erMtit werden. Er bleibt fllr mich doch der Tisch
u dem Ich Uglich Khreibe.
Meia Freud kuia einen andern Bock «nzlebea. Seis
Oeddt kann ernst ud heiter werden. Sdne Oeeichts&rba
k«n dii»eh Beleuchtung oder Aflöcte sich laden. Seine
Gestalt kau durch Bewegaag oder dauernd alterirt wenloi.
Die Sonne des BestUdigen bldbt ab« den allmlligen Ver-
*»«>mago" gegenOber doch immer so gross, dan diese n-
rflckttrtea. Es ist dertdbe Freoad mit dem ich tl^ich
MiMi ^ailergaag mu:he.
MetaBock kau einea Fleck, ein Loch, erhalhB. SeboH
im Audmck leigt, dasa es auf eine Summe tob BcaUüidl-
««■ aakoumt, welchem das Ifeue hinrngefllgt, tob welchM
im Fehlende uchtrtgllch U Abiug gebucht winL
Die grtesere GelloflghcM, das Uebergewieht du Be-
«•digee geeaaabar dem Verlnderiicben dringt nt der theila
imUm»hm theOs »lUkfiilkheB ud bewust« Oeconoml«
im Vorstenen nd der Beadchnug, welche ikh ii d«
gewöhnlichen Denken ud Spreebea lossert Was aof ein-
mal Torgealidlt wird, irkllt eine BesdchnoDg, einei
Kamen.
Als relatiT beatlodig seigt tidi ferner der an einoi
besonder! Kttrper (den Leib) gebudene Gomplez Ton Ei^
innemngea, Stimmungen, OefQhlen, welch«* als Ich bezeich-
net wird. Ich kann mit diesem oder Jenem Ding beachlftigt,
ruhig und heiter oder aufgebracht und rentimmt sein. Doch
bleibt (pathologische FlUe abgerechnet) genug Beatladign
übrig, nm das Ich als daaadbe aozaericeonea. Allerdlags
ist audi das Ich nur to« relatlTer Besttodlgkeit •>.
1} Dia MMaWn BMHa«gh«M 4m Uk itMU ntta^Uk mt h
dar Coatlailtit, k du lu^Maea AMderang. Dl* tU«« 0«dukm
■nd PliM Toa iTHtern, weklM iMat« ferlgeMtrt w«rdea, «a vdcbe dl«
Umgebong Im Wache« bitafhnad «ttaott <dilNr imUklm Timm
teht vMMhwnnMa, T«rdopp«H mim, «te gaw fohkn baa), di» Uoiaea
0«>»luilMHea, die rick aab«wsat sad mnwUlkfthilkh lingore Zeit eriwltM,
mMhoe de* Orandttock de« Idi im. Orteeew TtnehMnUtaa Im
Ich TMMhiedoDor MoMchca, ak b Uafa dw Jahn k aisttm
MrMc h w atatntaa, kaas •* kawa gcbea. Weu ich mkli bmt«
neiiKr ftebea Jngead eiinMre, m mtHts Id de« Ksabea (eteclaa
«oniga Paakte abgaraehnot) flr «Ihb A>dsn Wlls, «•«■ ifcU dl«
KisltD d«r EriMM^fea Toril^ Bckoa BaBcka Schrift, dia Ich
*«lb«t TM M Jahne votlknt, sacht nie oinsB hSchrt CremdM Hadnek.
Di« >ohr aUnlUgo Aeadcrug d«« LcHm« (rtgt w«U Mch mt B*-
«U»dl(h«tt d«i Ich hii, ab« *i«l w«d|er ab mb ^«aU Di««« Diag*
wetdea m»A riel wgnliar aaalTtiit nd b«Mhl«t ata daa lalallaetKlla
Ab )i^t«r IhMeh «rWehta lA iiaMl aif d«r »hm« iie arir hScM
■aa^aadHM« wlderwlrU««i Qmitkt M FirfL U «nekak ilcU
«Müg, ab bh «havta, dam m »da dgaa« «d, vabhM teh aa «faMr
Spbgalaioderiage TSrbdgihBttd dareh twei gagaa daaadsr fiMift«
S^egBl nhrKeBOBaMi hatte - Tor läM kapr fatt «Ii«! Iah aaeh
«iMT Mitn^MdM McMkhca Bawbahabhit ««hi aatdet ia daaa
■Mgt doch da rir dB haahg^oii
■ adM, itm ^r g^ertbat Ub( da pwMr Brbgd. D«r
■!««—>■ hWai «w mir ib« Tbl gtUaliw, ab mda BparialhaWtM.
- Da« Ich M M w^ abadat baiOadif ab db JatfW. Waa wb
- 4 -
Ist die ente OrieDtining durch Bildang der SotoUiis-
begriffe „Körper^, ^Uk** (Materie, Seele) erfolgt, eo dringt
der Wille xur genAuem Beachtttiig der Verftnderuageii
Ml diesem relaÜT Bestiadigen. Das Vertnderliche au dett
Körpern und am Ich ist es eben, was den Willen bewegt
Erst jetxt treten die Bestaudtheile des Gomplexes als Eigen-
schaften desselben hervor. Eme Frucht ist sflss; sie kann
aber auch bitter sein« Auch andere FrOehte können süss
sein. Die gesuchte rothe Farbe kommt an vielen Körpern
vor. Die KAhe mancher Körper ist angenehm, jene anderer
unangenehm. So erscheinen nach und nach venchiedene
Compleie aus gemeinsamen Bestaadtheilen ausammengesetzt
Von den Körpern trennt sich das Sichtbare, Hörbare, Tast-
bare ab. Das Sichtbare löst sich in Farbe und Gestalt.
In der Mannigfaltigkeit der Farben treten wieder einige De-
standtheile in geringerer Zahl hervor, die GrundCsiben u. s. w.
Die Complexe serlallen in Elemente.
3.
Die sweckmAssige Gewohnheit das Bestindige mit eine m
Namen su beseichnen und ohne Jedesmalige Analyse der
Bestaudtheile in einen Gedanken ausammenzufassen , kann
mit dem Bestreben die BcstamltheUe zu sondern in einen
eigenthamlichon Wklentreit gerathen. Das dunkle BiM des
BestAndigen, wekhes sich nicht merklich Ändert, wenn ein
oder der andere Bestandtheil ausMt, scheint etwas f ar
am Todo wo tchr fBrchten , «Uo Vcniiclitiiiis d4»r BetUndlgkeit, dm tritt
im Leben eehos in rckhlichom Hftwo «in. Wm «ne das Werthrollsto
iet, bleilvt in nBiiliURes Eicmpltren orlialtcii, oder orliilt dch bei bcnr6r-
ngenAn Beeonderhelt in der Regel rea eelbet Im beetea Moneeben
liegen nber individnelle Zflge, um die er vnd andere nicht ni tnincm
biuehea. Js MÜweing kenn der Tod, ab BelMnag Ton der IndiTidaa-
UlA^ oogar eia aagea^mer Oodanko oeia.
LI
) .
I
- 5 -
sich ZU sein. Weil man jeden Bestandtheil einzeln weg-
nehmen kann, ohne dass dies Bild nufliört die Gesammtheit
KU reprAsentiren und wieder erkannt zu werden, meint
man, man könnte alle wegnehmen und es bliebe noch etwas
übrig. So enteteht der ungehcueriiche Gedanke eines, (von
seiner „Erscheinung** verschiedenen unericcnnbaren) Dinges
an sich.
Das Ding, der Körper, die Materie ist nichU ausser dem
Complcx der Farben, Töne u. s. w. ausser den sogenannten
Merkmalen. Das vielgestaltige vermeinüidie phitosophische
Problem von dem einen Ding mit sefaien vielen Merk-
malen cntotcht durch das Verkennen des ürastandes, dass
übersichtliches Zusammenfassen und sorgiUtiges Trennen,
obwohl beide temporAr berechtigt und zu verschiedenen
Zwecken erspriesslich, nicht auf einmal geübt werden
können. Der Körper ist einer und unverAnderikh, so lange
wir nicht nöthig haben, auf Einzelnheiten zu achten. So
ist auch die Erde oder ein Billardbällen eine Kugel, so
bald wir von allen Abweichungen von der Kugdgestalt absehen
wollen, und grössere Genauigkeit unnötiiig Ist Werden wir
aber dazu gcdrtUigt, Orographie oder Mikroskopie zu treiben,
so hören beide Körper auf Kugeb zu sein.
Der Älcnsch hat vorzugswetee die FAhigkcit sich seinen
Standpunkt wiDkürlich und licwusst zu bestimmen. Er kann
jetzt von den imposantesten Einzelnheitcn abschen, und
sofort wieder die geringste Kleinigkeit bcaditen, jetzt die
staÜonAre Strömung ohne Röcksicht auf den Inhalt betrachten,
und dann die Breite einer Fraunhofer'schen Linie Im
Spectrura schAtzen, er kann nach Gutdünken zu den allge-
I
— 6 -.
— 7 —
■MiiMteB AbtInetkNieii tich erheben, oder ins Einzelne eicli
wUcfen. Das TWer besiUt diese Fähigkeit in riel gerin-
gerem Omde. Es stellt sich nicht nnf einen Standponkt, es
wird meist dnich die Eindrflcke auf denselben gestellt Der
Sioglfag. wekher den Vater mit dem Hnt nidit erkennt,
der Hund, der dorch den neuen Reck des Herrn irre wird,
ontcriiegen im Widerstreit der Standpunkte. Wer wiiro nie
in einem Ihnlichen Falle unterlegen ? Auch der philosophi-
rende Mensch kann gelegentlich unterliegen, wie das enge-
fthrte wunderliche Problem lehrt Besondere Umstände
scheinen noA tat die Berechtigung des erwähnten Problemes
«u sprechen. Farben, Töne, DOfte der Körper shid fluchtig.
Es bleibt als beharriidier nicht leicht Tersch windender Kern
das Tastbare lurftck, wdches als Träger der daran gebundo-
neu flflchtigeren Eigenschafken erscheint Die Gewohnheit
hält nun den Gedanken an einen solchen Kern fest,
auch wenn sich schon die Erkenntniss Bahn gebrochen
hat, dass Sehen, Hören, Riechen und Tasten durch-
nus Tsrwandt sind. Hiezu kommt noch, dass dem Räum-
Uchen und ZeitUchen in Folge der eigenthflmlichcn
grossen Entwicklung der mechanischen Phjsik eine Art
höherer Realität gegenflber den Farben, Tönen, DOftcn
sogeschrieben wird. Dem entsprechend erscheint das seit-
liche und ränmUdie Band Ton Farben, Tönen, Doften re-
aler ab diese selbst Die rhysiologie der Sinne legt aber
klar, dass Räume und Zeiten ebenso gut Empfindungen
genannt werden können als Farben und Töne. HioTon
später«
6.
Auch das Ich, so wie das Verfaältniss der Körper cum
Ich, gibt Aalass lum Auftreten nnologer Scheinprohleme^
deren Kern im Folgenden kun angegeben werden soll Die
Gompleie Ton Farben, Tönen u. s. w., wdche man gewöhn*
lieh Körper nennt, bezeichnen wir der Deutlichkeit wegen
mit A, B, . . . . , den Gomplei, der unser Leib heisst,
und der ein Thefl der ersteren ist, nennen wir K, L, M . . . ,
den Gomplex Ton Willen, Erinnerungsbildem u. s, w. stellen
wir durch er, /9, / . . . . dar. Gewöhnlich wird nun der
Gomplex er/f;^...KLM...abIch dem Gomplex A B G
... als Körperwelt gegenflbergestellt, zuweilen wird audi
o /f 9^ .... als Ich, KLM....ABC....als Kör-
perwelt susammengefasst Zunächst erscheint ABG....
als unabhängig Tom Ich und diesem selbstständig gegenflber
stdiend. Diese Unabhängigkeit ist nur rdaÜT, und hält Tor
gesteigerter Aufinerksamkeit nicht Stand. In dem Gomplex
a fl Y . . . kann sich allerdings manches ändern, ohne dass
an A B G . . . . Tiel bemerklich wird, ebenso umgdcehrt.
Viele Aenderungen In a ß y . , . gehen aber durch Aendo-
rungen tai K L M . . . . nach ABG.... Aber und um-
gekehrt (Wenn x. B. lobhafte Vorstellungen in Handlungen
ausbrechen, oder die Umgebung in unserm Leib merkliche
Aenderungen Teranhiast) Hiebei scheint K L If . . . .
vdi a ß y . . . . und mit A B G . . . . stärker susammen-
suhängen, als diese untereinander. Diese Verhältnisse finden
eben in dem gewöhnlidien Dtenken und Sprechen ihren Aus-
druck.
Genau genommen zeigt sich aber, dass ABG.... im-
mer durch K L M . . . . mitbestimmt ist Ein Wflrfd wird,
wenn er nahe, gross, wenn er fem, klein, mit dem rechten
Auge anders als mit dem linken, gelegenüich doppdt, bei
geschlosse n en Augen gar nicht gesehen. Die Eigenschaften
eines und desselben Körpers erseheinen also durch den Leib
modifidrt, sie erscheinen durch densdben bedingt Wo ist
denn aber deraelbe Körper, der so Torsehieden er-
•'•^i
i
r
— 8 —
scheint? Alles wis man sagen kann ist, dass Terscbiedene
A B C . . . . an rerscfaiedene K L M gebunden sind«).
Wir sehen einen Körper mit einer Spitse 8. Wenn wir
8. berühren, sn nnsemi I^b in Beziehung bringen, erhalten
wir einen 8Uch. Wir können 8. sdien, ohne den SUch tu
ffthlen. Sobald wir aber den Stich fllhlon, wenlen wir 8
finden. Es ist also die siclitbare Spitse ein bleibender
Kern, an den sich der Stich nach UmstAndeo wie etwas
Ziifillligcs ansdiliesst Bei der HAofigkoit analoger Vor-
kommnisse gewöhnt man sich endlich, alle Eigenschaften
der Körper als Ton bleibenden Kernen ausgdiende durch Ver-
mitünng des licibcs dem Ich beigebrachte ^ Wirkungen", die
wirEmpfindungen nennen, anzusehen. Hiermit verlieren
aber diese Kerne den ganzen sinnlichen Inhalt, werden zu
bloMcn Oorlankensymbolen. Es ist dann richtig, dass die
Welt nur aus unsem Empfindungen besteht Wir wissen
aber dann eben nur von den Empfindungen, und die An-
nähme jener Kerne, so wie einer Wechselwirkung derselben,
aus welcher erst die Empfindungen hervoigehen worden, er-
,. ?? ?! ^^ ^''**^ Ocdiulkm Tor laiifrrr Zeit (Virrteljuhnw'hfMI flir
I nychuitric f^ipiiir and Ncawicd mw „«bcr die AbMiigiffkoU der Ncti-
haaUtillrit von cinandri^) in folffcndrr Wcipo AuMlnick ftcigohen : Der
Aitdmck ^lanetUmKlninx" bcirHrt, dm« miin nich noch nicht recht tnm
UewBwtecio gebneht. oder weniffiton« noch nicht nAth% g«Ainden hat
di« DciniM.t.cin noch in der TcrminoloKio n bekunden, daat dio
Sinne weder falaeh noch richtig; leigcn. J>aa einrig Richtige,
waa man von den SinneMnranen aagen kann, iat, daaa »ie unter rcr-
• chiodenen Uniatlnden Torachiedone Empfindungen nnd
Mahrnehmnngen analAaen. Well dicao „UmaUnde- ao ftaaaent
mannigfaltiger Art theila flmere (in den Objecten gelegene}, theila innen
(in den SinMaorganea aitiemieX thdU innerato (in den Centralofgmnen
ttilige) aind, kann ea allerdinga den Anachein haben, wenn man nur anf
J^^'^ÜT" ^■~**'^<* ^^^ >»•*. ^•" da» Organ ungleich anter gleichen
tmatinden wirkt Die angewshaUHieB Wirknngen pflegt man nan TSn-
if hangen n nennen.
^ 9 -
weist sich als gftnzlich müssig nnd flberflassig. Nur dem
halben Realismus oder dem halben Kritidsmus kann
eine solche Ansicht zusagen. _^
6.
Gewöhnlich wird der Complex aßy. .. KL U...
als Idi dem Gomplex ABC.... gegenflbergestellt. Nur
jene Elemente Ton A B C . . . . , welche a ß y . . . . star-
ker altcriren, wie einen Stich, einen Schmen pflegt man
1>ald mit dem Ich susammensufasscn. SpAter zeigt sich aber
durch Bemerkungen der oben angefbhrten Art, dass das Recht,
ABC.... zum Ich zu z&hlen, nirgends aufhOrt Dem
entsprechend kann das Ich so erweitert werden, dass es
schliesslich die ganze Welt umfiisst*). Das Ich ist nicht
scharf allgegrenzt, die Grenze ist ziemlich unbestimmt und
willkahrlich verschiebbar. Kur indem man dies Terkennt,
die Grenze unbewusst enger und zugleich auch weiter zieht,
entstehen im Widerstreit der Standpunkte die metaphysischen
Schwierigkeiten.
So bald wir erkannt haben, dass die Termeintlichen Ein-
heiten „Körper^ „Idi'' nur Kothbehdfe zur vorlftufigen
Orientining und fQr bestimmte praktische Zwecke sind (um die
Köriier zu ergrdfcn, um s i c h vor Schmerz zu wahren u. s. w.),
mflssen wir sie bei vielen wdtergehenden wissenschafUidien
8) Wenn ich Mige, der Tiach, der Banm o. a. w. »ind meine EmpAn-
dnngen, ao liegt darin, der Vorstellvng dea gemeinen Uannea gegenflber.
eine wirklich« firweitemng dea IcK Aber auch nach der GefÜhlaaeite
ergibt aich eine aolche Erwelterang fSr den Virtnoaen, der aein Inatra-
ment faat ao gat behemcht ala aeinen Leib, Ar den gewandten Bednor,
in dem alle Angenaien eonrergiien, nnd der die Gedanken aeiner Znh«>rer
leitet» Ar den krllHgen PoliHker, der aeine Partei mit LeichHgkeit fthrt
«. a. w. — In Depreaaionanurtinden hingegen, wie aie Berr<iae Menachen
lettweilig ra ertragen haben, achnimpft daa Ich tnaaramen. Eine Wand
acheint ea ron der Welt in trennen.
— lO —
ÜBtonodmgei ab aurareieiieiid and wisatreffeBd auf-
geb». Der OegODMli iwiiclMB Idi «ad Wdt, Empfiadaag
oder EndMteaag and Ding fiült daaa weg, oad es handelt
rieh lediglidi na dea Zasammeahang der Elemente
a^X*'**ABC....KLM....,fllr welchea d>eD
dieser Gegeosals aar ein theilweiae aatretTender aatoUsl&n*
diger Aasdradc war. Dieser Zasammeahang ist nichts wei-
ter als die Vei kaüyfu ng Jener Elemente mit andern glrich-
artigen Ehmeaten (Zeit oad Ramn). Die Wissenschaft hat
ihn einbeh aasoerkennen, nndsich in demselben saori«
entfreni anstatt die Existeas desselben erlüAien sa wollen.
Bei oberdacUidier Betrschtnng scheint der Complex
ff /?/.«• aas Tiel f loch tigeren Elementen an bestehen»
als A B C . . . . nnd K L H . . . . , in weldien letsteren
die Elemente stabiler aad ia mehr beständiger Weise
(an feste Kerae) gekaApft su seia scheinen. Obgleich bei
weiterem Zasehen die Elemente aller Gomplexe rieh ab
gleichartig erweisea, so sdileicht ridi doch aach nach
dieser Erkenntniss die altere Vorstellang eines Gegensatses
▼OB Körper oad Geist leicht wieder eia. Der Spiritaalist
flihlt wohl gdegeatUch die Schwierigkeit, seiner Tom Geist
geschaffenen Kdrperwelt die aöthige Festigkrit sa geben, dem
Materialisten wird es sondetbar an Math, wean er die Kör-
perwelt mit Empiadong bdebea solL Der darch Ueber^
lagong erworbene monistische Btaadpankt wird darch
die Altersi stirkenn faistinctiTen Vorstdlangen Iricht wieder
getrübt
7.
Die beseichnete Schwierigkeit wird besonders bei folgen-
der Ueberlegang empfanden. In dem Complex A B C • . . »
dea wir als KOrperwdt bearichaet habea, fiaden wir als
— II —
Theü nidit nar ansem Leib K L M . . . . , sondern aach
die Leiber anderer Menschoi (oder Thlere) K' L' M' . . . . ,
ff' L" M" . . . . , an weldie wir nach der Analogie dem
Complex o /f y Ähnliche a'/f /...., a'» ^ r" ••• •
gebunden denken. So lange wir uns mit K' L' BT . . . .
beschftftigen, befinden wir uns in rinem uns vollständig ge-
läufigen, uns ObcraU sinnlich xugänglichem Gebiet Sobald
wir aber nach den Empfindungen oder Gef&hlen fragen, die
dem Leib K* r M' ... . «ugehercn, finden wir dieselben
in dem rinnlichen Gebiet nicht mehr Yor, wir denken sie
hinzu. Nicht nur das GAiet, auf welches wir ans da bege-
ben, ist uns tiel weniger geläufig, sondern auch der Ueber-
gang auf dasselbe ist ▼ortiftltnissmftssig unsicher. Wir haben
das Gof&hl, als sollten wir uns in einen Abgrund stfirzea *).
Wer immer nur diesen Gedankcnweg einschlagt wird das
Gefühl der Unsicherheit, das als Quelle von Scheinproblerocn
sehr ergiebig ist, nie yollstftndig los werden.
Wir sind aber auf diesen Weg nicht beschrankt Wir
betrachten zunächst den gegenseitigen Zusammenhang der
4) Ab ich in einen Altet wi 4-5 Jehwn f« eirtemwl tob Lande
nacb Wien kam, nnd ron neinem Vater anf die Baetei (die ebemaUge
ßtadlmaner) gclührt wnide. war ich aehr flberfa«:ht. in Stadtgiabea
nnten MenM^hen tn aohen, nnd konnte nicht begreifen, wie dieaelben Ton
meinen Standpunkt ans hatten hinunter geUngen können, denn der Go-
danke einet andern mögUcbcn Weges kam mir gar nicht in den Bton-
DIoMlbe Uebemichnng beobachtete ich nochnak an meinen etwa Sjih-
rigon Knaben bei Gelegenheit eince Spariorgangoa anf der Piager Stadt-
mancr. Dicwt GcmWs erinnerte ich mich jcdcMnal bei der im Tcrt
beteichneten üeberlcgung. nnd gern gestehe Ich, dass nein f»^^?;"
lebniss bei Befestigung nehier tot langer Zeit geüusten Ansicht Sber
diesen Punkt wesentlich nitgewiikt hat Die Gewohnheit» mateneU ud
psychisch stetB dieselbett Wege n gehen, wirkt sehr dewwientiiend. Bn
IQnd kam befan Durchbrechen einer Wand kn lioget bewohatea Änsn
eine wahre Erweiterung der Weltanschauung empfinden, md eine klein»
wInenichaflUche Wendung kam sehr anfklirand wiiken.
i
— ij —
Elcmeota des Compicxes ABC... ohne auf K L M . . . .
(anscrn Leib) tn «ehten. Jede phjeikalische Untenachung
iet To« dieier Art Eine weiase Kugd fiUlt auf eine Glocke;
es klingt Die Kugel wird gelb tor der Natrium-, roth tor
der Lithiumlampe. Hier scheinen die Elemente (ABC....)
mir untereinander zusammenzuhängen, von unsermLeib
(K L M • . . .) unabhAnglg su sein. Nehmen wir aber 8an-
tonin ein, so wird die Kugel auch gelb. Drdcken wir ein
Auge sdtwArts, so sehen wir zwei Kugeln. Schliesscn wir
die Augen ganz, so ist gar keine Kugd da. Durchschneiden
wir den Gehdrnerr, so klingt es nicht Die Elemente
ABC.... b&ngen also nicht nur untereinander sondern
auch mit K L M . . . . zusammen. Insofern, und nur in-
sofern, nennen wir A B C Empfindungen, und
betrachten wir A B C .... als zum Ich gehörig. 1 Auf die-
sem Wege ünden wir also nicht die rorher bezeichnete Kluft
zwischen KOrpem und Empfindungen , zwischen aussen und
innen, zwischen der materiellen und geistigen Welt»). Alle
Elemente ABC KLM UMen nur eine zu-
snmmenhAngende Masse, welche an Jedem Element angefasst
ganz in Bewegung gerAth, nur dass eine Störung bei
K L II . , . . Tiel weiter und tiefer greift, als bei A B C. . . .
Ein Magnet in unserer Umgebung stört die benachbarten
Eisenmassen, ein stflrzendes Felsstflck erschattert den Boden,
das Durchschneiden eines Nerven aber bringt das ganze
System von Elementen in Bewegung <).
o- ^^ ^?!Lr^'* OmiMlHnlcn der Lehre ron den Bewemnnenmfiii.
*«!«• Wprfg^ Esgebwum 18781 8.64. '^^ '
. J?^ aiiwmHfilch ftkrt dlee Terhlltni» ni dem DOde Hner
Oft h«be ich nilfh dieeee Bfldee hn Yortnge bodlrai
- ij -
8.
So besteht also die grosse Kluft zwischen phjfsikalischer
und psychologischer Forschung nur fllr die gewohnte stereo-
type Betrachtungsweise. Eine Foriie ist ein physikalisdios
Object, sobald wir z. B. auf ihre AbhAngigkeit von der bo-
leuchtenden Lichtquelle (andern Farben, Wftrmeo, RAnnieii
u. s. w.) aditen. Achten wir aber auf ihre Abhängigkeit
von der Netzhaut (den Elementen K L M . . . .) so ist sie
ein psychologisches Object, eine Empfindung. Nicht der
Stoff sondern die Untersuchungsrichtung ist in beiden Ge-
bieten verschieden.
Sowohl wenn wir von der Beobachtung fremder Men-
schen- oder Thierlciber auf deren Empfindungen schUessen,
ab auch, wenn wir den Einfluss des eigenen Leibes auf
unsere Empfindungen untersuchen, niOssen wir eine beob-
achtete Thatsache durch Analogie ergAnzen. Diese Ergän-
zung fiillt aber viel sicherer und leichter aus, wenn sie etwa
nur den Norvenvorgang betrifft, den man am eignen Leib
nicht vollständig beobaditen kann, wenn sie also in dem ge-
läufigem physikalischen Gebiet spielt, als wenn sich die Er»
gjluzung auf Psychisches erstreckt Sonst besteht kein
wesentliclier Unterschied.
Die dargelegten Gedanken erhalten eine grossere Fes-
tigkeit und Anschaulichkeit, wenn man dieselben nicht bloss
in abstncter Form ausspricht, sondern direkt die Thatsachcn
in*s Auge fasst, welchen sie entspringen. liege ich z. B.
auf einem Bubebett, und schliesse dos rechte Auge, so bietet
sich meinem linken Auge das BiU der umstckendeD Figur 1.
In einem durch den Augenbrauenbogeu , die Nase und den
Schnurrbart gebUdetSD Rahmen erscbeiat ein Theil meines
r u
i/
KSrpen, w wdt «r tldiÜMr ia
Mail Leib utencbeidet itch ^
) den tndcn »eBuUld«i
FlfwL
I^bera nAtt dem Dmataade, daM Jede lebbaftere Bewegnnga-
Tontollnsg wfnt In dencD Bew^ang loabricht, dua deeMo
Berflbnng Ri&llaidfln Verladeniogea bedingt ili ja»
aadenr KOrper, daduch dtn tr nur tbeilwelse and inabe-
•Mdata obM Kopf geidiei wird. Boobtcbte leb ein Ekmeat
StoiWMopl* JedanuM plAUf H te ■bw •chtttailffw n bMchnUm
— ' -■—^ -'mi ibM MehMit tlM 4mMlt« W, ««Dm wir Uw
— IS -
A im OttichtBfdde, nsd nntenndie 6m
mit dnem andern Element B deaidbee Feldes, w komme
Idi aua dem Gebiet der PfaTslk In Jenes der Fbjii&lo^ oder
Pifcbologie, wenn B, um den treffnden AudniGk anzu-
wenden, den ein Frenod beim Anblick dieser ZeidiDnng ge-
legentlich gebrancbt bst*), die Haut pamirt. Aebnliebe
Ueberiegungeo wie fttr das Oeaichtsfdd lassen sidi (Qr das
Tsstfeld nnd die WahmebaiaDgsfcldar der 1lbrig«n Sinne
anstellen *}.
10.
Es bt schon auf die Verscbledenhdt der EloDunten-
gruppen, die wir mit ABO.... nnd s ^ j* . . , . be-
xeicbDet haben, bbgewieien worden. In der That, warn wir
dneo grOneo Bann vor uns sehen, oder nns an dm grO-
neDDanm erinnern, ans denselben Tor stellen, so wissen
wir diese bdden Fllle gani wohl n unterscheidea. Der
Torgestellte Baum hat eine Tid weniger bestimmte Tid meiir
Terftnderlidie GesUlt, adn Grfln ist Tid matter nnd flOeh-
tlgcr, nnd er erschdnt rar allem deutlidi In einom ande-
ren Fdd. Eine Bewegung, die wir ansfUiren wollen, ist
Immer nur dne Torgestellte Bewegung, nnd erscheint in
doem andern Fdd als die aBSgeAhrta Bewegmig, wddie
abrigent iniaer eriblgt, wenn die VonleQnng lebhaft genng
8) Hon iBgwiaw J. Poppar fm Wies.
(Ö Zar EntverfoBK iietet Zciehnuig Üb Ich m etwa 17 Jithna
4ndi ciam droDicea ZifbU Tnulurt worden. Eia Bonnehr ic Hto i W -
BOT Herr i. L, doNoi wahikalt HebentwaidlgüT Chtntcter aber audw
IbecattidtU binwe« lulT, wtUgl« mieb eiM HebiiA tm Etat«* M
,Aaff kb«: Db SdbctocbMKBg ,Idi* unafthnK
AifUinsg: Uta fthrt rfa «ho« walten Mi.'
Vm wn Htm» pUlonpUNlM ,Tld Lbm ■■ Nlchta" lebenbaft ■■ Ol»-
■trinn, nd n^ikb n idip«, wfa mm wfaMlA dUBalbitiebiam J A*
«MAhi^ ntararf Ich die »Vgt MAMUf.
• |6 «
si«L^ r ,*•/'* '""* V«**-*«»« -«schieden.
JastempfiadiugM, «nleni auch alle flbr..». c- .
-pWuie. J^l":!'^"^^ Schwer. ««, L«.t.
^«Ka den wesentliche« Inhalt aller sogenaiuiten Geftüde
Sonut aetsea aieh dia iv.i.^_i. ««w» uaiuue.
ZZ. u T^'^ ^ ^"^^ Verbindung zu-
wunmcn. Man neont diese Elemente jzewöhnlirJ. F.««« i
i>» aber in diewni Kämet. ^«"J^^"^*^ ^Pfi«dungen.
Ueirt M ri-AH !T 7^ ^ ^^^ einseitige Theorie
üeg^ »o tiehn wir vor. kurzweg von Elementen zu spre-
chcD, Wie wir schon gethan haben aiu v^ i . *
die Ennittinnff d-r vlT; J^ AUeForsdiung geht auf
«e ü^tumig der Verknüpfung dieser Elemente aus «•).
11.
nur ^ •"•*«;" J^^^-^entencomp^^^ welcher im Grunde
Bie JÜSL lidlTi?^^"^^^ «?'- "^- B^''Hft:
ftM^ Oü«, 1871 """• ^^'^ ^' ^^^^ der Arbeit
! 11
— 17 —
stimmter Ar alle FAlle zureichender Weise abgrenzen lassen,
wurde schon gesagt Die Zusammenfassung der mit Schmerz
und Lust am nAchsten zusammenhftngenden Elemente zu
einer ideellen denkokonomischen Einheit, dem Ich, hat die
höchste Bedeutung für den im Dienste des schmerzmeidenden
und lustsuchenden Willens stehenden Intcllect Die Ab-
grenzung des Ich stellt sich daher instincüv her, wird ge-
lAufig und befestigt sich vielleicht sogar durch Vereisung.
Durch ihre hohe praktische Bedeutung nicht nur l&r das
Individuum sondern fllr die ganze Art machen sich die Zu-
sammenfassungen „Ich^* und „Körper** instinctiv geltend, und
treten mit elementarer Gewalt auf. In besondern F&llen
aber, in welchen es sidi nicht um praktische Zwecke handelt,
sondern die Erkenntniss Selbstzweck wird, kann sich diese
Abgrenzung als ungenügend, hinderlich, unhaltbar erweisen* >).
Nicht das Ich ist das PrimAre, sondern die Elemente
(Empfindungen). Die Elemente bilden das Ich. Ich
empfinde Grttn, will sagen, dass das Element GrOn in einen
gewissen Gomplex von andern Elementen (Empfindungen, Er-
innerungen) vorkom:. t. M'enn ich aufhöre Grfla zu empfin*
den, wenn ich. sterbe, so kommen die Elemente nicht mehr
11) So ViiDn avch dftt 8tandrsbcwiii«tacin vnd lUs Stsadctronuthcil,
(Im Gcfllhl fBr KationalitAt, der boniirtottc Locid^Mtriotiiniif Ar gevine
K wecke vcli^ wichtig tcin. Sokbo 'Anschamiiircn werden aber gewin
nicht den weitbUckendcn Foncbcr wisieichiieii, wcnigsteM nicht im Mo-
mente det Fonchcns. AUo dieto egoistischen Antduimgen reieben nnr
Dir ]>nürtitcho Zwecke ani. KaiOrlich kann der Qewobnbeit noch der
Forscher nnteriiegen. Die kleinen gelehrten Lompereien, das scbhrao
Bentttien und das perfide Vemcliweigen, die ScUinfj^eaehwerden bd dem
nnvenneidlichen Worte der Anerkennung und dio achiofe Beknehtnng
der frrmden Leistung bei dieser Gelegonbeit icigen Unllnglicb, dass
anch der Forscher den Kampf nuis Dasein kämpft, das« nach die Weg«
der Wissenschaft noch ram Hände fikhren, nnd dam der reine Erfcennt-
nisstrieb bei vnsem heutigen socialen Verhiltnissen noch cte Ided ist
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BerreaiiB« kn-J. , ^ «Ki™ mrf Dicht laf dte «b.rf„
p™wH«, Uta™-. biXri'u «?"«'w«" w.™«,.
*»*. »Aldi. s^dTVJÄ^'S'irs"''*"'«» »"
Uan konum nna nicht mit der logeDa&nteD Einheit (lei
Bewimtwins. Da der scheinban GegetuaU der wirkli-
chen and der empfundenen Welt nnr in der Betrach-
tungsweise liegt, eine dgontlicho Kluft aber nicht eiistirt,
■0 iit ein Bannigtaltiger laaunmcabAngeoder Inhalt des Be-
wnsstadni um nichts sdkwercr sa rerstehen als der mannig-
faltige /nsamnenbang in der M'elL
Wollte man das Idi als dne reale Einheit ansehen,
so klme man nicht aus dem Dilonma heraus, uitweder eine
Wdt von unwkennbarea M'esea demidben gegenflbeizustdtni
(was gani massig und sielkN wftni), oder die ganze Wdt,
die Ich anderer Menschen eingosdiloneB, nur ab in uuserm
Idi enthalten anEusehen (wozu man sieh ernetUdi sdiwer
entsddiessen wird).
buo EMkÜ t» bchamlrln, loMcrt rieh «incMchaftUeh oft hl elupnUiain-
lidwr Wi'iw. Ani dem Lcibo «inl nnichit du KmrMjwtcM all Siu
4or EnpBnduigGii ■lugcioiiilcrt In dmi ymuMfikiu wlhlt pmui «ic-
der dM Hin •)■ hicia grpignrt iiu, nsd nicht whUciriidi, die vcnwiBt-
Uebe pcyeluMibo Einheit n ntten, Im Hin Boeta «Mb dM> Finiit
«b Siti der Socio. Bo rolic Anuluiiaiigm werden kb«r «cbwcrlkh gr-
Hgnot iciB , aach nnr in den ^Ititrii Zafn die Wegu der kSrnftigcB
UntemchaBg tlici dea ZaummcnhaBfc dn PhjaiMlieB und PijthiiclKa
TonmcichnnL Du* dio tcTKhlrdcncn 0r)(aB0 der EoqifladaaK and der
Eflnening mit cinandor phjibeh latammoBhliKeD lad daich eiu-
aadcr loirht erregt «rrden IrtImieB, ftt mknefitMiA dio Grandlaga
der .p^eiMchon Einlieif. leli hOfta daaul ei— Ui ch die Frage diic«-
tin«; ,WicM die Walirnehmanft elBci grawen PauaiLa ia ieax kknara
Kopfe de« Hciwclion Flati tlndo'T BcateM aadi diraea Problsm
nkht, io wird doth danh dio Fiaf(o die Vertn h it h eit nUbar, dio maa
Mclit begebt, indem man atrb dio nnpHadangen rSaailich ia da*
Hirn hincindenkL Iit Ton den EmpfladangoB oiaoa aadora llenaelien
dio Bodo, Bo haben dieio in mciBcn opUacboB odar Bberiwnpt phjiiMbcn
Baam aattrti . gar nichta n achalTnl; lio dad hkufcdacbt, nad kh
dealto rio eanaal, alioT nicht liamUch aa daa beobachtclo oder Tor-
gectelUo HciuchcnlUin gcbnndcn. Sprache ich Toa MefBaabipBadnB-
Ren, M risd dictelbcn nicht ifsmllcb in moiaeB Kopb, aoadera BKia
.Kopf t heilt tlolnichr mit ihnen daNdbe lUnUchaFeU, wloeaabra
dargeatoUt wvids. fTcrgl daa tber üg. 1 OeMgte.)
Too den unsrigei etwu *iv»>ki^. ip»"«^
«■«.icb., .,. E„p.i::tsr;trrr'-
wdcbe dareli phniolod«*« Hn.— l wniottJage,
nnd durch dinelbe irerdea nanche TemteiDtUchca Probleme
beseitigt
Diu Welt bestellt sIbo Air uns nicht aui rftthselhailcn
Wesen, «reiche durch Wechselwirkung mit oinem udeni
ehoiBo T&thselhaften Wesen, dem Ich, die tllein «ogftag-
lichen Empfindungen erzeugen. Die Faibeu, Tünc, BAume,
Zeiten . . . sind für uns die letzten Elemente, deren gegebenen
ZoBAmmenhAng wir zu erforsdicn haben >*), Bei dieser
U) Ich habe m ileU «!■ bnomlcm GIflck rmprnndrn, dm mir i^hr
frth (in einem Alter von 15 Jakrcn etwa] in der Bibllothcli mfian V><
trn Kknt'i „Prolp^nH'iw lU jeder kflnFUgcn UcUphfuk* in djf Hand
fielen. I»F*o Schrift hit dimali Hnm ge«*!ti|[cn aniiulaKhlirbn Ein-
ilre«k Uli Bkh gemMht, dm icli tai (tleirber Weite bei (plterer fhüo-
■ophitchcr Le«tBro nie mehr fühlte. Etv« iwei oder drei Jahre apiter
nnphnd ich plotilich die mfluiei! Holle, welche ■!■■ „Diag *a airh' apidL
An rlncn bcitein Sommerta)^ in PreicB erwhien mir einuial die Welt
aaimnt nciaem Ich >la c i ■ • iBSMnmeBhingewde Uaive xtm EmpflndiiDf.'ea.
nar im Ich atArker iiuunmenhlngend. Obgleich Ac eiffenUklic BeSexiaa
aich ent apAti^ hinraseacllte, ao iat docli diracr Hnment für mciBo ganto
Anachanang kotininmd gewonlea. Uebrineni habe ich noch einen lan-
SCra and harten Kampf gi-ktmiifl. boror ich im BUnde war, di« Kewoo-
neao Aniicht auch in meiiirni S|ic(ii]t(ebiet(! featiatuilteD. Mao uioHut
mit dem IVerlhvallen der phjiikaliwhm Lehren KoUiwendig eine Iwdeti-
lende Doaia fklKhcr Hetapkj-fik «nf, welch« tm den. wa« beibehalten
werden rnnaa, recht acbwer loa Reht, gerade dann, wem dioae Lefatei
gelinllg geworden. Aach die llbcrkoinmcnen Inatinclivcn Antlkaaange«
traten leitweUlg mit grwacr Qewalt berror. aml atdlten airh hemmend
in den Weg. Erat dorck abwcchaeltula Bcachlftigang mit Phjiik and
l'hfaiologio der-fitnne, aowio darch hiatotuch-phj'alkalipelia Stadien bab«
ich (etwa aeit 18M). ntdidnm ich den WiJeratreit noch darch eine plij-
aikaliaclt-pajchakigiacbo Uoaadologia veri^blkh la kiaen remcht hatte,
In meinen Aniirliten eino grOaaero Featigkcit erlangt Ich macbo keinen
Aniiimch aaf den Namen cinea Philmo|ihen. Ich wfirucbe nai in der
Phjrik dnen'Slaadpankt eintanehmcn, den man nlrht aofnrt ni weelircln,
brKncht wi im man in da« Ueblet eiiier andem Wlawwrhaft hlHaberblkkt,
ila icliUeMlich doch alle ein tianie« bilden aoUon. Dio heatigo llalekolaj^
phjaik Mlnpricht dieaer Fonkrang eatachleden nicht. Wm ich HWe< balra
ich virileicht nicht in erat gvaagt leb will moinoDarkgmg aach nicht
«k eine braoudero Ldatqng hiaatoUea ViehwhT ^nb« ich. daa jader
beUitlg dcnaelbcn Weg ehMehlagca wird, dar in b w awt H T Weiaa «nf
— sa ->
Fofschnog kAnnea wir ans durch die fllr besondere prakti-
idic temporftre und beBchr&nkto Zwecke gebildeten Zusam-
inenlamiBgea und Abgrenzungen (Körper, Ich, Materie,
Geist . . • .) nicht hindern lassen. Vtelniehr mOssen sich bei
der Forschung selbst, wie dies in jeder Special Wissenschaft
geschieht, die sweckmAssigsten Denkformen erst ergeben.
Es mnss durchaus an die Stelle der flberkommenen instinc-
kiTca eine freiere, naivere, der entwickelten Erfahrung sich
anpassende AuflTassung treten.
13.
Die AVissenschaft entsteht immer durch einen Anpas-
Ningsproccss der Gedanken an ein bestimmtes Erfahruogs-
Sebiet Das Resultat des Proccsses sind die Gedankenele-
mente, welche das ganze Gebiet darzustellen vermögen. Das
Resultat fiült natflrlich verschieden aus, je nach der Art
uid der GrOsse des Gebietes. Erweitert sich das Erfahrungs-
Scbict, oder vereinigen sich mehrere bisher getrennte Ge-
tnete, so reichen die flberkommenen gol&ufigen Gedanken-
Bfemente fllr das erweiterte Gebiet nicht mehr aus. Im
Kampfe der erworbenen Gewohnhdt mit dem Streben nach
Anpassung entstehen die Probleme, welche mit der voll-
rinem nkkt n bctchiinktca Wiwcmgv^bici UiMclum hält Meinem Stand-
pmlt nahe Urgt Jener ron Arcnarini, den ich kflnlich kennen gelernt
habe (PMloaopliio als Denken der Welt nach dem Princip dca kleinsten
Kialhnattet 1876)l Aich Hering in feiner Rode über das Oedichi-
9m (AlfiMnach der Wiener Akademie 1670, 9. 258) vnd J. Po]vper in dem
»cbfinen Bnche „Au Recht n leben nnd die Pflicht ra tterbon" Leipsig
1878 8. es bewegen lieli in ihnlichen Gedanken. VergL aaeh meine Rede
pSber die Sconerei a c h e Katar der phyiikaBschen Forachvng* (Almanach
der Wiener Akademie 188S, 8. 179 Arnnctfcnng). EndUch mnm ich hier
noch anf die Bnleitnng tv W. Prejer'a, „reine Empflndongalehro^
Mwie anf Riehrt Freibnrgor Antrftterede & 40 hinwdsea Und wahr»
Khcinttch mflaste ich noch viel mehr oder weniger Vcrwandtea anfthren,
«enn ich ein« aaigebreitetera literatnrkenntniai hätte.
i
- t| -
endeten Anpassung verschwinden, um andern, die einstweilen
auftauchten, Platz zu machen.
Dem Messen Physiker erleichtert der Gedanke eines Kör-
per, die Orientimng, ohne stOrend zu werden. Wer rein prakti-
sche Zwecke verfolgt, wird durch den Gedanken des Ich wesent-
lich unterstfltzt Denn ohne Zweifd behält jede Denkform,
welche unwillkflrlich oder willkfirlich fflr einen besondem
Zweck gebildet wurde, fllr eben diesen Zweckeinen bleiben-
den Werth. Sobald aber Physik undPsychohigie sich berühren,
zeigen sich die Gedanken des einen Gebietes als unhaltbar
in dem andern. Dem Bestrelien der gegenseitigen Anpassung
entspringen die mannigfaltigen Atom- und Monadentheorieen,
ohne doch ihrem Zweck genOgcn zu können. Die Probleme
erschoiiien im Wesentlichen beseitigt, die erste und wichtigste
Anpassung demnach ausgeflihrt, wenn wir die Empfindungen
(in dem oben bezeichneten Sinne) als Weltelemente ansehen.
Diese Grundanschauung kann (ohne sich als eine Philosophie
fttr die Ewigkeit auszugeben) gegenwärtig allen Erfahrungs-
gd>ieten gc^;enflbcr festgehalten werden, sie ist also diejenige,
weiche mit dem geringsten Aufwand, öconomischer als eine
andere, dem temporilren Gesammtwissen gerecht
wird. Diese Grundanschauung tritt auch im Bewusstsein
ihrer lediglich (kwnomischen Function mit der höchsten To-
leranz auf. Sie drängt sich nicht auf in GreUeten, in welchen
die gangbaren Anschauungen noch ausreichen. Sie ist auch
stets bereit, bei neuerlicher Erweiterung des Erbhrungsge-
bietes einer besseren zu weichen.
Der philosophische Standpunkt des gemeinen Mannes,
wenn man dessen naivem Sealismus diesen Kamen zuerken-
nen will, hat Anspruch auf die höchste WerthschäUung.
Derselbe hat sich ohne das absichtliche Zuthun des Menschen
in unmessbar langer Zeit orgeben; er ist ein Katurprodoct
T H -
vad wird dnrdi die Natar erhalten. Alles was die Philo-
topUe g eleietet hat, ~ die biologische Bereehtigang
jeder Stufe, Ja Jeder Verirmag sngestaaden — ist dagegen
nur ein nnbedenteades q^beaeres Knnstprodukt Und wirk-
lieh sehen wir Jeden Denker» Jeden Philosophen, sobald er
durch praktische Bedriagniss ans seiner einseitigen intel-
lectnellen Boichiftignng fcrtrieben wird, sofort den allge-
Tinrn Staadonnki einnelunen«
Die wVorbe ae r k n n gen" suchen auch keineswegs diesen
Standpunkt sn discrsditirsn. Dieselben stellen sich nur die
Au%abe au seigeu, warum und su wekhem Zweck wir
des grOssten Theil des Lebens diesen Standpunkt einndinen,
und waruHi, su wekhem Zweck und in wddier Rieh-
taug wir ilsnssibsn ▼orttbergehend verltssen mOssen.
Kein StoMlpuukt hat eine abeolute bleibende Geltung;
jeder ist nur wichtig Ihr einen bestimmten ZwedL
i
4
Ble Uauptgeslehtspuiikte für die Uutersuehung der
Sinne.
1.
Wir Tersuchen nun von dem gewonnenen Standpunkte
einen orientircodcn Ausblick filr unsem besonderen Zweck.
Hat der forschende InteUect durch Anpsssuog die Ge-
wohnheit erworben, zwei Dinge A und B in Gedanken su
terbhiden, so sucht derselbe diese Gewohnheit auch unter
etwas Terinderten UnistAnden nach Möglichkeit festzuhalten.
Udierall wo A auftritt, wird B hinzugedacht llai kann das
sich hierin aussprechende Princip, welches in dem Streben
nach Oeconomie seine Wurzel hat, welches bei den grossen For-
schem besonders "klar hertortritt, das Princip der Stetig-
keit oder Continuitftt nennen.
Jede thatsAchlicb beobachtete Variation in der Verbin-
dung Ton A und B, wciclie gross genug ist, um bemerkt zu
werden, mscht sich aber als Störung der bezeichneten Ge-
wohnheit geltend, so lange, bis die letztere geaOgcnd modi*
fidrt bt, um diese StArung nicht mehr zu empfinden, llsn
hatte 8. B. sich gewöhnt, das auf die Grenze von Luft und
Glas einfallende Mcht abgelenkt zu sehen. Die AUenkungen
Tariiren aber ton Fall su Fall in merklicher Weise, und
man kann die an einigen Fallen gewonnene Gewohnheit so
lange nicht ungestört auf neu Torkommende Falle QbertrageUt
— 16 —
bis man im Slaade ist, Jodem besondcrn Einfallswinkel A
einen besondem Brediiingswinkel B zusnordnen, was durch
Auffindung des aogeaamiten Brochungsgesotzcs , bezichungs-
weiso durch OelAnflgwerden der in demselben enthaltenen
Regel, erreicht ist Es tritt also dem Prindp der Stetigkeit
ein anderes Prindp modiiidrend entgegen; wir wollen es
das Prindp der sureichenden Bestimmtheit oder der
xnreichenden Differensirung nennen.
Das ZnsannenwirkcB bdder Principicn lasst sich nun
durch wdtere AusfÜhnmg des berührten Beispides rocht
gut erlautem. Um den Thatsachcn gerecht zu werden,
welche bd Aendcrung der Farbe des Lichtes auftreten, halt
man den Gedanken des Brecbungsgcsetzcs fest, muss aber
Jeder besondem Farbe dnen besonderen Brechungsexponenten
zuordnen. Bald merkt man dann, dass man auch joder be-
sondem Temperatur ehien besondem Brechungsexponenten
zuordnen muss u. s. w.
Dieser Procoss führt schliesslich zur zeitweiligen Be*
mhigung und BefHedigong, indem die bdden Dinge A und B
so Terbundeu gedacht werden, dass jeder der augenblick-
lichen Erfehrang zugänglichen Aenderung des einen eine
zugdiOrige Aenderung des andern entspricht Es kann
der Fall eintreIeD, dass sowohl A als B sich als Coni-
plcxe Ton BestandthoUen darstdlcn, und dass jeder Be-
standthdl Yon A dnem Bestandtheil von B zugeordnet
ist Dies Imdet z. B. statt, wenn B dn Spectram und
A die zugehörige Probe efaies Gemenges ist, wobd je
dnem Bestandthdl des Bpectmms je ein Bestandtheil der
Tor dem Spectralapparat TerAttchtigten Probe unabhängig
Ten den Qbrigen zugeordnet Ist Erst durch die Tollstaadige
GelauÜgkdt dieses VerhAltnisses kann dem Prindp der zu-
rddienden Bestimmthdt entsprochen werden.
— «r —
2.
Stellen wir uns nun Tor, wir betraditen eine Faibea-
empfinduttg B nicht in ihrer Abhängigkdt von der glOheudea
Probe A, sondern in ihrer Abhängigkdt nm den Etementea
desNetshautprocessesN. Hierdurdi ist nicht die Art,
sondern nur die Richtung der Orientirang geändert, alles
eben Besprochene Terliert dadurdt nidit sebie Geltnag, und
die zu befolgenden Grandsätze bleiben diesdben. Und dies
gilt natfirlich fOr alle Empfindungen.
Die Empfindung kann nun an sidi, unmittdbar, psycho-
logisch analysirt werden (wie dies Joh. Mflller gethan hat),
oder es können die ihr zugeordneten phydkalischen (physio-
logischen) Procosse nach den Methoden der Physik unter-
sucht werden (wie dies vorzugsweise die moderne Phydolo-
genschule thut), oder endlich (was am wdtesten ftihren wird,
wdl hierbd die Beobachtung an allen Punkten angrdft, und
dne Untersuchung die andere statzt) kann der Zusammen-
hang des psychologisch Beobachtbaren mit dem zugehörigen
physikalischen (phydologischen) Process TerMgt werden.
Dieses letztere Ziel streben wir Überall an, wo es erreichbar
«chdnt
Mit diesem Ziel im Auge werden wir dem Prindp der
CkmtinuitAt und jenem der zurdchenden Bestimmthdt nur
genOgea können, wenn wir dem gldchen B (irgend dner
Empfindung) immer und Qbemll nur das glddie N (densdben
Kervenprocess) zuschrdben , zu- jeder beobaditharen Aende-
mng fon B aber eine entsprechende Aenderung Ton N auf-
finden. Können wir B psychologisch in mehrere ton
dnander unabhängige Bestandtheile zerlegen, so können wir
nur in der Aulfindung ebensolcher den enteren entspre-
chender Bestandtheile in N Beruhigung finden. Mit dnem
vierte , zu allen psychisch beobachfbami Einadhdten ton
— ts —
B haben wir die zageordneten phyBilulischeo Eiiuellieiteii
TOD N anfiEosudien.
Wir können tko einen leitenden GrondsnU filr die
Untennchnng aufitellen, der ab Princip des ToUalin-
digen Parallelismus dos Psychischen und Phy-
sischen besdchnet werden mag. Nach unserer Orundan-
Behauung, welche eine Kluft swischen den beiden Gebieten
(des Psychischen und Physischen) gar nicht aaericennt, ist
dieses Princip beinahe sdbstverstindlich, kann aber auch
ohne Hilfe dieser Grundanschauung als heuristisches
Princip aufgestellt werden , wie ich dies Tor Jahren gethan
habe'*).
8.
Zur Erl&uterung des vielleicht etwas zu abstract aus-
gesprochenen Grundsatzes mögen sofort einige Beispiele
dienen. Ucberall wo ich Raum empfinde, ob durch daa
Gesicht, den Tastsinn oder auf andere Weise, werde ich
einen in allen F&llen gleichartigen Nervenproeess als vor^
banden anzunehmen haben. Fflr alle Zeitempfindung suppo-
niro ich gleiche Nervenproeesse.
Sehe ich gleiche verschiedenüutige Gestalten, so suche
ich neben den verschiedenen Farbenempfindungen besondere
g*! e i c he Raumempfindungen und zugehörige gleiche Kerven-
processe. Sind zwei Gestalton Ähnlich (liefern sie theilweise
gleiche Raumempfindungen), so enthalten auch die zugehörigen
IS) VergL mcino Abhtadhuiir i.«^ ^ WMinfr der fiahlich«B
Vcrthellviig det UchtrciBef «af die KeUlwvl* (Bitiaagtborkht der Wie-
■<v Akademie Bd. SS Jahrg. 1865> Fenm: BelelMii't «id DvboU' Ar-
cHir 1866, a 034 imd Qrandliiiien der Lehre tob dm Bowegangeempffii-
änngr^n. Leipiig. EngebiMiin 187& & BS. —Asch la meiner AwAhmiig
im Fl chte*e Zeiteehrift filr PhUoMipMe, Bd. 46, Jahig. 1886» & 6 bt
Jter OrwidMils faapUdte ichea enthaltea.
I M
— 19 -
Nervenproeesse theilweise gleiche Bestaadtheila Haben zwei
verschiedene Melodien gMcfaen Rhythmus, so besteht neben
den verschiedenen Tonempfindungen in beiden Fsllen eine
gleiche Zeitempfindung mit gleichen zugdi5rigen Processen.
Sind zwei Melodien in verschiedener Tonlage gleich , so ha-
ben die Tonempfindungen und ihre physikalischen Bedingun-
gen trotz der ungleichen Tonhöhe gleiche Bestandtheile.
Kann die scheinbar unbegrenzte Mannigfaltigkeit der Farben-
empfindungen durch psychologische Analyse (Selbstbeobach-
tung) auf 6 Elemente (Grundeoipfindungen) reducirt werden,
so dürfen wir die gleiche Vereinfachung flir das System der
Nervenproeesse erwarten. Zeigt sich das System der Raum-
empfindungen als eine dreifache Mannigfaltigkeit, so wird
sich auch das System der zugeordneten Nervenproeesse als
eine solche darstellen.
Dieses Princip ist flbrigens mehr oder weniger bewusst,
mehr oder weniger consequent stets befolgt worden. Wenn
z. B. Helmhol tz**) für jede Tonempfindung eine beson-
dere Ncrvenfiiser (mit dem zugehörigen Proccss) statuirt,
wenn er den Klang in Tonempfindungen auflöst, die Ver*
wandtschaft der KlAnge auf den Gehalt an gleichen Ton-
empfindungen (und Nervenproccssen) zurfickf&hrt, so liegt
hierin eine Bcthätigung des ausgesprochenen Prindpes. Die
Anwendung ist nur keine vollstlndige, wie später gezeigt
werden soll. Brewster*^) liess sich durch eine, wenn
16) Helmholti, die Lehre von dea ToaempÜndiuzeD. Biau-
ichweiz. Vieweg. 1868.
17)Brewtter, a treatife on optici. London 1831. Brewiter
denkt eieli dai rothe, das gelbe nad das blane Licht Aber dae gaaie
Bonnenepectram reichend, jedoch in rcrKhiedener latcMittt TertheO^ ee
:^
M
- 30 -
auch maagdhafte, psjcbologiadie Analyse der Farbeneropfin*
duigea und vovollkomroene physikalische Versuche'*) ge-
leitet, zu der Aosicht führen, dass den drei Empfindungen
Roth, Gelb, Blau entsprechend auch physikalisdi nur drei
Lichtsorten existiren, und dass dennaeh die New tonische
Annahme einer unbegrenzten Anzahl Yon Lichtsorten mit
contiaairlich abgestuften BiechunggezpoBenieo falsch sei.
Leicht konnte Brewster in den Irrthum Terfallen, GrOn
Ar eine Mischempfindung zu halten. Hätte er aber über-
legt, daas Farbenenpfindnngen ganz ohne physikalisches
Licht auftreten können, so hätte er seine Folgerungen auf
den Nenrcnprocess beschränkt, und Newton^s physikalische
Aufstdlungcn, die ebenso wohl begründet sind, unangetastet
gelassen. Th. Yonng hat diesen Fehler Terbessert Er
hat erkannt, dass eine unbegrenzte Anzahl physikalischer
Lichtsorten yon continuirlich abgestuften Brechungsexponen-
ten (und Wellenlängen) mit einer geringen Zahl ton Farben-
cmpfindungcn und Nerrenproccssen vereinbar ist, dass dem
Continnum der Ablenkungen im Prisma (dem Continum der
RanmcmpIMnagen) eine dlserete ZaU Ton Faitenempfindun-
gen entspricht Aber auch Young hat das ausgesprochene
Princlp nicht mit voUem Bewusstsein und nicht mit strenger
Owsequenz angewandt, abgesehen daton, dass er sich bei
der psychologischen Analyse noch durch physikalische Vor-
urtheile beirren liess. Auch Young nahm zuerst Roth,
Gelb, Blau als (}nudempfinduagen an, die er später durch
daM Ihr to Aags das Botti sa hMm Enden (sn rothen ud violetten),
dM Odb In der Ullis, dM Bk« sm bnehbrnfen Ende berrorlrilt
IQ Brawalor Meiato itatteh die Niaaco TonNawiom Ar als«
faek srtMltenarBpacInilAnlMn doreh AbaarpÜMi laden n kdMMn, wai^
wem ea ifektig wSi«^ die Vawtan*aehe AnaebaBmig wMdiek enekttlteni
wilde Er aKpeai i nanli fto Jedoch, wieHelnhoUi (Pkyaiolosiaeha OFtIk)
genigihsinrft
7
— St-
einen physikalischen Irrthum Wollaston^s yerldtet, wie
Alfred Mayer (in Hobdcen) m einer trefflichen Arbeit
gezeigt hat**), durch Roth, GrOn und Violett ersetzt hat
In welcher Richtung die Theorie der Farbenempfindong zu
modifieiren ist, welche seither durch Hering einen hohen
Grad der Vollendung erreicht hat, habe ich Tor Jahren i£n
einem andern Ort angedeutet**).
10) PhAoeophical MagRiine. Febmaiy 1870. p. 111. Wollaiton
beobachlole (ISOZ) neret die tpiter naeh Fraaabofer bcnanntea
danklon Lüücn dea So u uen ap e dmu ii, od f^ble aein aebaudca Spectnun
darch die fUrkitcn Linirn in einen rothen, grtncn und nolctten ThcÜ
Zetcennt n aehen. Er hielt dieae Linien flir Cremen der phjfikaliichen
Farben. Yonng nabm dicae Anaieht an, ind aeCite an die Stelle »einer
Gmndcmpfindnngen Rotli, Qdb, Blau die Farben Beth, Grin, Violett
Bei der ertteren Anfitcllnng bielt alao Yonng das Grftn fllr eine MiKh-
empSndnng, bei der iweiten aber dieaca nnd Violett flir einfach. — Die
iweifolhaflen Rcanltate, welche die pejehologiache Anal)'ae hiemach Uefmi
kann , konnten leicht den Glanben an ihre Branchbarkeit aberhaapt ei^
achSttcm. Wir dflrfcn aber nicht rergemen, dan man bei Anwendnuz
einet jeden Prinriiiet in Irrthnm Tcrlallen kann. Die Uebnng wird
auch hier entscheidend fein. Der Umstand, dass die physikalischen Be-
dingnngm der EmpAndang fast immer Mischempfindangen auslösen, ond
die Empflndnngsbestandtheile nicht leicht gesondert anftrctcn, er-
schwert die psjTchologiaehe Analjrse sehr bedeutend. So ist z. E Grftn
eine einfaelie Empfindung. Ein vorgelegtes Pigment- oder &|>ectnügran
wird aber In der Regel eine Gelb- oder Blaaenipflndnng miterregen
nnd dadurch die irrthflmlicho (auf Uischnngsergebnissen ron Pigmenten
benhende) Ansicht begftnstigen, dass dio Grflnempflndung aua Gelb- und
Bhuiempfindnng tnsamniengesetJEt sei Daa aoigfiUtige physikalische Sta-
dium ist alao auch bei der psychologischen Analyse nicht n entbehren.
Andrerseits darf man auch die physikalische Erfahrung nicht flber-
achitMtt. Dio bloase Erfahrung, dass ein gelbes nnd blanes Pigment
gemischt ein grünes Pigment liefert kann uns allein nicht bestimmen,
im Gtftn Gelb und BUu tu sehen, wenn nicht das eine oder das andero
wiililich darin enthalten Ist Sieht doch im Weise niemand Gelb und
Bhtn, obgleich Speetralgclb und Spectralbh» gemiacht wiifclich Weiaa
gebea
SO) Ich will hier In eine Anmerkung nsammenfasaen, waa ich hente
Ober die Behandlung der Theorie der Farbencnipllndung tu sagen habe.
Van endet in neneron Schriften hiioAg die Angabe, daaa die von He*
i>
- J« -
Dia aDgefahrtoi Beispiele werden genagmi, den Sinn
des anfgeslellten Forsdrangsgrnndsntses su erlAntem , und
ring BCfcptirteii tccli« Grandfiirbcncniiifindangcii. WH«^ 8c1iinin, Roth
Grtm. Orlb, Bhii nprü YonLroN«rdo d« Vinci, niichhcr vonUiich
«Dd Anbert nfgMtellt worden teion. Datt dio Angabo in Bong anf
Leonardo da Vinel anf einom Irrthim bcnihe, war mir von ronibcr^
rfn, in Anbctnebi der AMebannngen seiner Zeit, bocbst wabrMhcinUch.
Hdren wir, waa er aelboi in aeinem ^Bneho von dar Malerei" tagt (Nr.
254 nnd 166 nach der Ueberaetinng von Heinrieb Lvdwig, Qnellcn-
»eliriften nr KnwtgeseMekte. Wien, Branrnftllor 1882. Bd. XVIII). „254.
Der einlachon Farbon itod toehiL Die ento davon ist daa Wein» ob-
wohl dio P hfloaey h en woder Weist noch Scbwan unter dio Zahl der Farben
anfnehmon, da das «Im dio UrMcbo dar Farben ist, das andere deren
Entiiehvif. Dn Indess dar Maler nicht ohne diese beiden
fertig werden kann, so werden wir sie in der Zahl der Obrigen
hierfaefsotwn nnd sagen, daa Weiss sei in dieser Ordnung nntor den ein-
lachen die erste. Gelb die swoite, Grfin dio dritte, BUa die vierte, Roth
die fteA«, 8chwan die sechste. Und das Weiu werden wir für Licht setzen,
ohne das man kcfaM Farbe sehen kann, das («elb flir die Erde, das GrOn
Ar s Wasser, Dfam Ar die Luft, Roth Ar Feaer and das Scbwan Ar die Fin-
stemls^ dio sich aber den Feaerclement bcfiodot, weil dort keine Materie
oder dichter StolT ist, anf den dio Sonneustrablon ihren Stoss ausabcn
nnd den sie in Folge dessen bolonchtcn konnten". — „255. Das Blau
nnd das Qitn sfaid nicht einfache Ar sich. Denn das BUu setzt sich
ans Licht nnd FfaMtemisa tnanrnmon, wie das BUu der Luft, aus iusserst
vonkornnMuem 8chwan und vollkonmen reinem Weiss nJünlich". „Das
Grtn setti sieh ans einer einÜMhon und einer zusaniuiengosetzten susam-
mea , niMÜch ana Gelb nnd aus Blau." Dies wird genOgon in zeigen,
dasa es sieh bd Leonardo da Vinci theils um Beobachtungen Aber
Pigmente, theila um natnrphilosophiscbe Betrachtungen, nicht aber
nm die Grnndfnrbenempfindnngen liandelt Die vielen wundcr-
huen nnd feinen natwwisaenschaftUchen Beobachtungen aller Art, welche
in Leonardo*s Buch enthalten smd, Ahron zu der Uoberseugung, dsss
die Kflnatler nnd inabesondere £r, wahre Vorttufer der grossen bald folgen-
den Natnrfofscher waim Sie nmsston die Natur kennen, um sie angenehm
vorEutlnschMi sie boobachteton sich und anderen zum Vorgnflgon.
Doch hat Laonnrdo bei weitem nicht alle Entdeckungen und Eriln-
dnngen gemacht» wekhe ihm i. & Groth (Leonardo da Vinci als Inge-
■fcnr nnd FUkMoph. BorUn 1874) inschroibi - Meine nur gelegenUtchen
AettMemifui tber dio Theorie der Farbenempflndnng waren roUkonmien
dentUeh. Ich nahm dio Grandompandungen: Weiss, Schwan, Roth, Gelb,
Gfm, Blas «d dioMS Mtipraehnid hi der Netzhaut sechs venchicdeno
— M —
sngleich xn zeigen , dus dieser Grundsati nicht durchans
nen ist Als ich mir vor Jahren den Setz formulirte, hitte
ich auch keine andere Absieht," als etwas instinetiT längst
GefhUtes mir selbst snr vollen Klarheit sn bringen.
Da wir eine eigentliche Kluft zwischen PhTsischem und
Psychischem Oberhaupt nicht anerkennen, so versteht es
sich, dass beim Studium der Sinnesorgane sowohl die
allgemein physikalischen als auch die spedell biologischen
ErCahntngen Verwendung finden kennen. Manches, was uns
schwer verständlich bleibt, wenn wir das Sinnesorgan mit
einem physikalischen Apparat parallelisirsn, wird dnrehsich-
tig im Lichte der Entwicklungslehre, wenn wir anndimen,
dass wir mit einem lebenden Organismus mit besonderem
(chemische) Procesoo (nicht Nerrenfasom) an. (Ytt^ Reiehert*s lad Dn-
bois" Archiv 1866, & 688 u. £ t) Das Vorhiltaiss der C^omplenMatii^
färben war natflrlieh» wie jedem Physiker, auch mir bekannt nnd geliuflg;
Ich stellte mir aber vor, dass die beiden Complomantirprocesae zusammen
einen neuen, den Weissprocem anregen (a. a. 0. 8. 684). Die g rosst n
Vorsflge der H c r i n gesehen Theorie erkenne ich freudig an. Sie bestehen
Air mich in Folgendem. Zunichst wird der Schw niipiu ce ss ab eine Bo«
aetion gegen den Weissprocess au%elksst Ich weiss die Erleichterung;
welche darin lieg^ umsomehr in wOrdigen, ab mir daa Varhiltniss ron
Schwan und Weias gerade die grOsste Schwierigkeit einsuschliessen schien.
Ausserdem werden Both und Oren, ebenso Gelb und Bla% ala antago-
nistische Processo anfgefasst^ dio nicht einen neuen Proceas e neu gen,
sondern die sich gegenseitig rernichten. Das Weiss wird hiemach nicht
erst oRougt, sondern es ist schon rorhor rorhanden, und bleibt bei der
Vernichtung einer Farbe durch die ComplementArüurbe ftbrig: Was mich
an der Hering'schen Theorie allefai noch stOrt, ist, dass man nicht
sioh^ warum die beiden Qegonprocesae Schwan und Weiss luglei.ch
auftreten und sngieich empftinden werden können, während diea bei Both-
Orftn und Blan-Cklb nicht mOgUeh ist VergL auch meine oben citirte
Abhandlung; Sitnugtberichte der Wiener Akademie Bd. 61 Jahig. 186&
October.
— 14 —
««ttchtota, iMmderai G«wohoh«teii mid Ifttia«,. die
*«r h«g« ««I «Aick-todchen 8ton,nw.g«chichto ihm,
ünimag writok«, «, u,»« haben. Wm ich hiwab« »t
^»^"y Auch teleologiKh« Betrwhtaoge« haben wir d.
»i- •!• dno dlT^^MSIliSr^ •■ ^•'*»« («w «Ua Gedieh*.
sr?.:i:;:i'U:'irf-dr?^^
m, hegt wohl nv in Aaadnek. Si« ftiu «^ S^ •»«•■ciuoMe»
■«^ ^■^«"•"•«»•«•«^•»•f tilgen der IWewtaMeatloh
- J5 -
Hil&mittel der Foncfaung kdoeswegs zu scheueii. Gewiss
irird uns das Thatsichliche nicht TerstAndlicher dureh Za-
/■
In nfttflfUchor Weite tb Gediehtniüencheumagen Awaeriielh dee Bewnwi*
eeimoigtüca attfliueen. Eine der »erkwflrdigiten dieior Encheiniingrn
Müi ich (ieh glanho 1866) bei BoUett an entUmtcn Tanben. Diese
Thiere trinken jcdeemal« wenn ne mit den Ffleicn in eine kalte Flflsfig-
keit gceetit werden, ob diciclbe nnn Waner, Qaecknlber oder Schwefcl-
■äoro ift Da nnn ein Vogel gewöhnlich in die Lage kommen wird, leine
Fflise ni bcnetien, wenn er loinen Dnnt in itiUen tncht, so ergibt eich
die Anachanung ganx ungezwungen, data hier eine durch die Lebensweise
bedingte iweckmissigo, durch Vererbung befestigte Gewohnheit roriieg^
welche (auch bei Ausschaltung des Dewusstseins) auf den entsprechenden
anslOsenden Beii mit der Prftcision eines Uhrwerks abläuft. Oolts hat
in seinem wunderbaren Buch („die Nerrencentren des Frosches*) und In
späteren Schriften rielo derartigo Erscheinungen beschrieben. — Ich will
nun bei dieser Gel^^nheit noch einige Beobachtungen erwähnen, deren
leb mich mit grossem Vergnflgen erinnere. In den Herbstferien 187$
brachte mir mein kleiner Junge einen wenige Tage alten Sperling, wel-
cher aus dem Kcst gefallen war, und wflnschte ihn aufiräriehen. Die
Sache war jedoch nicht einfach. Das Thierchen war nicht tum Schlingen
lu bewegen, und wäre den unrcrmeidlichen Insulten beim gewaltsamen
Fftttem sicherlich bald ericgen. Da stellte ich folgende Ueberiegung
an: „Das neugobome Kind wäre (ob die Darwin*sche Theorie richtig
Ist oder nicht) unfehlbar Terlorcn, wenn es nicht die Torgebildeten Organe
und den ererbton Trieb zum Sangen hätte, welche durch den passenden
Beiz ganz automatisch und mechanisch in Ihätigkeit gerathen. Etwas
Achnlichcs muss in anderer Form auch beim Vogel existircn". Ich bo>
niflhte mich nun den passenden Bell in finden. Ein kleines Insoct
wurde an ein spitzes Stäbchen gestockt» und an diesem um den Kopf des
Vogels rasch hcrumbewegi Sofort sperrte das Thier den Schnabel auC
schlug mit den Flügeln, und Khlang gierig die dargebotene Nahrung
hinab. Ich hatte also den richtigen Beiz (ftr dio Auslosung des TViebes,
und der automatischon Bewegung gefunden. Das TUer wurdo zusehends
stärker und gieriger, es fing an nach der Nahrung zu schnappen, erfassto
einmal auch ein sufiUlig rem Stäbchen auf den Tisch gofiülenes Insec^
und ihm Ton da an ohne Anstand selbsiitändig. In dem Hasse als sich
der Intollect entwickelte, war ein immer kleinerer Theil des auslosenden
Bolzes nothwendig. — Das selbstständig gewordene Thler nahm nach
und nach alle chaiaeteristischcn Sperlingsmanieron an, die es doch nicht
eigens gelernt hatte. Bei Tage (bei wachem InteQoet) war es sehr zu*
traulich und Kebenswflrdig. Des Abends traten rogebnäasig ander«
Encheinungon anil Das TMer wurdo furehtsam. Es MKhfeB Inmwr dm
3*
- 36 -
rflckfthruDg dosMlben auf einen selbst problematischen un-
bekannten „Welteweck* AUein die Frage, welchen Werth diese
hgc hite« Ort» der Stabe aa( «ad beruhigte rieh ent» wenn ef duck
^e^nerdeeke roriiindert wurde. iMch hoher n iteigen. Wieder eine
Mdaw iweckmlnigo erarbto Gewohnheit! Bei einbroeheiider Dunkelheit
wwr dM Thier ToUeiidt roiimlori NAherte mm Mi dum, m ttrinbte
et die Federn, Sng m n fanehcn vad leigte den Audnack det Ent-
•etinn md der IHbhalUgenOetpentterfQreht Auch diese iftvant
^'^''f^J^ iwecknii,,lg hei eine« Weuen. d« unter noi-
nMÜen Verhiltai«en jeden AugenbUek tou irirond einem UngethSm Ter-
•eMungen werden kum. - Diese letetcre Beobaehtnng bekrüfliirte mir
dto idion forher gelüste Ansicht. dMS die Oespensterfurcht meiner Kin-
der nicht ron den (sergftltig ferngehaltenen) AmmenmJIrchen herrührte.
TT! ■■«^•^•'«» ^Ä' Ehiet mdner Kinder fing gelegentlich an.
den fan Dunkeln stehenden I^hnstuhl lu beansUnden . ein andern wich
Abends sorgftltig einem XohlenbehAlter beim Ofen aus. besonders wenn
..T J^* geöffnetem Deckel dastand, und einem aufgosi>errten Rachen
gbch. Die Gespensterftircht ist die wirkliche Mutter der Religionen.
• vJÜ^T I? "^""^<^«h»ftHcho Analyse, noch die sorgfilltige historische
Kritik eines D. «traust Mjrthen gegrnOber, welche fllr den kriUligen
Intollect schon widerlegt sind, beror sie noch erfunden wurden . werden
diese Dinge plotilieh boteitigen und hinwegdccretifen. Wat to Ungo
«nem wiriclichen Sconomitchen Oedflrfhits ents]iracli. und theilweise noch
Mitsiwicht (Furcht eines Schlimmem, HoflTiiung eines Bessern), wird in
dm dunkleren uneontrollirbaren instincUren Gedankenreilien noch
bngo fortleben. Wie die Vögel auf unbewohnten luMsln (nach Darwin)
dio VentchenAircht erst im Laufe mehrerer Generationen erlernen '
nflMen , to werden wir ont nach rielen Generationen dat unndthig go-
wordene .Gruteb*' t erlernen. Jede FautUuffllhrung kann uns beleb-
ren. wie ^pathlseh uns insgehefan die Anschauungen der Hczcnicit noch
^nd. - Noch eine eigenthflmlicho Beobachtung will ich hier mittheUon.
deren Kenntaiss ich meinem Vater (luletxt GotsbesiUer in Krain), einem
begeisterten Dam^iianer. feidanke. Mein Vater betchAfligte sich ricl mit
ßddenmht, «jg Yama Mai fiei im Eichenwalde u. a w. Die gowOhn-
hche Mom^denrnupe ist tdt rielen Jahriiunderten ein Hausthier, «id
dadu^h höchst unbehiUHch und unselbstitAndig gewoiden. Kommt die
Zeit des Ebiqdmient heran, to pflegt man den Thieren Strohbflndel dar-
SLJl^Vi ^^iT^ 1'"" verpuppen. Mein Vater kam nun eine.
li^iJ!!?'^. i!?^^ Oewlltchaft ron Morut-Raupen die üblichen
8bt.hb«ndel nicht beidt tu kgea Die Folge war, datt der grOstto
n!^^.7j'Tl!l^J^'' ^' und mir eüi geringer Bruchtliea die
0«l«t(niHgi«tteferAnpatwiiigtflhigkeitXalch einspann. Ob. wie meine
- 37 -
oder Jene Function fttr das thatsAchliclic Bestehen des Orga-
nismus hat, oder was sie zu dem Bestehen dessdben bei-
trägt, kann das Verst&ndniss dieser Function selbst ftr-
dem**). Desshalb dürfen wir natflriich noch nicht i^ben,
8f hwetter boobnchtet n haben gkubt, die Erfdnngta einer Gcnemtion
tchon in der nichtten merklich benfltit werden, must wohl noch weiter
untersucht werden. — Aus allen diesen merkwflrdigen Erscheinungen
brauchen wir keine Mystik den Unbewnssten tu schöpfen. Em über dat
Individuum hinantieichendtt GedAchtaiat maefat tie Tctttiadlich. Eine
Psychologie in Sponcor-Darwin'schem Sinne auf Entwicklungslehi«
gegrflndet. aber auf podtiTor Dotailforschnng Ausend, würde reichero
Resultate liefern ab alle bisherigen 8pecnlationen. — Diese Beobachtungen
und Betrachtungen waren längst angestellt und niedeigetchrieben. alt
Schneider't werthTolle Schrift („Der thierische Wille^ Leiprig 1880)
crKhien. die Wole JUinlicho enthslt Den Detailautflihnmgen Schnei-
deret must idi fatt durchant luttimmen, wenngleich teino naturwitten-
tchaftlichen Grundantchanungen (dat VerhAltaitt von Empfindung und
phytikalitchem Procctt, die Bedeutung der Arterhaltnng u. t. w. betreffend)
Ton den meinigen wotentlich rorsclüeden sind, und obgleich ich t. B. auch
die Unterscheidung Ton Empfindungs- und Wahrnehmungs*
trieben fUr gans fiberflSssig halte. — Eine wichtige Umgestaltung unterer
Anschauungen Aber die Vererbung dflrfto durch Weis mann* s Schrift
(Ueber die Vererbung. Jena ISSii) eingeleitet sein. Weis mann hält
die Vererbung durch Uebung erworbener Eigenschaften Ar hOchtt un-
wahrscheinlich, und tiehtdat wichtigste Xomcnt Inder Keimetanlago
undderAuslcte der Keim et an lagen. Den Argumenten Weit mann* t
wird man kaum die Zuttiramung, und der fast mathematitchen Schärfe und
Tiefe seiner Problemstellung gewiss nicht die Anerkennung versagen können.
Dast die Kennetanlagen telbtt sich durch äussere EhiflQsse änden können,
scheint aber doch durch die Bildung neuer Racen, welche sich als sol-
che erhalten, ihro Raceneigenscliaften rererben, und die selbst wieder
unter andern Umständen einer Umbildung fthig sind, deutlich herrorzu-
gehen. Auf das Keimplaama mutt alto doch auch der dattelbe um*
tchllettendo Leib Einflutt nehmen (wie Weltmann telbtt lugibt). Somit
itt ein Einflntt det Indinduellen Lebent auf die Kachkommen doch nicht
gini autiutchliotten, wenn auch eine dirocto Uebertragung der Retul*
täte der Uebung det IndiTidtaumt auf die Detcendenten (nach Weit-
mam't Dariegung) nicht, mehr erwartet werden kann.
tt) Solche teleologitche Betrachtungen tind mir oft nätalich und au^
klärend gewoten. Die Bemerkung i. B, datt ein tiehtbaret Object
bei wechtelnder Belenchtungtintentität nur dann altdattelba wiaderrr-
- 3S -
dasi wir, wie maiidia Darwinianer sich auadrflckcn, dna
FunetioB „mediaiiiadi erklärt** haben, wenn wir erkennen,
dasa de für daaBeatelien der Art nothwendig iat Darwin
aelbat iat von dieaer kurzaichtigcn Auffaaaung wohl YoUkom-
me n frei Dordi weldie phyaikalisdie Hittd die Fanetion
ddi eotwidcdt, bldbt noeh immer dn phyaikaliachea,
und wie nnd warum dch der Organiarona anpasaen will,
ein payehologiachea Problem. Die Erhaltung der Art iat
überhaupt nur ein thataachlidier werthvoller Anhaitapunkt
ftr die Forachung, kdneawega aber daa Letzte und Höchste.
biiuit werdm kam, wenn die M«|(el<^*te Empandnuff Ton dem Yer-
kiltttiti d« Belonchtnnfcifaitcntiatcn det Objectet nnd der Umgcbvng
■bhlngt, Mftcht eine gaaio Reibe orgiinitcher Eigentebiften des Anget
▼etvtindlkb. Ibn Tentebt dnreh dieielbe ancb, wie der Orgadimoi rieb
im Interette teinet Bettebem der beseicbtaeten Forderan|( anpMscn, nnd
■leb dnnnf einriebten rnnmle^ Ucbtintentiati Torbiltnition empfinden*
Dm «Ofeninnte Webe r^iebe Oet eti, oder die F o e b n e r*irbc ptycbopb j-
•bf be Fadamentalformel, ertebHnt demnacb nicht all etwaa Fnndamentalei»
londeni df erklärbares Ergebni« ofieanifeberEiniicbtnngen. Natfli^
lieb itt damit der Olanbe an die Allgcmeingflltiirkcit diefei Oetetzet auf-
gegeben, leb habe die betreffenden AniAbningen in rervcbiedenen Ab*
handinngen gegeben (Sitrangnberiebto der Wiener Akademie Bd. RS Jahrg.
18a«, TInleUdMMebrift Ar Pkiyehbitrie. Neuwied nnd Leipiig 1868,
Sitinngiberiebt der Wiener Akademie Bd. 57. Jahrgang 1868). In der
lettterwlbnten Abbandhing habe ieb ron der Annahme dee Paralteliamnt
i wiic b en PqpcbiKlKm nnd Pbjniaeliem, oder, wie idi damals midi ans-
dracktSt von der Proportionalitit swiseben Bds nnd Empfindung
ansgeliond, die Fechner^sebe Hassformel (das Logarithmnsgesets)
fallen gelassen, nnd eine andere Anflbssnng der Fundamental*
foraiel a ng enemmen, deren OUftigkdt ftr die Ucbtompfindnng ich
nicht bestritten habe. Dies gebt aus der daselbst befindlichen mathe-
matiseben Entwicklung untweifelbaft henror. Man kam also nicht sagsnt
wie ea Hering gethan bat, dass ich abarall auf dem psychopbysiseben
Gesell Ibss^ sofem man nnter diesem die Hassformel Tontebi Wio
sottte ich auch die Proportionalitit Ton Reit und Empfindung in*
gleiebmRderlogarltbmiscbenAbhIndgkdtfcsthdtttif Hb war
CO genagend, meine Heinnng dontlieb an machen, die Foebner^scho
eingebend n kritidra «d in bekämpfen, hatte ich aus dden nabelio-
gewMi Orfinden kein BedfirnüsSk
— J9 -
Arten und ja wiiUich ni Gnmd« gegangen, «nd neae wU
«benso xwelfeUo. entoUnden. Der liutoicheiide und schinm-
ffiehende WiUe nn« abo iw>U weiter reichen als an die E^
baltnng der Art Er erhilt die Art, wenn es «ch lohnt,
er bildet slo um, warn es sich lohnt, er temlchtet sie, wan
ihr Bestand sieh nicht mehr lohnt W*re er nur auf die
Eihaltung der Art gerichtet, ao bewegte er aich, »»• ^
diTklnen und aich selbst betrOgeod, lidlos in einem fdHer-
baften ClrkeL Diea wtee das biologische 8eit«Mt0ck des
berflchtigten phjsilMUsdien „perpetuum mobiW.
^s^
bmwmwmmmfmwd.
Die JUmeiiplBilongeii «es Aiges.
1.
Der Baum mit seiiiem graaeo harten rauhen Stamm,
den zahllosen im Winde bewegten Aesten, mit den glatten
glAnscnden weichen Blttteni erscheint uns zunichst ab e i n
mitmnbMw GaoM Ebenso halten wir die sflsse runde
gelbe Frucht, das heDe warme Feuer mit seinen mannig-
Wtig bewegten Zungen Ar ein Ding. Ein Name beaeiehnet
das Ganze, ein Wort sieht wie an ebem Faden aUe zu-
sammengehörigen Erinnerungen aul einmal ans der Tiefe der
VeigesseDheit hervor.
Das Spiegelbild des Baumes, der Frucht, des Feueis ist
sichtbar, aber nicht greifbar. Bei abgewendetem BUck oder
gMchlossenen Augen kOnnen wir den Baum tasten, die Frucht
ichmecken, das Feuer fiohlen, aber nicht sehen. So tnnnt
•Ich das seheiBbar einheitliche Ding in Theile, weiche nicht
nur aneinander, sondern auch an andern Bedingungen haften.
Dm Sichtbare trennt sich ton dem Tastbaren, Schmeckba-
rai «. s. w.
- 41 —
Auch das bhiss Sichtbare erscheint uns zunldist als
ein Ding. Wir können aber eine gelbe runde Frucht neben
einer gelben steniformigen Blttthe sehen. Eine zweite Frucht
kann ebenso rund sein als die erste, sie ist aber grtln oder
roth. Zwei Dinge kOnnen ton gleicher Farbe aber ungleicher
Gestalt sein, sie kOnnen Ton Torsduedener Faibe und glei-
cher Gestalt sein. Hierdurch theiien sidi die Gesichts-
empfindungen in Farbenempfindungen undRaum-
empfindungen.
2.
Die Farbenempindung, auf wekhe wir hier nicht nSher
eingehen, ist im Wesentlichen eine Empfindung der gflnstigen
oder ungflnstigeB chemischen Lebensbedingungen. In der
Anpassung an diese machte sich die Farbenempfindung ent-
wickeln und modifidren**). Das Licht Mtet das organische
SS) VeigL Qr»iil AUob, ^der FulKnniu" Leiptig 1860. Der
Venach von H. Magiivi, eine bedevtemde EotwicUnng des Far»
bcurinns in hiitoritchcn Zeiten nmchnweiten, noH wohl ab ein nicht
giSeklieher beteiehnet werden. Okich nach dem Encheinen der Schriften
▼on Itagnns eoirwpoBdirto kh nit einem FUlolofon, Hein Prot F.
Polio in Dretden Aber dieses Thema, nnd wir kamen beide alsbald rar
Uebenengmig, dass die Ansichten von Uagnns weder ror einer nntnr-
wissenschaftlichen noch Tor einer philologischen Kritik Stand halten. Da
Jeder dem Andern die Pnblieation der Resultate raschob, so kam es ra
einer Pnblieation nicht Die Sache ist flbrigens einstweilen Ton E. Kranse
nnd eingehend von A Marty eriedigt worden. Ich erianbe mir hier
nur knn folgende Bemerfcnngon* Ans dem Mangel der Beicichnang darf
man nicht anf das Fohlen der betreffenden EmpSndnngeqnalitit schlictsen.
Die Beseichnnngon sind anch hente noch nnseharf , Terschwommen, man-
gelhaft nnd gerbig an der Zahl, wo eben das Bedflrfkiss einer scharfen
Sondemng nicht Toriianden ist Die Faibenboieiehnnng des heutigen
Landmaanes nnd seine Beieichnnng der Empfindungen flberbaiqpt Ist nicht
eatwiekeller als jene der grieeUschen Dichter. Die Banem fan Uaroh-
felde sag« & &, wie ich aelbtt oft griiSfi habt, daas daa Kochsah
ffSaner* sei, weilihnender Ausdruck « sali ig" nicht gelteSg ist Die
Farbenbeielc h nuBg rnnis man nicht bei Dichten sonden in teehai*
- 4» -
Lebei da. Dis grüne Chlorophyll und du (oomple-
nentir) rothe Haemoglobin ipMen .Id dem chemischen
Procees des PflaasenMbee imd dem chemiedien Oegnprocess
des Thierieibee dne benrorragende BoUe. Bdde Stoffe tre-
ten ras modifidrt in dem mamigfaltigBten Farirnnkkide ent-
gegen. Die Entdedrang des Sehpnrpoie, die Erfahnmgen
der Photographie nod Photochemie laaecn auch die Sehror-
gange ah diemiedie Vorgänge anflueen. Die BoUei wdche
die FariM in der aaalytiidien Chemie, bd der Spectndaaa-
Ijae, in der KrystallphTsilc spidt, ist bekannt Sie legt den
Gedanken nahe, die sogenannten Lichtschwingungen nicht
als mechanische, sondern als chemische Schwingungen
«nisnbssen, als dne wechsefaide Verbindung und Trennung,
als dnen oedHatorischen Process Ton der Art, wie er bd
photochemischen Vorgangen nur in einer Richtung dnge-
Mtet wird. — Diese Anschauung, welche durch die neueren
sehen Sckiiftm nehes. Dsn duf ata aber nicht» wie et Herr Mag-
nie thni «ad wie nciB College Benadorff bemerkt hat» etwa die
Aohihlaair der Taeenpif aieate ftr eine Avfidbhmg eimmtlieher
Fsrhea hsHea. IMnchtea wir aoch die FeJtjrehfeaile der altea Aegyp-
ter lad Penif^faaer, lieha wir ia Erwigaag, daee dieee Malereiea doch
kavBi Toa Farbeabliadea herrflhrea köBaca, beaierkea wir, daie etwa 70
Jahre aaeh Yergil'e Tode Pompeji Yeraehttlet warde» wihread Ver-
gil noeh beinahe aubeabUad geweeea eeia aoU, eo eigibt eich Ueraai
wohl geaSgead die Uahaltbarkeit der gaatea Aaechanaag. Noch ia eiaer
aadera Bichtaag anm auia mit Aaweadaagea der Darwia'eehea Theo-
rie vonMtig eeia. Wk Uebea es, aas eiaen Zaetaad ohae Ferbeaeiaa
oder arft geringem FMbeariaa eiaem aadeia adt hoch eatwickoltem Far-
beariaa Toraaegehead ta deakea. Ei iet ebea dem Leraeadea
aattrii^ vom BaüMheia tam ZaiaumieBgeeetatiea fettamehreitea. Die
Hat« hianeht nieht deaielben Wcf la geha. Der Faibeaeiaa Iet da»
and er iet woU TariabeL Ob er reicher oder limer wird? Wer
kann das wi m mt Iet es aicht mSgüch, dam mit' dem Erwachea der
laUUigeni and der Aawendaag kimtUeher Mittel die gaam Batwickhmg
flieh aaf den Vemtaad wirfl^ der Ja toi da an haapMchHeh b Aaeprach
gene nuB s a wird, aad dam die Eatwlddang der niederea OrgMN des Men-
schen In den HhHafgnnd tritt?
- 4S -
Untersadiungen über anomale Dlsperdon wesentlich unt«r-
ntfltit wird, kommt der electromagnetisdien Udittheorto
entgsg«. Audi ton dem dectrisd« Strom gibt ja die
Chemie die lassbarste Vorstdlung im Falle der Hectrolyie,
^renn de bdde Bestandthdle des Hectrolyt« als im eni-
^QMMetiten Sinne dardidumder hindwdiwandemd an-
Mü So dttrftmi also in dner kOnftigea Faibenkhie Tide
hIologisdi-pvAdogiadie und diemisch-phydhalische Faden
8.
Die Anpassung an die chemisdien Ldiensbedingungen,
irddie ridi duwh die Farbe kundgdKm, erfordert Loco-
motion in tid ausgldiigerem Masse, als die Anpaaung au
taio, die durdi GesdimaÄ und Gerudi ddi inssem. We-
Bigitens bdm Mensd«, über den aUdn wir dn directes
und dcheres Drthdl hdien, und um denen ridi hier handelt,
ist es so. Die enge Verknttpfting (dnes medianisdien Mo-
mentes) der Raumempfindung mit (dnem diemisdien
Moment) der Fmbenempfindung wird hierduich TorstandUdu
Auf die Analjse der optisdien RaumempiindHngai woUen
arir nun sunichat dngdien.
Wenn wir awd glddie ▼ersddedenforbige Gestalten, i-B.
swd gleiche Tendüedenfarbige BudisUben, be-
tnditen, so ericennen wir die gleiche Form
troU der Verschiedenheit der Farbcoem-
pindung auf den ersten Büdc. Die Geddita.
irahmdimungeii mOssen also gleiche Empfin-
dungrimtandtheUe enthalten« Diese sind eben
FAÜen ^ddien) Baumempftndungen.
Fig«. %
— 44 -
6.
Wir «vOa mu Mtanuehea, iraiebw Art die Bmb.
mpiaiaagm aiad. midie phjrielogiMdi dv WJedeterimnaB
«iMT Geitalt bedinge!. Zmlchet iel U«, du« dieeee Wieder-
ertaMe« aidit duth geoaetrieeke UeberlegugeB herb«i-
«MWirtwIld, WBicbe Bieht Eanfado»-. — *— v^^„
Zwei GeeUlteB kflnei geoaetrlieh eoigmeatrpfcy-
/
siologiseli aber gm Tereehieden sein, wie die« die
Wdei obewtelMMlea Qiudnite TenunehauUdieii, wekihe ohne
mediukAe vm! iatelleeUelle Operatioiiee aienieb ab
gWch etkint werd« lUtaMii««). Um tma die hierher g».
hWg« Vflchiltai>Ba geilaflg m Mehen. ateUen wir einige
recht einbehe Venoehe an. Wir betnehten einen gana be-
^ lMii8«Fleek(Fig.4). SteOen wir denadbea Fleck
^r iweinwl eder mehimal in gidcher Orientiraig in
^ •*« IWfc^ «» bedingt diea ehM elgenthtoliehen
'«««• «ognehaMB EkMlnidi. nd «ir ««r«» .i».
*•) V«]^ aelM kUae Abhaadhaur .(bar iam fUu» »». t-^
7
- 4$ ~
Figw 6i
Schwieriglnit anf 6m mUm Bliek die OWchlMit alkr Ge-
sUUmi (Fig. 5). Die Fom^eidikdit wird aber ohie iatel-
lectueUe lUttei oidit mehr arkanot, mui wir den eiaai Fledc
gegen den andern genflgend Terdreiien (Fig. 6).
Eine aufbUende Yerwandtechaft beider For-
men wird daflir benerklich, wenn man dem
Fleck einen zweiten in Benig auf die Median-
ebene dee Beobachten symmetfiaehen hinm-
ftgt (Fig. 7). Nur dorch Drehvng der ilgnr
oder durch intellectuelle Operationen
erkennt man aber die FonnTerwandtBchaftt
wenn die Symmetrieebeae bedeutend, s. B.
wie in Fig. 8 Ton der lledianebene des Beobachten abweidit
Dagegen wird die Formferwandtschaft wieder merklich, wenn
man dem Fleck denselben Fleck, um 180« in der
eigenen Ebene gedreht, hiniufklgt (Fig. 9). Es
entsteht anf diese Weise die sogenannte centriMhe
Symmetrie.
Yerkldnem wir nun alle Dimensionen des
Fleckes in demselben Verhiltnlss, so erhalten wir Rgw. a
einen geometrisch Ahnlichen fleck. Allein
so wenig das geometrisch Gongmente auch schon
physiologisch (optisch) oongruent, das geosMtrisGh
Symmetrische optisch symmetrisch ist, so wenig
ist das geometrisch Ähnliche auch schon optisch
Ahnlich. Wenn der geometrisch AhnUehe Fleek
neben den andern in gleicher Orientirung gesetst
FIgwSi
IX
Fig«7.
4
t
r
ftgv A
^^^
lA
IL
Ji Ji
u
Flgv 11
- 4* -
wird, 10 ondMiBM b«ido auch optiieh Ähnlich (Fig. 10).
EIm Veidnhi^ dM «Imb Flockos hebt diese AehDUchkeit
wieder auf (Fig. 11). Setzt man
statt des einen Fleckes den in
BeiQg auf die Mediaaebene dea
Beobachters symmetrischen, sa
entsteht eine symmetrische Aehn*
lichkeit, welche nach einen opti-
schen Werth hat (Fig. 12). Auch
die Drdinng der einen Figur nm
180« in ihrer Ebene, wobei die
oentrisdi-symmetrisdM AdinUdi*
keit entsieht, hat noch einen physiologisdi-optischen Werth
(Fig 18).
6.
Worin bestdit nun das Wesen der optischen Aehn*
lichkeit gegenflber der geometrischen Aehnlichkeit? In geo-
metrisch ahnlichen Gebilden sind alle homologen Entfer-
nangen proportionirt Das ist aber Verstandessache nnd
nicht Sache der Empfindung. Wenn wir einem Dreiecke
mit den Seiten a, b, e ein anderes mit den Seiten 2a, 2b^
Se gegenüberstellen, so erkennen wir diese em&che Besie-
hong nicht nnmittdbar, sondern intdleetndl durch Abmes-
sung. Soll die Aehnlichkeit auch optisch hervortreten, so
muss nodi die richtige Orientiruog hinsukommen. Dass eine
einiache Besiehung swder Olgocte ftr den Verstand nicht
Bothwendig auch eine Aehnlichkeit der Empfindung bedfaigt,
sehen wir, wenn wir die Dreiecke mit den Seiten a, b, e
und a-fm, b + n, c-f-m vergleichen. Beide Dreiecke
sehen einander keineswegs ahnlich. Ebenso sehen nicht aUe
Kegeiachnitte einander ähnlich, obgleich alle in einer eh-
< t
- 47 -
ftdien geometrischen Verwandtschaft stehen; noch wo-
niger aeigen die Gurren dritter Ordnung unter einander elna
optische Ähnliehkeit u. s. w.
7.
Die geometrische ihnlkUeit iweier (Sebilde ist bestimmt
dadnich, dass alle hooMdoeen Entfismungen proportionirt»
oder dadurch, dass alle homologen Winkd flM«^ aiad.
Optisch ihnlicb weiden die (MbUde erst, wenn sie auch ahn-
lich liegen, wenn also alle homologen Riehtungen
parallel, oder, wie wir tofxiehen wollen su sagen, gleich
sind (Fig. U). Die Widitigkeit
dfdr Richtung fllr die Em-
pfindung geht schon aus der
anfiierkaamen Betrachtung der
Rgw a pj^j 3 ij^if^^. Die Gleich-
heit der Richtungen iat es also, wodurch die gkidien
Raumempfindungen bedingt sind, welche die physiologisch-
optische Ähnlichkeit der Gestalten characterisiren*»).
Die physiologische Bedeutung der Richtung einer be-
trachteten Geraden oder einen Gunrendementea ktan« wir
uns noch durch folgende Betrachtung vennittehi. Ea sei
pmmf(ßi) die Gleichung einer ebenen Cunre. Durch den
25) Vor etwa «0 Jthiwi brMhto ich in «inw Oo^lUchdl ton Phy
likeni ud Phjtiologon dfo Frage wr Bpnchd, woraa m lieg«* ej»
gooBotriteh Üudkhe Gobfldo aaeh optisch ihnUeli teiea. IcU
wei« mich gini wohl n orimicni. d« rotn dio«) Prag« mchl ow Ite
flborflOMig. londoni logar fllr komiKh hielt Nlchtodertowonigw hm ich
hovto noch 00 wie damids «honoiigt» dm dicoo Fk«go d» gt« PttWem
dct OoitidtoiiMhoM ohiwWioÄt Dt» ein Pwhhnii weht gclSot werten
kann, wokhoi gir nicht ali oolchoo inoihumt wird, irt "»» *»?f .
MehtMwriwnMg tprlcht rfch ah«r «oinci Bnchleno i^
Mtikhiil^jAiliKho OodMkonilchtMig BM. d«rA dl. m «Wjj««»«^
^MTSmwui i. a den Heiing'tcheB Awftlhfwig« to iWlhch Op-
poMoB fittt freudiger Zutimmug tnlgogengohracht hO.
- 4« -
Vkmm AabUek taumwk tUm VeriMf der Wertlw ron *
•■ *r Cww «iMhe., d«u mmibm itod d«id, d«,S
Steig.Bg bestimmt, ud Mck Ober die Werthe tod ^
l*t dM Apg. qwBuä^ AeAchlo«. denn de rind d,S
dtaKrBBBMgderCanreduwcteiWrt Ee liegt die Fng.
Mfce, war» mn Iber die Werthe nm ^ tl n. u. m
Richtu.g der Canr«,eleme.te «nddie Abwelchwg der
lUehtog ei-e. Eianeotee T«, jei« etaee «Klem.
«-»ittelb« erkeMt. »«1 .„ch de. SpedidfUl der Orngn«».
« «Sr "^ •'»• '^»«» « iu.fr«±eld« vSmeg.
«ide^ «.•*•: ^■»••'«•'•'•it der Richtige«
«Bd über Gleichheit oder ü.glelcheit derl"
neasnngea.
8.
Dm. dleR.umempfiBduBgen durch dea motori-
ril 2 lüTw^^"*" Tennittelt werten, hat m Tomher-
«« eh» hohe W.h»cheinlichkeit Ohne noch «rf die Ei«el-
he.te. «iher ei««gd,e«. bemerken wir «unichst. d«. der
«-«Angen^p^t, und inebe^mdere der motori«*^
ht^l^'l^*'^' *• ""^ •T»».tH.ch
W. »«•tq.rechend werden nuch die gymmetriachen Blick-
J^wW« gWch. oder doch tot gleiche R«™empfin-
d^J- b^ Kind«- Terwecheeh. ibrtw««««! die bL
•«ri«»«d**«Mo,mHi,. Auch Erwwh««e med«
— 49 -
rine ümkehning von rechte Dach links nicht leidit, wenn
nicht besondere sinnliche oder intellectuetle Anhaltspankte
dieselbe Terhindem. Der motorische Apparat der Augen ist
Ton sehr ▼oUkommcner Symmetrie. FQr sich allein würde
die gleiche Errognng seiner symmetrisdien Organe die
Unterscheidung Ton rechts und links kaum ermöglichen.
Allein der ganze Menschenleib, und insbesondere das Hirn,
ist mit einer geringen Asymmetrie behaftet, welche z. B. dazu
führt, die eine (gewöhnlich die redite) Hand bei motorisdien
Functionen zu beyorzugen. Dies fahrt wieder zu einer wei*
tem und bessern Entwicklung der rechtsseitigen motorischen
Functionen und zu einer Modification der zugehörigen Em-
pfindungen. Haben sich einmal beim Schreiben die Raum-
empfindungen des Auges mit den motorischen Empfindungen
der rechten Hand yerknflpft, so tritt eine Verwechslung jener
vcrtical-symmetrischen Gestalten, auf welche sich die Schreibe-
fertigkeit und Schreibegewohnheit erstreckt, nicht mehr ein.
Diese Verknflpfung kann sogar so stark ^*erden, dass die
Erinnerungen nur in den gewohnten Bahnen ablaufen, und
dass man z. B. Spiegelschrift nur mit der grOssten Schwierigkeit
liest Die Verwechslung von rechte und links kommt aber
immer noch vor in Bezug auf Gestalten, die ein rein optisches
(z. B. omamentales), kein motorisches Interesse haben. Eine
mericliche Differenz zwischen rechte und links mflssen flbri-
gons auch die Thtere empfinden , da sie in vielen wichtigen
Fallen sich nur hierdurch orientiren k(tanen. Wie Ahnlich
übrigens die Empfindungen sind, welche an symmetrische
motorische Functionen geknfipft sind, darOber kann sich der
aufmerksame Beobachter leicht belehren. Wenn ich s. B.,
weil meine rechte Hand zufiUlig besdiiftigt ist, mit der lin^
ken Hand eine Mikrometerschraube oder einen SchlOssel an-
fasse, so drehe ich (ohne vorausgegangene Überiegung) sicher-
4
M
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«at der En,,<hidui,g wweclwl«. Me BeöbwAta»-« ««
«•«rter gehören uch hierier, ^ ^'**"
ri-w **'* ^^ ™* "~* *••"" »xl «fem Bück „«sh „t„
«nd gr»dTe«chlcdene IUM.»e«p&K,„,^ rer^ ^
•I«« hori«»tiile Ebene onsymmctri«!, ^T dJTI
der Schwe. tat ««* fl.r den übrigen nl^Sl A^
«cl ™ „.«geben, and wichüg; ,„ d«, dieJ^ZLij^
ta den. App«t de. Augc^ welcher de« übrigen^ !S
•einen Antdruck finden muas. Dm. hj. r T?^ ^^
I-J.ch.ft und ih^ S^Zu^^W^t ^
empfanden wird, fat bekannt D« ,0. o^^ .T
«»gekehrte Port«it einer bek«u..en fZ^TZ C
luoaus ne erkennt, lenn miui sich hinter dM ir^«/
«.^.»feinem Bnhebette Hegende. Pe«« .^T, ^ ^
(namenüich wenn die Per«» spricht! so tat dmlilTv
-«^. ^«KUrtiger. Die «Itl" 1 J^«^
«Hl 7 werfen «.ch t«, Kinden. nicht .erwech.^,: '
üchk^tTl ^"!r ^'^'^ «•«' Symmetrie. Ahn-
««4 über I n- ^ ^°' ^^^»«'tVnxAond haben wir
wa noer die Raonwmpfindung der Ttafc «j«« Bern.»*«-.
h«««rfdge.. Der Blick in die Fer.r«nrd,JX7
die Nahe bedingt Terwdiied«». i?-.«* / '"
Mch nicht TD. LL„ i._r^ _ ^P^«"^- Sie dürfen
■«ü «md fa. flir Men«!h ,«d Thier «. wichtig tat 8k.
— 51 -
können nicht Terwechseit werden, weil der motorische
Apparat der Augen unsjmmetrisch ist in Bezug auf eine
Ebene, welche auf der Richtung Tom-hintcn senkrocht steht
Die Erfahrung, dass die BOste einer bekannten PenOnltchkeit
nicht durch die Matrize dieser BOste ersetzt werden kann,
ist ganz analog den Beobachtungen bei Unkehrungen ton
oben nach unten.
9.
Wenn gleiche Abmessungen und gleiche Richtungen
gleiche Raumempfindungen, zur Hedianebene des Kopfes
symmetrische Richtungen Ähnliche Raumempfindungen
auslösen, so worden hierdurch die oben berOhrten Thatsacfaen
sehr ycrständlich. DieGerade hat in allen Elementen die-
selbe Richtung, und löst überall einerlei Raumempfindungen aus.
Darin liegt ihr aesthetischer Vorzug. Ausserdem treten noch
Gerade, welche in der Medianebene liegen oder zu derselben
senkrecht stehen, in eigenthflmlicher Weise hervor, indem sie
sich bei dieser Symmetrielage zu beiden Hälften des 8ek-
apparatGS gleich verhalten. Jede andere Stellung der Ge-
raden wird ak eine „Schiefstellung^ empfunden, als eine
Abweichung von der Symmetriestellung.
Die Wiederholung desselben Raumgd>iUes in gleicher
Oricntirung bedingt Wiederholung derselben Raumempfin-
dungen. Alle Verbindungslinien homologBr ausgezeichneter
(auffallender) Punkte haben die gleiche Richtung, und lösen
dieselbe Empfindung aus. Auch bei Nebeneinanderstellung
bloss geometrisch ähnlicher GebiUe in gleicher Orientirung
bleibt dies Verliältniss bestehen. Nur die Gleichheit der
Abmessungen geht verloren. Bei Störung der Orientirung
ist aber auch dies Verhältniss und hiermit der einheitliche
(aesthetische) Eindruck gestört
4*
- $1 -
Bei dDem in Besng ftirf die Medianebene symnielrisdien
Gebilde treten an die SteUe der gleichen Rtumempfindim-
gen die ähnlichen, wdche den symnietrisdien Riehtangen
entsprechen. Die rechte Hllfte des Gebildes steht rar rediten
Hilfte des Sehappantes in demselben Verhiltniss, wie die
linke HAlfte des Gebildes zur linken Hilfte des Sehappamtes.
Liest man die Gleichheit der Abmessongen fidlen, so wird
noch die symmetrische Ähnlichkeit empfunden. Schiefttellung
der Symmetrieebene stArt das ganae Verhiltniss.
Stellt man neben ein Gebilde dassdbe Gebilde, aber um
180* gedreht, so entsteht die centrische Symmetrie.
Verbindet man nimlidi swet Paare homologer Punkte, so
schneiden sich die VerUndungslinien in einem Punkte 0,
durch welchen als Halbirungspunkt alle VerUndungsUnien
homologer Punkte hindurchgehen. Auch im Falle der cen-
trischen Symmetrie sind alle homologen Verbindungslinien
gleich gerichtet, was angenehm empfanden wird. Geht
die Gleichheit der Abmessungen verloren, so bleibt noch die
eeatrisch symmetrische Ähnlichkeit f&r die Empfindung flbrig.
Die Regelmissigkeit scheint der Symmetrie ge-
genüber keinen eigenthflmlichen physiologischen Werth su
hnbeo. Der )Verth der Regelmissigkeit dürfte vidmebr nur
in der vielfachen Symmetrie Hegen« welche nidit bloss
bei einer Stellung merklich wird,
10.
Die Richtigkdt der gegebenen Ausflihrungen wird sdir
ftUbaTf wenn man das Weric von Owen Jones (Grammar
of onament, London 1866) durchblittert. Fast auf jeder
Tafid wird man die venchiedonen Arten der Symmetrie als
Bnlege fbr die gewonnenen Anschauungen wiederfinden. Die
Ornamentik, wdche, wie die rdne Instrumentalmusik, keinen
- $j -
Kebensirack vwfolgt, ■oadera nur dorn Vei«iiflgai «■ toForm
(imd Farbe) dient, Ueftart am besten die Tbrtaachen fllr die
TorliegendeB Studie«. Die Schrift nird durch eiidereRttck-
•ichten de jene der SchÄoheit behemeht OWehiwAl findet
mM I. B. unter den 84 groaBcn kteinischen Buchstaben 10
vertical symmetrische (A. H, I, M, 0. T. V, W, X, Y), ftnf
horisontal symmetrische (B, C, D, E, K), drei centrisch sym-
netrische (N, S. Z) und nur sechs unsymmetrische (F, G, L,
P. Q. R)-
11.
El sei hier nochmals hervorgehoben, dass geometrische
nnd physiologische Eigwischaften eines Raumgebildes scharf
su scheiden sind. Die physiologischen Eigenschaften sind
durch geometrische mitbestimmt, aber nicht allein durch
diese besümmt Dagegen haben physiologische Eigenschaf-
ten höchst wahrscheinlich di» erste Anregung zu geometrischen
UntermichuBgen geg«*en. Die Gerade Ist wohl nicht durdi
ihre Eigenschalt die Kflrceste «wischen «wei Punkten su sein,
sondern durch ihre physiologische Einfachheit aullge-
fidlen. Auch die Ebene hat, nAcn ihren geometrischen
Eigenschaften, einen besondem physiokgiBdi-optischen (aesthe-
tisdien) Werth, durch wdchen sie aufttüt, wie dies noch aus-
geführt werden soU. Die Thdlung der Ebene und des Rau-
mes nach rechten Winkeln hat nicht nur den Vorxug der
gleichen Theile, wekhe hieriiei entstehen, sondern awh
noch einen besondem Symmetriewerth. Der Umstand,
dass oongmente und ihnliche geometrische Gebilde in eine
Orientining gebracht werden Wtane^ in weWwr ihre Verw
wandtschaft physiologisch aufflült, hat ohne ZweifU be-
wirirt, dass diese Arten der geometrischen Verwandtschaft
A..V ».,«u.i.t mnrAm sind, als mfaider auffldlige, wie Affi-
— 54 -
sitil, ColÜMitkNi oad^aadora. Ohne ZuMmamwirkm der
similiciiai AMcliMumg vad dos Ventaadet tot dae wtow
schafUiche Oeonetrie aidit denkbar. H.Haakelkat abar ia
Miaer Oeichidit« dar Mathematik (Leipaig 1874) sehr ichOa
atoagefllhrti daaa ia dar griadiiicliea Gaomatria das Verataa-
desmomaDti ia der iadiadiea hiagegea daa aiaalieha Mo-
nieat bedentead Qbenriagt Die lader TerweBdeB das Prindp
der Sjmmetrie und der Ahaliebkeit (a. o. 0. 5. 206) ia eiaer
Allgemeinheit, welche den OriedMB ToUkoauMB frend tot Der
Vorschfaig Haakels, dto Schilfe der griechischen Methede
mit der Anschanlichkeit der indischen au ^ner neuen Darstd-
laagsweise an teiUnden, ist sehr beherzigenawerth. Man
brauchte abrigens hierin nur den Anregungen iren Newton
und Job. Bernoulli au folgen, welche daa Priadp der
Ähnlichkeit selbst in der Mechanik in noch allgeaMinerar
Weise Terwendet habea. Welche Vortheile anf dem letsteren
0<|biete das Priadp der Symmetrie bietet, habe ich an
einem andern Orte rielbch aasgeflihrt'*).
95) Weniger Tollttlndlipo Aatf&limngon dor HAnptgcdankoii diciM
JUflÜk habe ieh fOgelMa in dor dtiitca Abhendlwig „flbor dM Sohen
roe Li«» «ad Wtokdn" (IWIX flsnor to Flebt«*iZcitMhrift flIrPhi-
loMpMe Bd. 46^ Jahiic. 1866 & 6 nnd «Octtalten der Flflnigkoit". Fng
1871 — !■ Bens tef die Tenrerthiiiig dce Prineipee der Byrnmotrie in
der Meehsalk TeigL BNiae Schrift: Die Meehialk in flntr Eatiridthnig.
Leipiig; Brockkaw 186&
Weitere üntersuchnng der Banmemp«»**»««»
tt
1.
Dass die Raumcmpfindmig mit motorischen Proccss«
zusammenhingt, wini seit langer Zeit nicht mehr bestritt«!
Die Meinungen gehen nur darilbcr auseinander, wie dieser
Zusammenbang aufirafcssen sd.
Fnllcii awci ▼orschicdcnfRi^lgo congrucntc Bilder nach
einander auf dieselben NetahauUtellen, so werden sie ohne
weiteres ah gleiche Gestalten erkannt Wir kitainen uns also
^^T^« Torigen KiiHtol bchwidclto Stoff l.t mrfn« Wi««i;K
werde. Die >>.rion,«gen «J^-;-^^^;^^ t S-Zu. leb eelbet
- 5Ä -
saoAdtti wndi^dme BaamempfiDdiingeD an Tenchiodene
NetihMiteldha gaboideB taimi. Dass aber diese Raumem-
pfindungMi Dicht miTerand'erlich an beatimnite Netehaut-
Btellea geioiflpa sind, eritenneo wir, indem wir ftei nnd will-
kflrlieh die Aü^mi bewegen» wobei die Objecte, obgleich
ihre BiMer anf der Netohant üA Terscfaieben, ihren Ort und
ihre Gestalt nicht indem.
Wenn ich geradeaos vor mich blicke,
ein Object üxhrend, so erscheint mir
ein Objeet Ä, das sich auf der Nets-
haut in a, in einer bestimmten Tiefe
^k^ 1^ unter der Stelle des deutlichsten Sehens o
abbildet, in einer gewissen HOhe su liegen. Erhebe icn nun
den BUck, B iiirend, so behalt Ä hierbei seine frohere
Höhe bei Es mOsste Uefer erschehien, wenn der Ort des
Bildes auf der Netshaut besidiungsweise der Bogen o a allein
die lUumempibdung bestimmen wttrde. Ich kann den Blick
bis SU ^ und daraber hinaus erheben, ohne dass an diesem
Verhaltniss etwas geändert wird. Der physiologische Process
also, derdiewillkarliche Erhebung des Auges bedingt,
vermag die HOhenempfindung ganz oder theilweise eu
ersetzen, ist mit ihr gleichartig, kurz gesagt algebraisch mit
derselben summirbar. Drehe ich den Augapfel durch einen
leichten Ruck mit dem Finger aufw&rts, so scheint sich hier-
bei das Ot;{ect Ä, der Verkleinerung des Bogens oa ent-
sprechend, in der That su senken. Dasselbe geschieht, wenn
durch irgend einen andern unbewussten oder unwillkQrlichen
Process, s. B. durch einen Krampf der Augenmuskel, der
Augapfel skh aufwarte dreht Nach einer seit mehreren
Decennien bekannten Erfahrung der Augenarzte greifen
Patienten mit einer Lahmung des rectus extemus zu weit
nach rechte, wenn sie ein rechte liegendes Object ergreUen
- 57 -
wollen. Da dieselben eines stirkeron WiUensimpulses be-
dürfen als Gesunde, um ein rechte liegendes Oi^ect zu fiziren,
so liegt der Gedanke nahe, dass der Wille, rechte zu blicken,
die optisdie BaumeDpündung „rechte'' bedingt Ich habe
▼or Jahren **) diese Erfahrung in die Form eines Versuches
gebracht, den jeder sofort ansteUen kann. Man drehe die
Augen mOfi^chst nach links, und dradce nun an die rechten
Seiten der Augf^M zwei grosse Klumpen Ton ziemlich fcstem
Glaserkitt gut an. Versucht man alsdann rasch nach rechte
zu blicken, so gelingt dies wegen der ungenauen Kugelform
der Augen nur sehr unvollkommen, und die Objecte Yersdiie-
ben sich hierbei ausgiebig nach rechts. Der blosse Wille,
rechte zu blicken, gibt also den Netzhantbildem an bestimm-
ten Netzhautstellen einen grOasersn Rechts wert h, wie wir
kurz sagen wollen. Der Versuch wirkt anfiugs aberrsschend.
Wie man aber bald merict, Mirsn die beiden einftchen Er-
&hrungen, dass durch willkfliticho Rechtewendung der
Augen die Objecte nicht verschoben, und dass durch ge-
waltsame unwillkürliche Rechtswendung die Objecte nach
links verschoben werden, zusammen genau dasselbe. Meu
Auge, wdcbes ich rechte wenden will und nicht kann,
Iftsst sich als ein willkfirlich rechte gewendetes und durch
eine äussere Kraft gewalteam zurückj;edrehtes Auge
msAen.
3.
Der Wille, Blickbewegungen anszufllhren, oder die
Innervation, ist die Raumempfindung selbst Dies ergibt sich
ungezwungen aus der angefiUirten Betrachtung**). Wenn
■ 4
S8) Kon nach AbtehloM nelzcr „ChiiidliBieB der Lehn fw im
BewegvagwmpazdwKzeii'*.
29) Ich halte hier den Audmck fett, welcher eich mir imiiittelhftr
ergeben h«^ ohne der weitem Uztenvchag ii priymdidfeB.
- 5» -
- 59 -
wir aa «iner Haatotiile ein Jucken oder einen Stich empfin-
den, wodnreh nneere Aufmerlcsamkeit genügrad gefeasdi wird,
80 greifen wir eolort mit dem richtigen Auemaai der Be-
wegung hin. Ebenao drdien wir die Augen mit dem rich-
tigen Auemaes nach einem Netihantiiihl, sobald dasselbe uns
genllgend reist, und wir es denwach beachten. VermOge
organischer Efairicfatungen und langer Uebung treffen wir
sofort die sur Fixirung eines auf bestimmter Netshautstelle
sich abbOdonden (Nidoctea oben sureichende Innervation. Sind
die Augen schon rechts gewendet, und bngen wir an ein
neues mehr rechts oder links gelegenes Olgect su beachten,
so fügt sldi eine neue gleichartige Innenration der schon
▼orhaadenen algebraisch hinsn. Eine Störung entsteht erst,
wenn su den willkariich allg eme ss e nen Innerrationen fremd-
artige unwillkttriiche, oder Äussere bewegende Kräfte hin-
sutraten.
Ab ich mich vor Jahrsn mit den hierher gehörigen
Fragen beschäftigte, bemerkte ich eine eigenthflmliche £r-
sdieinungi die meines Wissens noch nicht besehrieben worden
ist Wir betrauten in einem recht dunklen Zimmer ein
f^ Licht A und fllhron dann
9jr^ I eine rasche Blickbewegung
J nach dem tieferen Licht B
aus. Das Licht A scheint
hierbei einen (rasch Ter-
schwfaidonden) Schweif A A'
nach oben su sieben. Das-
selbe thut natariidi auch
Figur it
1
das Licht B, was sur Vermeiduttg tou Gomplicationen in
der Figur nicht angedeutet ist Der Schweif ist selbstver*
standlich ein Nachbild, welches erst bei Beendigung oder
kun Tor Beendigung der BUdibewegung sum Bewusstsein
kommt, Jedodi, was ^ben merkwürdig ist^ mit Ortswertfaen,
weiche nicht der neuen AugensteOung und Innenration, sondern
noch der frflheni Augenstellung und Innerration entsprechen.
Aehnlidie Erscheinungen bemerkt man oft beim Experimen-
tiren mit der Holts^schen Electrisirmasdiinei Wird man
während einer Blickbewegung abwärts von einem Funken
äberrascht, so erscheint dersdbe oft hoch aber den Elec-
troden. Liefert er ein dauerndes Nachbild, so seigt sidi
dieses natflrlich unter den Electroden. Diese Vorgänge
entsprechen der sogenannten persönlichen Diflerens des Astro-
nomen, nur dass sie auf das Gebiet des Gesichtssinnes be-
schränkt sind. Durch welche oiiganischen Einrichtungen
dies VeriiältnisB bedingt ist, muss dahfaigestdlt bleiben,
wahrscheinlich hat es aber einen gewissen Werth sur Yer-
hfaiderung der Desorientirung bei Augenbewegungen.
6. ^
Wir dachten uns bisher der Einfachheit wegen nur die
fixirenden Augen bewegt, hingegen den Kopf (und Überhaupt
den Körper) ruhig. Drehen wir nun den Kopi gans be-
liebig, ahne ein optisches Oliject absichtlich bs Auge zu
fassen, so bleiben die Objecto hierbei ruhig. Zugleich kann
aber ein anderer Beobachter bemerken, dass die Augen wie
reibungslose träge Massen sn den Drehbewegungen keinen
Anthdl nehmen. Noch auCUlender wird der Voigang, wenn
man sich continuirlich längere Zeit um die Verticakxe, ton
oben gesehen etwa im Sinne des ührsdgers, berumdrdit
Die offenen oder geschlossenen Augen drehen sich dann, wie
Breuer beobachtet hat, etwa lehnmal auf eine Tolle Um*
drehung des Körpers gleichmä^sig verkdurt wie der
- to -
ükneigeTt imd ebenso oft rnekweise im Sinne des Uhr-
«eigen sorOck. Die Figur veransdiaa-
licht diesen Vorgang. Nach OT sind
die Zeiten als Absdssen, aufwärts als
Ordinaten die Drehungswinkei im Sinne
des Uhneigen, abwftrts im entgegen-
gesetsten Sinne anllgetragen. Die Cnnre OA entspricht der
Drehnng des Karpcn, OBB der relativen und OGC der ab-
sohiten Drehnng der Avgen. Niemand wird sieh bei Wieder-
hohmg der Beobachtung der Uebenengnag Terschliessen
kUnncn, daas man es mit efaier durch die Körperdrehung
refleetorisch ansgeUsten automatischen (nnbewussten) Augen-
bewegung su thnn hat Wie diese Bewegung su Stande
kommt, Ueibt natürlich sn untersuchen. Eine einihche Vor-
stellung wirs die, dass Ton swei antagonistischen Innervft-
tkmsorganen der ihnen bei der KArperdrehung gWchmissig
suüiessettde Beis, tou dem einen wieder sdt einem gleich-
mAssigon Innertationsstrom beantwortet wird, wAliread das
andere fanmer erst nach einer gewissen Zeit wie ein gcflUlter
und plötxiich umkippender Begenmesser einen Innenrations-
stoss abgibt Für uns genOgt es forliuAg lu wissen, dass
diese automatische compensireade unbewusste Augenbewe-
gung thatsichlich Torimnden ist
Die langsamere unbewusste compensirende Augenbewe-
gung (die ruckweise hinterlAsst keinen optischen Eindruck)
ist also die Ursache, dass die Oi^ecte bei Kopfdrehungen
ihren Ort beisubehalten scheinen, was fbr die Orientirung
sehr wichtig ist Drehen wir nun mit dem Kopf in dem-
sdhenOnn, das ftdrteObJect wechselnd, auch will kflrlich
die Augen, so müssen wir durch die willkflrliche Innenration
die automatische unwillktliliche übercompensiren. Wir
bedttrfcn derMlben Innenratidn, als ob der ganse Drehunga-
— 6i —
Winkel Tom Auge allein EurQckgekgt worden wire. Hier-
durdi klArt es sich auf, warum, wenn wir uns umdrehen,
der ganse optische Baum uns ab ein Gontinuum und nicht
als ein Aggregat von Gesichtsleldem ersdieint, und warum
hierbei die optischen Objecto festliegend bleiben. Was
wir beim Umdrehen Ton unserm eigenen Körper sehen, sehen
wir aus klarlicgenden Orflnden optisch bewegt
So gelangen wir also zu der praktisch werthtoDen Vor-
stellung unseres bewegten Körpers in einem festliegen-
den Baume. Es wird uns Terstftndlich, dass wir bei mehr*
fiichen Drehungen und Wendungen in Strassen, in Gebinden,
und bei passiven Drdiungen im Wagen, oder in der Cigflte
eingeschlossen Qh selbst in der Dunkelheit) die Orientirung
nicht verlieren. Allerdings schlafen die Urcoordinaten, von
welchen wir ausgingen, allm&lig und untermerkt ein, und
bald zählen wir wieder von den Olijecten aus, welche Tor
uns liegen. Der eigenthamlichen Desorientirung, in wdcher
man sich zuweilen Kachli beim plötzlichen Erwachen be-
findet, rathlos das Fenster, den Tisch u. s. w. suchend,
mögen wohl dem Erwachen unmittelbar Toransgehende moto-
rische Träume zu Grunde liegen.
Aehnlicho Verhältnisse wie bei Körperdrebungen zeigen
sich bei Körperbewegungen Oberhaupt Bewege idi den
Kopf oder den ganzen Körper seitwärts, so Torliere ich ein
optisch fixirtes Object nicht Dasselbe scheint fest zu stehen,
während die fernem Ol^ecte eine der Körperbewegung gleich-
sinnige, die nähen eine entgegengesetzte parallactische Ver-
schiebung erbhren. Die gewohnten parallactischen Ver-
schiebungen werden gesehen, stören aber nicht, und werden
richtig interpretirt' Bei monocularer Inteniott eines Pla-
ieau*schen Drathnetaes aber feilen die dem G|fnne und dem
— 6S —
Avma« nach vvgewohnten pArallaetitelieD Bewegnngett
MÜMTl m( aadipiflgelii «m da gedrehtes ObJectTor**).
6.
Wenn ich meinen Kopf drehe , so sehe kh nicht nur
jenen Tbeil desselben, den ich Oberhaupt sehen kann, ge*
dreh t, was nach dem Vorausgeschickten sofort YerstAndlich
ist, sondern ich fflhle ihn auch gedreht Dies beruht da-
rauf^ dass im Gebiete des Tastsinnes gans analoge Verhalt-
nisse bestehen, wie im Gebiete des Gesichtssinnes* <). Greife
ich nach einem CHiject, so complidrt sich eine Tastempfindung
mit einer Lmerrationsempfindung. Blicke ich nach dem
Ol^ject, so tritt an die Stelle der Tastempfindung eine Uchi-
empfindung. Da Hantempfindungen auch ohne Tasten Ton
Oljecten immer Torgefunden werden, sobald man ihnen die
Aufinerksamkeit zuwendet, sor geben diese, mit wechsdnden
lunerrationen complidrt, ebenfalls die Vorstellung unserea
30) VeigL aMlao «BtobachteaseB aber monoevlare ßtoreoMopIoL'*
SHsnngtberichto d. Wionor Akademie (1868) Bd. 6a
81) Die Antkht, dan GcrichtPtuiii vnd Ttitdiu toniMgeii demdlKNi
B&mmian all gewcieMmca BoataadttieO enthaHen, lit Ton Locko aofj^
itfllt, Ton Berkeley wieder beeWttos weiden. Aach Diderot iat
(LetCrca aar lee areagic«) der Aniicht, date der Banmaimi dea BUsdon
TOB JosoM dea Selieiiden gtatlich Tonchieden foL ICan rergl. hierüber
die aehartUnaigen AwAhnnifroa tob Br. T h. Loewj (Common •oniblca.
Die Gemein-Ideea dea Qetichti- nnd Taataimiea naeh Locke v. Berkeley.
Leipiif 1884), deren Reanltat Ich flbrigena nicht beiatünmen kann. Der Um-
atand*, daai ata Bündgeboner naeh der Operation den ihm darch daa
Oetait wohlbekannten WSifel, vid die.ebonao bekannte Kugel, darch dai
Ooiieht nicht nnteiKhcidet, boweiit fUrndch gar nichti gegen Locko
ndnlchla Ar Berkeley nnd Diderot Anch der Bebende erkennt die
efalheh nmgekehrte FIgnr errt naeh mehrÜKhor Obnng. Wie hStte anch
der bUnde Sann denen, wenn Locke Unrecht hStte, eine Ar Sehende
reiatindlidM Oeonetrle adhreiben können. MOge der Blinde Teranchen»
eno «nraenienpa an aenmoen i
- 6S -
bewegten Kftrpers, welche mit der auf optisdiom W^ge
gewonnenen in Toller UebereiBstimmung steht
Bei actiten Bew^ogungen werden also die Hautempfin-
düngen disiocirt, wie man kun sagen kann. Bei passiren
Bewegungen unseres Körpers* treten reflectorisch ausgeloste
unbewusste oompensirende Innenrationen und Bewegungen
auf. Drehe idi mich s. B. rechta herum, so eomplidren
sidi meine Hautempfindungeii mit denselben Innenrationen,
die mit Berflhmng ton Otjecten bei Rechtsdrdrang terbun*
den waren. Ich flihle mich rechts gedreht Werde ich
passiT rechts gedreht, so entsteht reflectorisch das Bestreben«
die Drehung su compensiren. Idi bleibe entweder wirklich
stellen, und empfinde mich dann anch ruhig, oder ich
uttterdrttcke die Linksdrehung. Dasu bedarf ich aber der»
selben wOlkOrlichen Innenratiou, wie sn einer actiten Refchts-
drdiung, welche auch die (Reiche Empfindung sur Folge hat
7.
Das hier dargelegte einfache VerhAltniss Obersah ich
noch nicht vollständig bei Abfassung meiner Schrift Aber
Beweguttgsempflndungen. In Folge dessen blieben mir einige
theils ton Breuer, theOs ton mir beobachtele Erscheinun-
gen schwer Terstlndlich, die sich nun ohne Schwierigkeit
erklaren, und die ich kun beriUiren wilL Bei passiter Dre-
hung eines in einem Kasten eingeschlossenen Beobachters
nach redits erscheint demselben der Kaaten gedreht, obfl^ekh
jeder Anhaltspunkt cur Beurthdlung einer Rdatitdrehung
fohlt Fohren seine Augen unwfllkürliche coropensirende
Bewegungen nach links aus, so tenchieben sich die Netz*
hautbilder so, dass er eine Bewegung nach redits empfindet
Fixirt er aber den Kasten, so muss er die unwülkahrlichen
Bewegungen willkflrlich compensiren, und sieht nun wieder
- ^ -
die Bewegmig Mdi redits. Es wird hierdurch deutlich, dass
die Breuer'sdM Eridftruiig der SchdnbeweguDg desAugcn-
aehwiiidelB riditig ist, und daas gleichwohl durch will-
kflrliehee Flxiren diese Bewegung nicht zum Verschwinden
gebracht werden kann« Auch die flbrigen in meiner Schrift
erwähnten Fiile des Augenschwindels finden auf analoge
Weise ihre Erkdigung**).
Wenn wir uns bewogen x. B., Torwarts schreiten oder
uns drehen, so haben wir nicht nur eine Empfindung der
Jedestfaligen Lage unserer Körpertheile, sondern auch noch
die Tiel einfachere Empfindung einer Vorwärtsbewegung
oder Drehung. In der That setzen wir die Vorstellung der
Vorwirtsbewegung nicht aus den Vorstellungen der einzelnen
Beinsehwingungen zusammen, oder haben wenigstens nicht
nMhig dies zu thun. Ja es gibt sogar Fälle, in welchen die
Empfindung der Vorwärtsbewegung entschieden vorhanden
ist. Jene der Beinbewegungen aber ebenso entschieden fehlt
Dies trifft z. B. bei einer Eisenbahnfahrt zu, auch schon bei
dem Gedanken einer Beisei andeutungsweise bei der Erin-
nerung an einen ÜBmem Ort u. s. w. Dies kann nur daran
Hegen, dass der Wille, sich vorwärts zu bewegen oder zu
drehen, aus welchem die Extremitäten ihre motorischen
Anregungen schöpfen, die ja durch besondere Innervationen
noch modifidrt werden kOnnen, verhäl tnissmässig einfacher
Natur ist Es bestehen hier wohl ähnliche, wenn auch com-
plidrtere Verhältnisse, wie Jene bei den Augenbewegungen,
welche Hering so gMckUch durchschaut hat, worauf wir
alsbald zurflckkommen.
1
M) onrndlinlcB dor Lohis von den BewofnmgwnpändoBsea. Leipiig .
KagalaiiB 187B. 8. 88. )
■
~.i
— 6t _
&
Die fotgenden Venvcin and üeberi««««« —i^
-Folg.. d«. pH^triid. dieBrtcta S^,S^SS
«nd der guxei. Vmgämg im Wm-t entiZ-TT
mvB» demnach einen trlfti— VT ,•••'"•• ■«* «•
^^ »rif tigen physiologischen Gnud
n kfln«« 1. I !^ wiPd. ü« dwe bequem ntennchca
«u Jcflnnen, habe ich mir einen
eingehen Apparat construirt,
der in Figur 18 datgesteOt
ist Ein einftch gemosterter
I^dertuchtanfteppich wiid hori-
»ntal über xwei 2 m lange,
8 m von einander in Lagern
brfeaUgte Waisen genge«, «nd
Tig. la
n'™'" ""^ '" 8l«ichmteige Bewegung gesetzt
tcM Dmpbcm HncnA JS.r«;Z ^ *? '^^ ««rf *» Elbe »it.
5
-> 66 -
- 67 -
Quer Aber Am Teppidi, etwa 30 cm Aber demaeibett, ist ein
Faden ff mit einem Knoten K gespannt, der dem bei A
anfiseBtenten Beobachter als Ruheponkt fhr das Ange dient
Folgt der Beobaditer mit den Augen den Zeichnungen
des tan Sinne des Pfeiles bewegten Teppichs, so sieht er diesen
in Bewegung, sich und die Umgebung aber ruhig. Fixirt
er hingegen den Knoten, so glaubt er alsbald mitdem gan-
sen Zimmer dem Pfeile entgegen in Bewegung sn gerathen,
während er den Teppich Ar stillstehend hält Dieser Wech-
sel des Anblicks Tollzieht sich je nach der Stimmung In
lAngcrer oder kflrzerer Zeit, gewOhnlkh nach einigen Seeun-
den. Weiss man einmali worauf es ankommt, so kann man
siemlich rasch und willkürlich mit den bekton Eindrflcken
wechseln. Jedes Verfolgen des Tqipichs bringt den Beob-
achter zum Stehen, jedes Fiiiren ?on K oder Nichtbeachten
des Teppichs, wobei dessen Zeichnungen rerschwimmen, setst
den Beobachter in Bewegung. Die Erscheinung ist selbst-
redend gftaslich verschieden Ton der bekannten Plateau-
OppePschen, die eine locale Netihanterscheinung ist
Bei dem obigen Experiment bewegt sich die deutlich ge-
sehene ganse Umgebung, bei dem letstem Phinomen sieht
ein bewegter Schleier Aber das ruhige Oltfect hin. Auch
die nebenbei auftretenden storoosoopischoa Erscheinungon, bei
welchen s. B. der Faden mit dem Knoten unter dem sich
als durchsichtig darstellenden Teppich ersdieint,. sind hier
gans gleichgOltig*^).
84) In mohwr Selnift Sbor «BcwoguiigMiiipAiidiuigen'' 8. SS habe ieh
c oM l atir^ dMi doa PUteAi-OpportehoB EnehdoniigeB oin Im-
«Niderer Procen n onmdo Uegl^ dor mit dos Abrifoa Bmrtgvtguomfindw^
SM akkti n whAffon hat i» hcint dMelbft:
»DesMrtifnihind wsrdea wir dana denkeB nflnoa, da« mit der
Bew^gng einet NetditatlilMM eii btssaderor fnevm emgl wtod.
|-
J^
t
BoTor wir an die Erkiftrung des Versuches gehn, woUen
wir denselben noch Tsrüren. Ein Beobachter, der sich bei
B aufstellt, meint unter den angegebenen ümstAnden mit
seiner ganzen Umgebung nach links su fliegen. Wir bringen
femer ober dem Teppich TT, Figur 19, einen gegen den Ho-
rizont um 46® geneigten Spiegel SS an.
Durch SS betrachten wir das Spiegel-
bild TT', nachdem wir auf die Nase
noch einen Schirm nn gesetzt haben^
welcher dem Auge O den directen An-
blick Ton TT entzieht Bewegt sich
TT im Sinne des Pfeiles, während wir
das Spiegelbild K' von K fixiren, so
glauben wir alsbald mit dem ganzen Zimmer zu tersinken,
bei umgekehrter Bewegung glauben wir hingegen wie in
einem Luftballon zu steigen**). Endlich gehören hierher
noch die Versuche mit der Papiertrommel, welche idi be-
reits beschrieben habe, und auf die auch die nachfolgende
Eridärung anzuwenden ist Alle diese Erscheinungen
sind keine rein optischen, sondern sie sind Ton
einer nnyerkennbaren Bewegungsempfindung des
ganzen Körpers begleitet
Fig. 10.
dar bei der Ruhe nicht voriitndcn let, and dan bei entgcgengctctztcn
Bewegangon gun ihidicho Froectto in Ihnliehen Organen erregt werden,
welche rieh aber gegenwaUg in der Art aoMchlieMcn, dan mit dem Ein-
treten doa einen der andere orlOachen mnii, nnd mit der KnchOpAing
dee efaien der andeie eintritt" — Dies icheinen& Einer nndVierordt
ftbenehen ra haben , welche tpiter ihnüche Anrichten Ober denMHien
Oegenaland anigetprochen haben.
86) Derartige Erseheinongon treten oft gani nngoaucht an£ Ab ein-
mal fan Winter bei Windstille nnd starkem SchneeCril roeino kleine Toch-
ter am Fenster stand, rief rie plotdich, sie steige mit dem gamen Hanso
fai die HOhOL
$♦
9.
Wie haben wir mn unsere Gedenken einniriditen , uin
In deneelbea die besprochenen Thntsnchen in eininchster
Weise derzostoUen? Bewegte Objecte Oben beinnntliefa einen
besondern Bewegungsreis auf das Auge aus, riehn die Auf-
nerksamkeit und den Biiek auf sich. Folgt ihnen der Blick
wirklich, so müssen wir nach allem bisher Besprochenen an-
nehmen, daas die Okdeete bewegt erscheinen. Soll das Auge
trots der bewegten Oljifecte auf die Daner ruhig bleiben, so
mnse der von denselben ausgehende constante Bewegungs«
reis durch einen eonstanten, dem motorischen Apparat des
Auges zufliesseaden Innerrationsstrom oompensirt werden,
gaas so, ab wäre der ruhige fixirte Punkt gleichmAssig ent-
gegengesetst bewegt, und als wollte man demselben mit den
Augen folgen. Tritt dies aber ein, so muss alles fixirte
^Unbewegte bewegt erachdaen. Dass dieser Innerrations-
strom immer mit bewusster Absicht eingeleitet werde, wird
kaum nothwendig sein, wenn er nur von demselben Gentrum
ans und auf denselben Wegen Teriäuft, ton wdchen das
willkürliche Elxiren ausgeht
Um die zutor besprochenen Erscheinungen su beobachtsn,
bedarf es gar keiner besondern Vorkehrungen. Wir sind
tiefanehr immer Ton denselben umgeben. Ich schreite durch
einen einbchen Willensact vorwärts. Meine Beine vollfllhren
ihre Schwingungen, ohne daas ich mich besonders darum
kflmmere, und meine Augen aind fest auf das Ziel gerichtet,
ohne sich von den durch das Ausschreiten bewegten Nets-
hMitUldem ablenken su lassen. Mit einem WiUenaact ist
alles dies eingeleitet, und dieser Willensaet selbst ist die
Empfindung der Vorwärtsbewegung. Derselbe Prooess, oder
doeh ein Theil deaselben, wird anch auftraten mflsaeui soUen
- 69 -.
die Augen dem Beiae einer Masse von bewegten Objecten
dauernd widerstehen. Daher die Bewegungsempfindung bei
den obigen Versuchen.
Beobachten wir ein Kind auf einem Eisenbahnzuge, so
folgen dessen Augen faat unansgesetst in suchender Be-
wegung den Äussern Objecten, welche ihm su laufen scheinen.
Auch der Erwachsene hat die gleiche Empfindung, wenn er
aich den Eindrficken swangkie hingibt Fahre ich vorwärts,
so dreht sich , ans naheliegenden GrOnden, der ganse Raum
SU meiner Linken um eine sehr ferne verticale Aze im Sinne
des Uhneigers, der ganse Raum su meiner Rechten dienao
umgekehrt Erst wenn ich dem Verfolgen der Otjjecte
widerstehe, tritt f&r mich die Empfindung der Vorwirta-
bewegung auf.
10.
Ohne den Thatsachen Gewalt ansuthun, welche in
meiner Schrift Aber Bewegungsempfindungen beschrieben sind,
legen die eben besprochenen Beobachtungen die Möglichkeit
nahe, die Auffassung dieser Thatsachen su modifidren, wie
wir dies im Folgenden andeuten wollen ••)• Ea bleibt hAchat
dß) M oino Anrichten Aber Bowognngicmpfimlangen rind bokanatlicli
mehr&ch Angefochten wonlctt, wobei allenlingB die Polemik inuiier nnr
geg^n dio Hjpothoio gericlitet war, auf wekhe kh aclbrt keinen be>
•ondern Worth gelegt habe. Daaa ich aokr gern bereit bin, meine Antkhten
nach M aaaagabo der bekannt gewordenen Tbatwchen in modifieiien, daftr
mag oben dio rorUegendc Schrift den Beweii ilelem. Ick will die Ent-
•cheidnng darSbor, wieweit ich dai Richtige getroffen habe, mitBenhigwig
der Znkonft flberlanen. AndererteiU mochte ich nkht nnbemerkt lamen^
daas rieh auch fflr die von mir, Breuer «nd Brown anlgetteUte An-
rieht gUnttigo Beobachtnngen ergeben habea Hierher gehören nmichtt dio
Ton Dr. on je (in Anifterdam)gcflammeltenErfahningen(Dn Veittgo deX^
Bidre. Bapport In dana U icction d*otologio da congi^ pMMUqno interna-
tional de adenect mödkalci k Anutordam. 1870). Qi^« beobachtete beiEr>
mlmelwiBlIch, dui «in Orgu in Kopfe eztatiit, vir woUei M
du Emtorgu (£0) neBBca, welchnkuf Beichlennlgaig»
knulnufMi itt HtttoMirea roflectoriMhe KopfdnhnniiPD bcln Eiobluea
*M bA In db Tnmm«aMin mt bnd fimim Patienton d«i geiiu den Sin
nt tt» lamU 4m Dnh»»gm»age^im tamrta, wekbi er bolm Eiaqirlticm
fMiF»irick«ltM(wplluidMlMat&- enbmofCT^m fireTB(oDiCM«
Of drq>eptk T«tti|i*. PracoMÜnci oftbeBejalSocie^ of Edinburgh 1881
—est bMebreOt tbttm m dek b««Whtel«« isteraMMton Pill Ton patho-
l«ShdwM Sdntodel, weklw« «kh tn mnet OoMnnUioit durch eine gtttii-
i«rte Irtfrim wid *«riAaKcrto Du« dn jodtr DnbMg rol^CMlea Ea-
pAMoR eiUltea Uom. ~ An M<>Tkwfltdig*ten liBd *bet die DcoWhtongen
na WIlUkM )ani> (Uie •(«*« ofditiiB«« ia dektmitM. Amciicu
jMrml ef Otoloit?. Volomo IV Octobcr 188!). Jkmea hnd eine reU-
Ure TBnriefoade aBnUend« UaeMpOkdlkhlieil dor Taabttom»« gcfra
dn DTphKhvtednL U«fl|[ dae gnue Uwirbeitioit d« Gufei denelbra
W geiehloiicnoa AaRon, mad in lawKheMFlDcn «ne Bbonucheode
Dewifantlrvm Mm Uatortaaehea lator Waiier, wabd Belnttiti-
g«M|t «Nd gtallkhe (jMichrrMt Ibn im Obea ud Unten eintnt Dine
P wWdl U wg« ipnrhen «ehr da/Br. daM bei dn TaaUtantnon, wia tt
■ach HclMr AalbMung n nwaiton war, dar eigontlirbe Olokhmirichto-
ämt »ehr nrtrktritt, ud daM dlracibefl dio beiden andern «rientirendcn
BhMMi de« Oe«khtHinn and den UntkaWnn (wcichor loUtora bdn Vrr-
Mtm Im WMaet Mit der ABhobmR den KOcperpnrtditei alle Ai)halta>
pokta Ttrttert), derto aOlUger h^oa.
Die AMleM irt nkU haltbar, dan wir nr KenntniM de« Olekhffe-
«IcU«« tmd der TlnT|pMfri» bar dircli dlo Halbcirkclkanllo gcUngeii.
HOchrt wahiMbotaH«)) haben «irbnrhr aach aledoro Thicto, denen da«
entiprecbendp Oritaa gaai Toblt, BevognqtieniifiDdaBcen. £■ wu mir
Uihn nkM HMiHIeK In diner lUchtunft Vemcb« aanricllen. Die Vcf
neho abn-, «Hcho Libboek in aelnor Schrift Iber .^mektm, Bienei
■ad Weqipn* (LHpdir. Brocbha« 1888) B. »0 beachriebe« ha^ werden
Mir dareh dia Amalmw von BowegnngwMipfcdinip» vis] niitlndlkher.
Da MAfflichonrriM Anderen doraitigo Vomche nilieT UeRvn, itt et rleW
leidrt «ieht anntti, wenn kh «liMi A^ianU baqmebe, den Ich (Autoiger
der Wiener AktdcMle, la DocnnW 1B7B) icbM hm beachrleben bib«.
Der Apparat dient dan, da« Vtrimitim *•■ TUerM bd rawiher R»-
(atlon dmelben n hwbachten. Da bmi da« Bild doch die RotetiMi
MM« dl« piMire BotatiM •ptUeh Mlj|«hoban and
M die a
Ibri« bMb«n and be«ba>^ih«i worden. Kaa crr^M die optUch« An»-
kobüiv der BoUIJm ttAth dadarch, da« mm lb«r d«r SebenM der
CentalhgBtaMwAfaw fean ■■ dteaelb« As« wü Hufe «Imt Zahamdlbat-
mgirt, und riordi dn
tnfnng ein RekdonipiiaMa Mit der Üben WlakelgMchwfndigfcrit d«r
Scheibe nnd la denMclben Siaae ntirea Unt.
Die Fi(w 10 gibt elM AmIcM dM Apparate*. Aid im BAdbe der
CeatrilhgalMaBchlDo beSadet riA ela 01a«b«hHt«f «, ia waktaa die m
Flg.».
beobachtenden mm dagewUoMea wndea. Darch «in« Zahatadibeiw
tragaag wird dai Ocolat • adt der halbe« WiBhelBnchwiadigtelt and in
denwriben Siano wie r
I gedieht Die fclgvade
t jM Figai wigt die Vcnab-
^ f^ aaag in einer beaonJem
iiimil il lUHS nan DanleUaag. Dai Offt>
* [ lar OOnad der Behilt»
aM die
Aic ^ ^ , wUrrnd ein
— 7« -
batondera BawagmigBampluidiufiaD gibt, wdcha Ton dia-
Apparat wia Ton doam Sionasoivaii ansgahan, ktanao
Sr 4r
dami Ifl r jener tob ^ ^ V- J<^«r ^o» « * » J^n^ ▼<»> '«^ i^^f ■" V»
womit dae Tcrieiigte GcechwindigkeitererliflltDin tob «a bbö ff fnidt iit
Ubi dcB AffutA iB eeBtriroB, legt bmb raf die Bodeaeelicibe dee
Behüten elBeB Bdt BtellichnBbeB fencheBeB Spiegel S aad JBttirt dcB*
•elbeB eo, diu bein RotircB die Bilder Ib deaiiclbeB nihig bleibeB.
Dbbb eteht er oeBkreelit Mf der RotatioBiue dee Appftntee. ElBeB
twefitea IdelaeB Spiegel f*, deeeoB BdegBBg oIb kMaeo Loch L eBthill^
Magt Buui iB dem leereB OcBlarrolir Biit der epiegeladeB Fliehe Bach
BBteB M IB, dftM bei der RotatioB die Bilder oabcwogt bleiben, die bibb
dsrch das I«oeh UmlBreh Ib dem Bpiegolbilde tob 4^ iB tf rieht DaBB
ftebt f leBkieeht aBf der OcBlaraie. Nob briagt bmb, was nach einigoB
TeitvcheB leicht geliagl; mit Hilfo eines Pineoli aof dem Spiegel S eincB
Pukt P BB, welcher bete BotireB oeiBo Lage Bicht iBdert, BBd ftellt
das Loch te Spiegel 4* n^ data oa bei der BotatioB ebeBÜiUa aa Ort and
SteQe bleibt Hierdnreh ilad PoBlcte der beiden BotatioBiaxcB gewonnen.
Stellt man bbb das Ocahv (mit Hilfo von Schrauben) so^ data man, durch
das Loch hl S hfaidBiehsohoBd, doa PBakt ^ naf S nad das SpiogelbUd
▼oa Zr hl tf (oder dgeatUch die rielcB Spiegelbilder yob P nad /.) iB
Deeknag sieht, so siad die betdea Aiob Bicht aar parallel, soaderB sie
flUka aach wssaanra
Als Ocalar k<taato aaa ia der eiafachstcB Weise efaiea Spiegel, dessoa
Bbeae die Jkxa aathll^ aawaadoB, oad ich habe dies bei dem ersten Ru-
dimeat meines Apparates auch gethaa.
AUeiB maa rerUert hicrAarch dio HAUto
des Gesichtsfeldes. Eia total reflectirca-
dcs Priuma Ist deshalb Tiol vorthcUhaf-
ter. Ia der Figur n stollo ABO einea
eboaea Schaitt senkrecht su der H}1mh
theBusenüAchc und den KathetcnlUchcB
des total rcüectirendeB Ocularprismas
▼or. Dioser Schflitt eathalte sugleich dlo
Rotationsazo onPQ, welche parallel lu
^ ^ ist Der Strahl , welcher nach der
Azo C^ fortgeht, mnss nach der Bro-
chung und Rcflpzion fan Prisma wieder
nach der Azo V fortgehen und das
(in der Azo beflndliche) Augo treifca
WcBB dies erfUlt ist, können die Punkte
der Azo bei der Rotation keino Yer^
y^ ^ Schiebung erfahren, und der Apparat ist
- 73 -
wir auch anaahman, daaa daaadba ladiglich raflactoriach
InnarratioDaii auslflat Innerrationaa kOnnan willkarlidi und
bawusat odar nnwülkOrlich und ttobawusst seiD. Dia bddan
Tanchiadanan Organa, Ton walcban aia auagehan, bazddman
wir mit FI und UI. Baida könnan auf dan oculomotori-
acban (OM) und dan locomotoriachan Apparat {LU) abar-
gahan.
Batrachtan wir nun das nebanstabenda Scbama. Wir
laitan im Sinna das gbittan Pfailaa wülkttrlicb also ton IFT
aus aina actiya Baweguüg
ain, walcha sieb im Sinna
dar glattan Pfaila auf OM
und LM abertrftgt. Dia au-
gabOriga Innanration am-
pfinden wir unmittdbar.
Eina basondara bianron tar«
acbiedena Bawagungsam-
pfindung ist also in diaaam
Fall unnOtbig. Ist nun dia Bawagung im Sinna das glatten
Pfailaa eina (uns abarraacbanda) paasita, so gaben arfab-
Fig. 28.
contrirt Der betioiTendo Strahl muss also den Itittelpuakt UxouAB
treffcB und schaeidot demaach, weü er aater dem laddeaiwfaikel tob 45»
auf Crowaglaa mit AB uator etwa 16» 40^. Hieraach muss O P um etwa
0.115. A B TOB der Azo abstehea, welches VcriHltaiss am bestea empirisch
hergestcUt wird, iadem maa das Prisma ha OcuUr so TcrscUebt» dasa
BchwaakuageB der Oljocto ia # f bei der Rotatioa wegWlea.
Dio Figur 2S macht lugioich das Gesichtsfeld ftr daa Aago ia Oj^
aichtiieh. Dor StiaU OA (wdcher eboa soakrecht auf A fl"* ) ^
aa ^ A aach AO niceM aad geht aach « Der Strahl O B hiagegoa
wird bei ^ reftoctirt aad tritt gobrochca nach r aus. ^ . , ,
Dor Apparat erwies sich bei moiaea bisherigea Vcrsachea »jeder
BoiiehBng ab ausrdchead. Briagt aiaa eia gedrucktes Btatt aach # #,
UBd rotirii so rasch, dass dessoa BÜd gaas rerwischt wird, so kaaa maB
dio Schrift durch daa Ocular bequem lesea. Die Umkehruag ▼««« f«|[
Spiegelung kOmite beseitigt werdea, weaa maa ober dem rotireadsa
— 74 —
niDggminig TOB £0 Aber 17/ Reflexe aus, welche compen-
•ireiide Bewegung«! herforbringeB, was wir durch die ge-
flederten PMle «odoateiL Betheiligt sich WI nicht, und
gelingt die Compensation , so Mit hiermit auch die Be-
wegung und die Forderung einer Bewegungsempfindung weg.
Wird aber die eompensirende Bewegung tou WI aus (ab-
sichtlich) unterdrflckt, so ist hierzu wieder dieselbe Inner-
Tation -wie bei der actiten Bewegung nOthig, und sie liefert
auch wieder die gleiche Bewegungsempfindung.
Das Organ EO ist also su WI dnd ÜI so gestimmt,
dass in den beiden letzteren mit demselben Bewegungsreiz
des ersteren entgegengesetzte Innerrationen zusammentreffen.
Ausserdem haben wir aber noch Mgende Verschiedenheit in
der Beziehung Ton EO xn WI und UI zu bemerken. Fflr
EO ist der Bewegungsreiz natürlich derselbe, ob die ein-
geleitete Bewegung eine passive oder actite ist Auch bei
einer actiyen Bewegung würden die tou WI ausgehenden
Innerrationen in ihrem Erfolg durch EO und UI aufgehoben,
wenn nicht zugleich Ton WI mit der willkarlichea Inner-
vation eine Hemmung nach EO oder ÜI ausginge. Den
Einfinss ton £0 auf TFT haben wir uns viel schwächer Tor-
zustellen als Jenen auf UI. Denken wir uns etwa drei Thiere
WI, ÜI und EO, welche die Arbeit so getheilt hätten, dass
das erste nur Angriffs-, das zweite nur Abwehr- oder
Oenlftipritiiis eis iwcitct fettet ßcSciiootpritma anbringen würde, wekhe
CompUcation mir aber msothig eeUeiL
BUkn hibo ieh, anttcr einigen iiHytikaliichen yof•1lchel^ nnr Rota-
ttentrermciie mit rerMhiedenon kleinen Wirbelthieren (VOgoln, Fitchen)
angetteUt» nnd meine (in der Schrift aber ^wogwngtempflndnngen*' an-
gegebenen) Bsiea dnithana beetSUgt geftindea Ea wire aber wohl anch
iMerlieh, wenn man mit Inteeten nnd andern, namentlich niederen
TUeren (Soethlerm) Ihnliche Yemche dorehAhron wSrde.
— 75 -
Fluchtbewegungen ausfilhrte, während das dritte als Wächter
aufgestellt wäre, mit einander zu einem neuen Wesen ver-
bunden, wobei WI eine dominirende Stellung einnähme, so
warde dies beiläufig dem dargestellten Verhältmss ent-
sprechen. Es wird sich auch manches zu Ounsten einer
derartigen Auflassung der höheren Thiere anfthren lassen *')•
Ich will das eben Ausgesprochene nicht f&r ein toU-
ständiges und nach allen Seiten zutreffendes Bild der That-
sachen ausgeben, bin mir yidmehr der Mängel meiner Aus-
führung bewusst Das dem entwickelten Hauptgrundsatz
(S. 28) entsprechende Streben aber, alle Raum- und Be-
wegungsempfindungen, welche im Oebiete des
Oesichts- und Tastsinnes, bei der Ortsbewegung,
als Schatten selbst bei der Erinnerung an die
Locomotion, beim Gedanken an einen fernen Ort
u. s. w. auftreten, auf eine Empfindungsqualität
zurUckzuffihren, wird man gerechtfertigt finden. Die
Annahme, dass diese Empfindungsqualität der Wille sei, so-
weit er sich auf Baumlage und räumliche Bewegung bezieht,
oder die Innerrationsempfindung, priljttdicirt der weitem
Forschung nicht, und stellt nur die Thatsadien dar, soweit
sie bis Jetzt bekannt sind«*).
87) Wenn ich einen kloinen Vogel mit der Hand anlatten will, to be-
nimmt er lieh dieeer Hand gegenSber gerade aa wie tieh etwa ein MenKh
gegen einen lierigen Tintenfitch rerhaltcn wflrdc. — Bei Betnchtnng
einer-Oetelltchaft kleiner Kinder, deren Bcwegnngcn noch wenig Überlegt
nnd geübt lind, machen namentlich die Binde nnd die Angen tehr ttark
den Efaidmck poljrpenartiger Weeen. Selbttrerttündlich kennen tolche
Eindrücke keine wittentchaftUche Frage entacheiden, et kann aber tehr
anregend lein, rieh dentelben leitweflig himngeben.
88) Tergi die Anticht Ten Hering hi Hennann*t Handbuch der
Fhjtiologio Bd. IIL L Th. & 547.
- 76 -
11.
Avt dtt ErOrtenisgeii des torigen Kapitds Ober Sym-
metrie ond AehBliehkeit ktaDen wir ohne weiteres den
BcUuss sidieo, dass gleicben RichtangeB gesehener Linien
gleichartige InnerrationsempAndongen, snr Medianebene sym-
metrischen Linien sehr ähnliche InnerrntioBsempfindangen,
dem Blick nach oben nnd unten, in die Ferne ond in die
N&hc aber sehr tersehiedene Innerfatioosempfindongen
entspredien, was nach den SymmetriereiiiAitttissen des moto-
rischen Apparates der Augen grösstentheils auch ton Tom-
herein sn erwarten ist Hiermit allein ist sehen eine gaase
Beihe dgenthflmlicher physiologisch optischer Phänomene er-
ledigt, die bisher kaum beachtet worden sind. Ich komme
nun aber lu dem, nach physikalischer Schätsung wenigstens,
wichtigsten Punkt
Der Raum des Oeometers ist ein Vorstellungsgebilde
lfm dreifacher Mannigfaltigkeit, wdches sich auf Orund-
lage ton manueDen und intellectuellen Operationen entwickelt
hat Der optische Baum (Hering's Sehraum) steht in einer
siemlich complidrten geometrischen Verwandtschaft su dem
▼origen. Man kann mit Hfllfe bekannter Ausdrflcke die
Sache noch am besten darstellen, wenn man sagt, dass der
optische Baum den geometrischen (Euklides'schen) in
einer Art Beüefperspectire abbilde, was sich tdedogisch
auch erklären lässt Jedenfalls ist aber auch der optische
Baum eine dreifache Mannigfaltigkeit Der Baum des
Geonwters leigt in Jedem Punkte und nach allen Bich-
tungen dieselben Eigenschaften, was tom physiologischen
Baum durchaus nicht gilt Der Einfluss des physiologischea
Bamnes ist aber in der Geometrie noch tieifich su be-
— 77 —
merken. Wenn wir s. B. conTOxe und concaTO Krflm-
mung unterscheiden, so ist dies ein solcher Fall. Der Oeo-
meter sollte eigentlich nur die Abweichung ran Mittel der
OnUnaten kennen.
12.
So lange man sich Toretellt, dass die (12) Augen-
muskel ein sein innenrirt werden, ist man nicht im Stande,
diese fundamentale Thatsache su erklären. Ich habe diese
Schwierigkeit Jahre lang gef&hlt, und auch die Bichtung
erkannt, in welcher nach dem Princip des Parallelismus
des Physischen und Psychischen die Aufklärung su sudien
ist; die AufMsung selbst blieb mir wegen mangelhafter Er-
fahrung auf diesem Gebiet verborgen. Desto besser weiss
ich Hering*s Verdienst su schätsen, der diesdbe ge-
fanden hat Den drei optischen Baumcoordinaten, Höhen-,
Breiten- und Tiefenempfindung (Hering, Beitnge sur Phy-
aiologie. Leipsig, Engelmaim 1861—86) entopricht nämlich
nach den Ausführungen desselben Forschers (Die Lehn» Tom
binoculaien Sehen. Leipsig« Engelmaan 1868) auch nur eine
dreifache Innenration, welche besiehungsweise Bechts-
oder Linkswendung, Erhebung oder Senkung und Omver-
gens der Augen hertorruft Darin liegt für mich die wich-
tigste und wesentUchste Aufklärung**). Ob man nun die
Innertation selbst für die Banmempfindung hält, oder sich
hinter derselben erst die BanoMmpfindung torstellt, was so-
fort su entscheiden weder leicht noch nothwendig sein dürfte,
iedenfslls wirft die Hering'scheDar^guag ein ausgiebiges
S9) Dies lit dor Punkt» auf welchen obei (& 56» AuBeikuis t7 «id
J9i64) hfaigoiHeeeB wurde.
- 7« -
licht ia die psychtacko Hefe des Sehprooesses. Auch die
in Befog auf Symmetrie und Aehnlichkeit Ton mir aage-
fthiten Encheimmgen DlgeD eich dieser AuffRieimg ?or-
trefflieh, wis weiter anasnfldireii wohl umOthig ist^*).
40) nkmÜ TenchirMel »ich dio Schwierigkeit» die ich noch 1871
mapUad, uad im nofaiein Yortng eher „die Sjnimetrie* Prag, Calre (18T8)
■ritienWottiB ■■ wp ach ; »WeaiiMUMch?M Gebwifiaiagigo eia g»*
witMt QeftU mr SjMMtrie hiihfli^ M ifl diM freilich eia BithML Fni»
Ueh kun dae Syaimet ri ege ft ÜJ, wenn Mch nalchet dunh die AvgeB
erwmihea , ideht aef dieee beeehilakt hleibea. Ei bnm ilch wohl andi
■och hl aadfln IMIea dae OlgalInBM dvch mahilanNB^ihiigo Om^
dee XeMcheegeachlechtee Ibelwtaeii, ud hau dan nicht mR dem Vor-
laat dea eiaen Aagea iofefft wieder Teradiwhiden''. — laderlliat bleibt
der ayaiaolriaeha laiarTatioaeapparat» aaeh weaa daa eia«
Aage Teriarai geht
BesiehaBgen der Geeiehteenplndmngen sm eliMUider
rnid sm udereM peyeUaeheM EtaneMtea.
1.
Die OeBichtsempfindongen treten im normalen psychi-
Bchen Leben nicht ieolirt auf, sondern mit den Empfindungen
anderer Sinne TerknOpft. ^'ir sehen nicht optische Bilder
in einem optischen Raum, sondern wir nehmen die uns um-
gebenden Körper mit ihren mannigfaltigen sinnlichen Eigen-
schaften wahr. Erst die absichtliche Analyse lOst aus diesen
Complezen die Gesichtsempfindnngen heraus. Allein auch
die Wahrnehmungen insgesammt kommen fast nur mit Ge-
dankoi, Wünschen, Trieben verknApft tor. Durch die Sinnes-
empfindungen werden die den Lebensbedingungen entsprechen-
den Anpassungsbewegungen der Thiere ausgelöst Sind diese
Lebensbedingungen einfach, wenig und langsam Terftnderlich,
so wird die unmittelbare Auslösung durch die Sinne zu-
reichen ^ *)• Höhere intellectueUe Entwicklung wird unnöthig
41) Beachtang dieiee Umetaadea wiid tot Oben^ttiaBg der Intetti-
gwn niederer ^neie bewahrea.
— So ^
MiD. Anden iit dies bd sehr manDigfaltigen ond Terinder-
lidm LebeBsbedinguBgoi. Ein to einfacher AnjiMSiingi-
mechanismiis kann sich da weder entwickdn, noch würde
er sam Ziele f&hren.
Niedere Thiere TerBchlingen alles, was in ihre Nihe
kommt, nnd den entsprechenden Rdz ansaht Ein höher
entwickeltes Thier muss seine Nahrung mit Gefahren suchen,
die gefundene geschickt fassen, oder listig fangen, und Tor-
sichtig prflfen. Oanse Reihen Ton yerschiedenen Erinnerun-
gen mflssen Torbeiziehen , berer eine den widerstreitenden
gegenQber stark genug wird, die entsprechende Bewegung
aussulesen. Hier muss also eine die Anpassungsbewegungen
mitbestimmende Summe Ton Erinnerungen (oder Er-
fahrungen) den Sinnesempfindungen gegenflberstehen. Darin
besteht der Inteikct
Bd höheren Thieren mit complidrten Ldwnsbedingungen
dnd in der Jugend die Gomplexe von Sinnesempfindungen,
wdche die Anpessungsbewegungen auslösen, oft sehr susam-
mengesetxt^*). Mit der Entwicklung der Intelligenz werden
immer kidnere Theile dieser Gomplexe zur Auslösung hin-
reichend, und die Sianesempfindungen werden immer mehr
und mehr durch den Intellect erginzt und ersetzt, wie
sidi dies an Kindern und hersnwadisenden Thieren tiglich
eoostatiren lAsst
7
— Si —
Die Vorstdlungen haben also die Binneeempfindungen,
sowdt sie unvollständig sind, zu ersetzen, und die durch
letztere anftnglidi allein bedingten Proeesse weiter zu spia-
4S) Dti fiMgea dor Juges Stafethien, das & SS Amnorlrang Sl b«-
iehriebaae Teriitlteu dot Jingeii Sperilngi rind pAMoude Bdipide UeOf«
/ nen. Die Vorstdlungen dflrfen aber im normalen Leben die
'^ Stnneaempftndungen, sowdt letstere imhaadea dnd, durch-
aus nicht Terdrftngen, wenn hieraus nicht die höchste
Gefahr Ar den Organismus entspringen sdL In der That
bestdit im normalen psydiischen Ldwn dn sehr scharfer
unterschied zwischen bdden Arten psychischer Etemeate.
Ich sehe eine schwarze Tafd vor mir. Ich kann mir mit
der gröosten LebhaMgkdi auf dieser TaSd dn mit scharfea
wdssen Strichen gezogenes Sechseck oder dne fuUge Figur
▼erstellen. Ich wdss aber, pathdogisdie Fille abgerech-
net, immer was idi sehe, was idi mir Torstelle. Ich
ftthle, wie ich bd dem Debergang zur Verstdlung die Auf-
merksamkdt iron dem Auge abwende, und anderswohin richta
Der auf der Tafd gesehene und der an dersdben Stdle ¥or-
gestdlte Fleck unterscheiden dch durch diese Aufmerfcsam-
kdt wie durch dne vi orte Ooordinate. Die Thatsachen
werden nicht ^Istindig gedeckt, wenn man sagen wOrde,
das Eingebildete lege sidi Ober das Geadiene wie das Spie-
gdbild in dner unbelegten Olaqplatte aber die hindurchge-
sdienen Körper. Das ist Toriiaiig eine p^jchdogisehe That-
aache, deren phydoiogische Erklimng dch gewiss nach
Anden wird.
Bd der stiricem Entwicklung der latdUgeDs, wdche
durch die compUdrteB LdMurerhlltnisse des Menschen be-
dingt ist, können die Vorstdlungen idtwdUg die ganze
Attfineriaamkdt auf deh dehen, so dass Vorginge in der
Umgdnmg des Sinnenden nicht gesehen, an ihn gerichtete
Fragen nicht gehört werden , was solcher Beschäftigung un*
gewohnte Menschen „Zerstreuung"' nennen, während es Tid
passender „Sammlung** hdssen würde. Wird nun der Betref-
fende in dnem solchen Fall gestört, so empfindet er sehr
deutlidi die Arbeit bdm Wediad der Attfnerkiaakdt
6
— 81 —
3.
Die BoAcfalmig dteer schsrfeB Grenze swtechen den
Vortlelliiiigeo und Sinneaenpfindangen ist sehr geeignet, vor
Unforsichti^eit bei psycMogiscIieB ErkUmngen der Sinnes-
phinomene sn sckOtsen. Die belciinnta Theorie der „unbe-
wvsstcn Scfalflsse'* wire nie sn so breiter Entwicklang gelangt,
wenn man mehr auf diesen Umstand geachtet hätte.
Das Oqpui der Vorstdhiogen ktanen wir uns Torlftofig als
ein solches denken, welches (in einem geringeren Grade) aller
spedfischen Energieen der Sinnesorgane und der motorischen
Organe fthig ist, so dass Je nach seiner Aufinerksamkeits-
Stimmung bald diese, bald jene Energie eines Organs in
dasselbe hiaeinspielen kann. Ein solches Organ wird TorzQg-
Uch geeignet sein, die physiologische Besiehnng swischen den
verschiedenen Energieen su vermitteln. Wie die Erfah-
rungen an Thieren mit entfurntem Grosshim lehren, gibt es
ausser dem Vorstellungsorgan wahrscheinlich noch mehrere
andere analoge Vermittlungsorgaae, deren Vorginge daher
nicht in*s Bewnsstsein fallen.
Der Reichthum des Vorstellungslebens, wie wir denselben
aus der Selbstbeobachtung kennen, tritt gewiss erst beim
Menschen auf. Die Anfänge dieser Lebens&usserung, in
welcher sich durchaus nur die Besiehung aller Theile des
Organismus sn einander ausspricht, reichen ebenso gewiss
tief in der Entwicklungsreihe der Thiere herab. Aber auch
die Theile eines Organes missen durch gegenseitige An-
passung m einander in eine Besiehung treten , welche jener
der Theile des Gesammtorganismus anabg ist Die beiden
Netshiute mit ihrem von den Lichtempfindungen abhängigen
motorischen Acoommodations- und Blendungsapparat geben
ein sehr Uares und bekanntes Beispiel efaies solchen Ver-
hiltnisies. Das physiologische Experiment und die einiuhe
- sj -
Seibstbeobachtuag bdehren uns dariber, dass ein solches
Organ sefaie eigenen sweckmissigen Lebensgewohnheiten, sein
besonderas Oedichtniss, fast mochte man sagen seine eigene
Intelligenz hat
Die lehrreichsten hierher gehörigen Beobachtungen sind
wohl von Johannes Hiller in seiner schmien Schrift
„iber die phantastischen Gesichtsersdieinungen'* (Coblens
1826) zusammengestellt worden. Die von Miller u. A
im wachen Zustande beobachteten Oeslchtsphantasmen ent-
ziehen sich durchaus dem Einfluss des Willens und der
Ueberlegung. Es sind selbstotändige, nicht an das Vorstel-
lungsorgan, sondern an das Sinnesorgan gd)undene Erschei-
nungen, welche durchaus den Character des objectiv Gese-
henen an sich tragen. Es sind wahre Phantasie- und
Gedichtnisserscheinungen des Sinnes.
Jene Processe, welche in der „Sehsuinsubstanz'* (nadi
Miller) normaler Weise als Folgen der Netzhauterr^gung
sich abspielen, und welche das Sehen bedbigen, können aus-
nahmsweise auch ohne Netshauterregung spontan fai der Seh-
sinnsubstanz auftreten, und die Quelle von Phantasmen oder
Halludnationen werden. Wir sprechen von Sinnengedächt-
niss, wenn sich die Phantasmen in ihrem Character stark
an zuvor Gesdienes ansehliessen, von Hallucinationen,
wenn die Phantasmen freier und unvermittdter eintreten
Eine scharfe Grenze zwischen beiden Fällen wird aber kaum
festzi^ten sdn«*).
43) Ich koDDO iU« Alten tob Oedclitipha at ai ise B tm» eigener An-
■ebMong. Dte HinciMpiolcn von PhutanneB in «adentlich Oeeehenct, .
wobei letitciQi theilweiw verdrii^ft wifi komsit wohl wm hisflgitee Tor.
— AU Seh ndeh vor Jahren cfaisohender mit Pubcnrvea uid Bphygmo-
graphie betchliligte, tnten mir die sartes weineD Cwrea auf ochwaiicBi
Onmde dce Abende and aaeh bei Tage im Halbdankel oll mit ToQer
Lebhaftigkeit nad Objectiriat Tor Aogen. Aach epiter eah ich bei ver-
•ohiedeBOB phyeikaliMheB BeechiftigBBgeB aaakge EneheinaBgeB dca
6*
- «4 -
Sparen Ton PbanUsmeo, wenn man die Netzhaut dem
EinflasB der Attsseren Reize entzieht und die Anfinerluam-
keit dem SebfeMe aBein zuwendet, sind Cut immer Torhanden.
Ja de zeigen sich schon dann, wenn die Äusseren Beize
schwach und unbestimmt sind, im Halbdunkel, oder wenn
man etwa eine FlAche mit matten Terschwommenen Flecken,
eine Wolke, eine graue Wand, beobachtet Die Gestalten,
die man dann zu sehen mdnt, soweit sie nicht auf einem
bfessen Herausheben und Zusammenikssen deutlich gesehener
Flecke durch die Aufinerksamkeit beruhen, sind jedenfalls
kdne Torgestditen, sondern wenigstens thdlweise spontane
Phantasmen, welchen zeitwdiig und stelknweise der Netz-
hautreiz wdchen muss**).
JBiiacM g edichtiiiwcfc*' ~ Boltouor tntcn mir bei Tag« BUdor rot Attgen,
dio ich niTor nicht gcwhon hatte. 60 Ifnchtele mir vor Jahren aa moh-
rerea anfeinaiidi^ffolireiMlen TagPB auf dem Bach in welchem ich las,
oior a«r dem Bchieihpapier ein hcllrothof CapilUmcti (Ahnlich einem aoge-
Baantoi Wnndernets) tnt, ohne daiw ich mich mit derartigen Formen heecliif-
tigt hatte. — Daa Sehen ron lehhall geftrbten TerAnderliehcn Tapeten-
nratten vor dem EiawhUfen war mir in meiner Jagend lehr gelAaflg ; et tritt
MMh Jetit noch ein, wenn ich die Anfmcrlcmmkcit darauf richte. Aach
einea meiner Kinder enihlt mir oft Tom »Dlnmonaohen" for dem Eln-
achlafeo. Seitoner aehe ich Abends ror dem Einschlafen manaigfalftige
«snachlkhe Gestalten, die sich ohne meinen Willen indem. Ein ein-
sigos Jfal Tersnchte ich mit Erfolg ehi monsehlidies Oeeieht in einen
akolottirton Schldel nmnwandeln ; dieaor Teroinselto Fall kann aber anch
efai MbH aelB. -* Dass beim Erwachen im dunklen SSimmer die letrten
IVaamblMer in lebhaften Farben mit einer Fsllc .''>n Lieht noch Yorhan*
den waron, ist mir oft ▼ergokommen. •— Eine eigonthSmlieho Erscheinung,
dfo mir seit oiaigon Jahn« hiaSgor Torkommt, ist folgende. Ich erwache
ud ttofs mit fosehlossenen Augen ruhig da. Vor mir sehe ieh die
Bsttdoeke mit allen ihren FAItchen, und auf derselben meine Hinde mit
aOon Eintelheiten ruhig und unToiiaderUdL öflhe ieh dio Augen, so ist
«a auiiraier gam Snstsr, oder swar hell aber die Decke und die HAnde
Hegen §Uß anders als sie mir erschienen waren. Es ist dies ein beson-
den starres und daaendes Fhaatasma, wie ich es unter andern Ter-
hiltnlssen nicht boobadrtot habsL
44) Leonardo da Vinci a a 0. 8. 60 bespricht das Hineiaspio-
Isa der Phaatasmea in das Oeaeheno b folgenden Worten:
- 85 -
Das st&rkere selbststAndige Auftreten der Phantasmen,
ohne Anregung durch die Netzhaut, den Traum und den
halbwachen Zustand abgerechnet, muss seiner Wologischea
UnzweckmAsdgkdt wegen als pathologisch angesehen
werden. Ebenso mflsste man jede abnorme AbhAngigkeit der
Phantasmen vom Willen als patlidogisch bezeichnen. Solche
Zustande mögen wohl bd jenen Irren vorkommen, wdche
dch fbr sehr mftchtig, Mr Oott n. s. w., halten.
4ch werde nicht ormangehi, unter diese Vorschriften eine neuertei-
dene Art des Schanens henufetxen, die sich swar klein und last Ukher-
Uch ausnehmen mag, nichtsdestoweniger aber doch sehr brauchbar ist»
den Geist lu TerKUedeneriei Eiflndungon su woeken. Sie besteht darin,
dass du auf manche Mauern hinsielMt, die mit alferiei Flecken bedeckt
sind, oder auf Gestein von TorMhiedenem Gemisch. Hast du irgend ebe
Situation m edlnden, so kannst du da Dinge erblicken, die rerschiodenen
lAndschaften gleichsehen, geschmOckt mit Gebirgen, Flflssen, Felsen,
Blumen, grossen Ebenen, Thal und Hflgeln Yon mancheriei Art Auch
kannst du da alkriei Schhchten sehen, lebhafte SteUungen sonderbarer
fremdartiger Figuren, Gesiehtsmienen, Trachten und nnsihlige Dinge, dio
du in roUkonmieno und (pite Form bringen magst Es (ritt bei derlei
Hauern und Gemisch das Ähnliche ein, wie beim Klang der Glocken, da
wirst du in den Schlagen Jeden Namen und Jeden Wort wiederilnden
können, dio du dir einbüdost"
»Achte diese meine Meinung nicht gering, in der ich dir rathe, es
mOge dir nicht listig erscheinen, manchmal stehen in bleiben, und auf
die Manerflecken Unsusehen, oder In die Asche im Feuer, in die Wetten,
oder in SchUmm und auf andere solche Stellen; du wint, wenn du sie
recht betrachtest» sehr wunderbare Erfindungen in ihnen entdecken. Denn
des Malers Geist wird tu (solchen) neuen Erfindungen (durch sie) aufge-
regt, sei es in Compodtionea Ton Schlachten, ton Thier und Menschen,
oder auch lu Ferschiedenerlei Compositlonen Ton Landschaften und von
ungeheuerlichen Dingen, wie Teufek u. dgL, dio angethan sind, dir Ehre
n bringen. Durch Terwomoe und unbestimmte Dhtge wiid nAmlich der
Geist su neuen Erfindungen wach. Borge aber vorher, dass da aOe die
Gliedmassen der Dinge, die du rorstoUen willst gut tu machen rer-
stehs^ so die Glieder der lebenden Wesen, wie auch die Gliedmassen der
landsehaft, ninllch die Steine, Bdume u. dgL"
Nach dtaMB VorbemerlnnigMi wolho wir eiaige physio-
logiach opiiaehe EradMinagoi betnckten, deren toII*
stAndige EridAmag iwar noch fem l^gt« die aber als
AeoaaennigeB eiaes selbstitändigen Lebens der Bin*
nesorgane relattr nodi an TentAadlidisten sind.
Man sieht gewMinlich mit beiden Augen, vnd sv einem
bestimmten Zweck im Dienste des Lebens, nicht Farben mid
Fonnen, sondern die KOrper im Ranme. Nicht die Ele-
mente des Oompleies, sondern der ganze phjsiologisdi op-
tische Gompha ist von Wichtigkeit Diesen Gomplex sucht
das Attge nach den nnter seinen Lebensbedingungen erlor-
bcnen (oder oeiMen) Gewohnheiten sn ergänsen, wenn
er einmal in Folge besonderer Umstände unvoIlstAndig auf-
tritt Das gesdieht sanAdist leicht beim Sehen mit einem
Auge, oder auch beim Sehen sehr ferner Objecto mit beiden
Augen I wenn die stereosoopisdien DilTerensen in Besog auf
den Augrnabstaad Tcrschwinden.
Man nimmt gewöhnlich nicht Licht und Schatten , son-
dern räumliche Objecto wahr. Der Selbstsdiatten der Könier
wird kaum bemerkt Die Helligkeitsdillerenaen lOsen Ticfen-
empfindungsdifleremen ans, und helÜBa den KOrper model-
liren, wo die stereoeeopischen DiHerensen hiersu nicht mehr
ausreichen, wie dies bei Betrachtung ferner Gebirge sehr
auCUlead winL
Sehr beiehrend ist in dieser Hinsicht das Bild auf der
matten TaM der photographiachen Kammer. Man erstaunt
hier oft Aber die Helligkeit der Lichter und die Tiefe der
Schattoui die man an den KArporn gar nidit bemerkte, so-
lange man nicht genAthigt war, alles in einer Ebene zu
nohen. lieh erinnere midi aus meinen Kindeijahren sehr.
- »7 -
wohl, dass mir Jede Schattirung einer Zeichnung als eine
ungerechtfertigte und entstdlende Manier erschien, und dass
mich eine Contourzeichnung viel mehr befriedigte. Es ist
«benso bekannt, dass ganze VAlker, wie die Chinesen, trotz
entwickelter artistisdier Technik gar nicht oder nur man-
gelhaft scbattiren.
Folgendes Experiment, das ich Tor Tiden Jahren ange-
stdlt habe, iUustrirt sehr deutlich die berAhrte Beriehung
zwischen LfehtempAndung und Tiefenempfindung. Wir std-
len eine geknickte Visitenkarte vor uns auf den Sdirdbtisdi,
so dass sie die erhabene Kante he uns zukdirt Von links
falle das Ucht ein. Die HAlfte a b d e ist dann
vid hdler, heefiiü dunkler, was aber bd un-
bebngener Betrachtung kaum bemerkt wird.
Nun scbliessen wir ein Auge. Hiermit Ter-
schwindet dn Thdl der Raumempfindungen.
Noch immer sehen wir das geknickte Blatt
rAumlich und an der Beleuditung nichU Auf-
fallendes. Sobald es uns aber gelingt, sUtt der etfaabenen
Kante he dne hohle zu sehen, ersdidnen Licht und
Sdiatten wie mit Deckfarben darauf gemalt Eine solche
„Inverskm*' ist möglich, wdl durdi dn monoculares BIM die
Tiefe nicht bosUmmt ist Stellt in Fig. SA, 1 das Auge,
a ( c den Durdisdinitt dnes ge-
Imickten Blattes, der Pfdl die
Lichtrichtung vor, so erscheint
nh beller als fr c In 2 ist eb«iso
a b heller als k c Das Auge muss,
wie man ddit, die Oewohnhdt an*
nehmen, mit der Hdligkdt der ge-
sehenen FlAchendeinente auch das
GefAlle der Tiefenempfindung
Flg. tt
V
Fig. SA
Dh G«ftUa OBd ik TMe ninnt mit «b-
BdinMBd« Hdllgkeit uck ndta «b, wobb iIbb lAAt na
liBki riBftUt(l), amgekehrt w«bb m tm nchta itafUlt.
Di die HUtca des Bnlboa, in mtdieii die Netihaut eliig»-
IwUet ist, doidtadielflcad tiad, m ist et uch fttr die Licht-
. TertbeÜnag nt den NetEhftBteB Bidit gleidkgaltlg, ob dB«
Licht TOB raekti oder tob linki daftllt Die UaatlBde eind
■IsD gaas daiBadi Bogethaa, dan ricli ohne aUee Zatinni dea
DrtbeUi eise feste OewoliBlHlt des Aogce henMebUda iuuia,
Termfige welcher HeUgkeit nsd Tiefe ia beetiBUBter WbIn
TerboBdflB werdn. OeHngt es Bnn , «iaeB Tiwil der Nets-
hiBt, wie in den obigen Vemich, TensOge etRer saderB
Oewohabelt nit der enteren ia Widerstreit n briBgen, so
itusert dch dies dnnb «dbliend« EnpfiBdaagen.
Ei soll Biit dem Oesagtea aar der OurBCtcr der Kr-
schcdflung besglchBOt, aad die lUcbtiing aagedeatet werden,
nach wdcher eine phTsiologisd» Erklimng (mit Ausscbloss
psjrchologlsdter l^wcnlationeD) xn »chen Ist Bemerl[eB
wollen wir noch , daaa In Besug auf EmpAadangsqnalltlten,
wddie mit elnaader ta Wecbselbeslehung itelieB, ein dem
OflMti der Erhaltang der Energie fthnllchea Prinoip
>u berrschcn schelnL Die HdllgiidtsdilfBrcnteB rwwandeln
ilck ÜMllwetae li TiafeBdiUereBzeB, tutd werdea sribst dabei
schwkder. Anf KobIbb tob TiefendÜftreasen liSDneB nm-
geltehrt die HdU^dtsdlffereuen Ter g rCasert werden. Eins
analoge Bemeiknag wird sich no^ bd einer enden Oe-
Dle a«wohnheit Kflrper an beobachten, d. h. dner
grtasen rftomlich zuummeahliveBden Hasse tob Ueht-
empfiadnngen die Aofinertsamlidt xnniweDden, bringt dgea-
- •* -
thOmliche, tum Thell Oberrasdicnde BradwlBuBgeii mit sidL
Eine sweiliarbige Ualerei oder Zdehanng a. B. sieht im all-
gemeinen ga» Tenehiedea ans , je nachdem mas die dM
oder die andere Farbe aUQrnad
autEasai Die VexlrbOder, in
welchen etwa ein Gespenst awi-
•chen Banmstimmea eracheint,
sobald man den hellen Himmel
als Olject, die donlden Blume
aber als Grnad anfhsst, sind
bekannt. Nur ansnahmsweise
bietea Grand und Ol^ect die-
selbe Form dar, worin ein hlafig
Terwendetee onianientales HoUt
besteht, wie dies s. B. die Flg. 26
Too 8. 16 der erwthnten Gram- - ^
mar of omament, ferner die Fi-
guren SO, 22 der Tafel S5, Figur 19 der TaM 4> )eMi
Werken Teransduulidui.
Die Encheinungea des Ranmidieas, wdcbe bd bobo-
cularer Betrachtung dnes peTspectiTiscben Bilden, oder, was
auf dasselbe hinaudconmt, bei monocularer Betrachtung eines
Objectee auftreten, werden gowBhnlich als foit sdbetTerstlad-
liche sehr Idchthln befaaadelL Ich bin aber der Udanng,
dass an denselben noch mancherid in erforschen ist Dwnk
dasselbe perspecUnscbe Bild, welches unradHch Tiden tbt-
schiedenen Objecten sagehBrea kann, Ist die Ranmemptadnag
nur theilweise bestimmt. Wenn slso gleichwohl tui dea
Tiden den Bilde lugeborigen denkbaren K&rpem nor sehr we-
nige wirklich gesehen werden, uad iwar mit den Oiaraeter
- 90 -
dir yoVm (HtfoetifiUUt m imiit di«8 einea triftigen onind
babfli. £• kaaa nidit mf den Hinsndeiken ton Neben-
betttannraiiga berahea, nicht anf bewnstten Erinnerungen,
ivdehe vns anftanchen, aondern anf bestimmten Leben •-
gewohnheiten dea Oesichtisinnea.
Verftkrt der Gerichtasinn nach den Gewohnheiten, wel-
che er vnter den Lebensbedingnngen der Art «nd dea In-
ditidnnma erwortMn hat, so kann nmn »machst annehmen,
dass er nach dem Prindp der Wahrscheinlichkeit
torgeht, d. h. di^enigen Functionen, wekhe am häufigsten
susamoNn amgeMst wurden, werden auch susammen auf-
treten, wenn nur eine aUein angeregt winL Di^fenigen Tie-
fc n em pindnngcn s. B., welche am häufigsten mit einem
bestiaunten' perspecHtischen Bild tertmnden sind, werden
andi leicht rqprodacirt, wenn jenes BiM auftritt, ohne dass
diese Empfindungen mitbestimmt sind. Ausserdem
sckefait sidi beim 8dien perspectatischer Bilder ein Princip
der Sparsamkeit anssusprachen, d. h. der Gesichtssinn
ladet sich ton selbst keine grössere Anstrengung auf als
diqienigev wdcfae dnrdi den Reis bestimmt ist Beide Prin-
dpien lUlen, wie wir sdien werden, in ihren Wirkungen su-
7.
Wir wollen uns das eben Ausgesprochene in den Einzel-
heiten eriantem. Betrachten wir eine Gerade in dnem
perspeetitisdien Bilde, so sehen wir diese immer als dne
Gerade im Räume, obgldch die Gerade als perspectiti-
sdms Bild unendHch tiden terschiedenen ebenen Gurten ala
Oltjecten entspredien kann. Alldn nur in dem besondem
Fan, dass die Ebene dner Gurte durdi den Kreoaungspunkt
- 91 -
des einen Auges hindurchgeht, wird sie sich auf der betref-
fenden Netzhaut als Gerade (beziehungsweise als grOsster
Kreis) abbilden, und nur in dem noch spedelleren Fall, dass
die Curtenebene durch die Kreuzungspunkte beider Augen
hindurchgeht, bildet de sich fiir beide Augen als Gerade ab.
Es ist also sehr unwahrschdnlich, dass dne ebene Carte ala
Gerade erscheint, wahrend dagegen dne Gerade im Baume
sich immer als Gerade auf beiden NetzhAuten abbildet Das
wahrscheinlichste Object also, wdches dner perspecti-
tischen Geraden entspricht, ist eine Gerade im Räume.
Die Gerade hat mannigfaltige geometrische Eigen-
schaften. Diese geometrischen Eigenschaften, a. B. die be-
kannte Eigenschaft, die KQrzeste zwischen zwd Punkten dar-
zustdlen, sind aber physiologisch nicht ton Bdang.
Wichtiger ist schon, dass in der Medianebene liegende oder
zur MediandMsne senkrechte Gerade phydologisch zu dch
selbst symmetrisch sind. Die in der Medianebene liegende
Yerticale zeichnet sich ausserdem noch durch die grOsste
GleidimAssigkeit der Tiefenempfindung und durch ihre CoUi-
ddenz mit der Richtung der Schwere physiologisch aus.
Alle terticalen Geraden können leicht und rasch mit der
Mediandrane zur CoTncidenz gebracht werden, und nehmen
daher an diesem physiologisdien Vorzug thdl. Alldn die
Gerade im Räume Oberhaupt niuss dch noch durch etwas
anderes phydologisch auszdchnen. Die Gldchhdt der
Richtung in allen Elementen wurde schon frflher hertor-,
gehoben. Jedem Punkt der Geradon im Räume entspricht
aber audi das Mittel der Tiefenempfindungen der Kachbar-
punkte. Die Gerade im Räume bietet also ein Minimum
der Abweichun gen tom Mittel der Tiefenempfin-
dungen dar. Es liegt hiemach die Annahme nahe, dass die
Gerade mit der geringsten Anstrengung ge s ehen wird.
- 9« -
Der G«tichtacbui gehl alio
•«akeit Tor, wenn er uns
nd lagleieh nach dem
keit«»).
nach dem Prindp der Spar*
mit YorlidM Gerade Torepiegelt,
der Wahrscheinlich*
8.
Die Abwdchttog einer Empfiadnng Tom Mittel der Nach-
barempflndongen fUlt flberiiaopt immer auf, und fordert von
dem Sinaesoigaa eine besondere Anstrengusg. Jede Krflm-
mnng einer Corre» jede Henrorragang oder Vertiefung einer
Fliehe bedeutet immer die Abweichung einer Raumempfin-
dnng Yon dem Mittel der Umgebung, auf welche die Auf-
merkHuakeit gerichtet ist Die Ebene seichnet sich phj-
aiologiaA dadurch aus, dass jene Abweichung Tom Mittel ein
Minimum, oder speddl filr jeden Punkt — ist Be-
trachtet man im Stereosoop irgend eine fleckige Fl&che,
deren Theilbilder sich noch nicht su einem binocularen Bilde
Tereinigt haben, so macht es einen besonders wohlthuendea
Eindruck, wemi sich dieselbe plötzlich zu einer Ebene aus-
streckt Der Isthetische Eindruck des Kreises und der
Kugel scheint wesentlich darauf zu beruhen, dass die bezeich-
Bete Abweichung tom Mittel fftr alle Punkte gleich ist
4S) Noeh ISeS aehrleb loh in dos SttxmgfberiehteD der WieDcr Akar
demle Bd 64: Jh dio gerade liiiie den drüiiarteB Meneehen immer und
flberdl ungleH M Inmi man wohl «mdimeB, dMi jede Mf der Neldhsiit
mogllehe Qemde inrtldigwwa enf jede mS^ieho Art ek OenMle Im
Bavae geee h ea werden leL Die FShlgkelt dee Avgee fan Anliegen der
Oenden darf mm daher nlclit befromdeB.* — Ich eehrieb aehen danala
dieae Stelle (eatgegen der DwwiaiattNhaa Arndymiaft die leb in der-
aelbea Abhanflaag gellead machie) mit luübem Henea. Honte bin ich
mehr ab je Sboneagt, daaa die orwihnte FiUgkoit keine Folge der iadi-
TidneOen Obnng, ja nicht einmal der meaaehHchen Obnag H aondem
dam lie aaeh den W a nn labanmit, nnd theüweiae wenigatena ein Erb>
- M -
Di^ die Alnwlehing ^m Mittd dar Ungrirang ta Be-
mg auf. die Lieh t«»p£iiidu»g «liie Rolle epldt, hdie
ich IB eher iltew« AAeit ledigewk««««). llelt ■« eine
Flg. XI,
BeOie TOD eehwene« und wriüe« Seelona, wie die» fa
Figur 27 aagedfliitet iet, «af daeD PepientreifcB AA SB,
«Bd widwlt dieMB Mddier ab Mvitel «if einen Qyllnder,
denen Axe pewM ^B W, eo enteteht durch die tiMdie
BoUtiott dee Mitecen ein grwiee Feld mit ton B gegen A
m w«!taender HeUlglwIt, in welchen aber ein heUerer
Streifea o« «ad eia dnnkicier ßß hertortritt Die SteUfln,
^rakhe den Knickungen a entsprechen, sind nicht phyrikdiwi
heller als die Umgebung, ihre LichtintansitM übertrifft
aber das IntensitUs- Mittel der nftdisten Umgebung, wäh-
rend umgekehrt die Inteasitit bei ß unter der mittkswB
Intensitit dar Umgebm« bleibt««). Diese Abweichaag t«nb
llittd wird atao denüieh enpAuden, nnd ladet demaach dem
- FofMmg« ai«er üiit««eh«ig: 8.«.1>er. (Jf««»^, *^*5
(1868) Bd. 67, VloHolJdifwthrlft ftf PlytWatito, KwwW-Wr*« I8W
tW die AIMsgi8li.it d« W«>dMrtrtril«i fo. flmMj. ^
47) Ehe B^efkmf «b« AMJogiw« iwiK*« d« Iidrt«^«jta»
md dw PoUmttalftmetiMi «ndet tidi is »otow »«* « .»**f ." ">f!ll
hanTt Duvteilasg d« Aeqa^frtesBikww«'. W»km»tm» aassna
(1881) Bd. XVn. & 864.
- w -
SehorgMi tbrn beioMlere Aibeit auf. Wekhe Bedentong
di«ier UmilMid flir das Henroriiebeo md die Begransuiig^
dw Objitäfb kat, danutf habe ieh yot laager Zeit edoii hiiH
gewieieD«
Fia.ta
9.
la Besag aaf die dordi ein Bwaocalarea Bild ausge-
I TiefBMBqiftndiiog liad die folgenden Versuche lehireidi.
Zeichraag Rgar 88 ist ein ebenes Viereck mit den
beiden Diagonalen. Betrachten wir sie mono-
cidar, so ersdieint sie auch, dem Wahr-
sAelalidikeits- and Sparsamkeitsgeseti ent-
sprechend, am MchtesIflB eben. Nicht
ebene Objecte swingen in der überwiegen-
den Meknahl der Fftlle das Ange sum Tie-
fensehen. Wo dieser Zwang fehlt, ist das
ebene Objeet das wabncheinlichste und zn-
f^ch flta* das Sehorgan das bequemste.
Dieselbe Zeichnung kann monecular noch als etai Te-
traeder gesdien werden, dessen Kante bd yot ae liegt, oder
«la ciaTetraMer, dessen Kante M hinter m liegt Der Ein-
llttss der Vorstellung und des Willens auf den Sehprocess
ist efai hdcfast beschrinkter, er redudrt sich auf die Leitung
der Aufinerksamkeiti und auf die Auswahl der Stimmung
dea Sehorgans Ar einen von mehreren in seher Gewohnheit
liegenden FSllea, ton weichen aber jeder einselne gewählte
eich dann mit masdünenmAssiger Sicherheit und PrAdsion
eiaatdlt Auf den Punkt e achtend, kann man in der That
willkflrlieh swisehen den beiden optisdi möglichen Te-
inUMen wechseln, je nachdem man sich M nfther oder fer-
als ac torstellt Fir diese beiden Fllle ist dss Seh-
- 9$ -
orgaa dngeübt, weü h&ufig ein Kitaper durch den audera
thdlwdse gedeckt wird.
Dieselbe Zeichnung kann cndUch als dae Tlersdtige
Pyramide gesehen werden, wenn man sidi den ausgeseldi.
neten Durchschnittspunkt e Tor oder hinter der Ebene
ahcd vorstdlt Dies gelingt sdiwer, wenn hed und aec
awd Tollkommene Gerade «ad, wdl es der Gewohnhdt des
Sehorgans widerstreitet, dne Gerade ohne Zwang gdmidtt zu
sdien; es gdingt überhaupt nur, wdl der Punkt e eine Sou-
dentdlunghat Fmdet sldi aber bd • dne kldne Kaidning.
so hat der Venuch keine Schwierigkeit
Die Wirkung dner linearen perspectirischen Zddinung
auf den der Perspectite Unkuadlgen, sobald er überhaupt
Ton der ZddmungsdHme ahsusdien termag, was bd mono-
cuUrer Betraditung Iddit gelingt, tritt dienso sicher da,
wie bd voUständlgor Kenntnlss der Perspectivldire. Die
üeberlegung und aadi die Erinnerung an gesdiene
Objecte hat nadi mdner ücbcraeugung mit dieser Wiritung
wenig oder nldiU su sdiaffen. Warum die Geraden der
Zdchnung als Gerade in Baume gesdien werden, wurde^sdion
erörtert. Wo Gerade fai daem Punkt der ^ *"
SU conTorgiren schdnen, werden die con-
Teiglrenden oder sich annfthemden Enden
nach dem Wahrschdnllchkdtsprindp und
dem Sparsamkdtsprindp In gleiche oder
nahe gleiche Tiefe rerlegt Hieidttrdi
ist die Wlricung der Fluchtpunkte gegeben.
Paralid können solche Linien gesehen wer-
den, die Nothwcndigkdt dnes sekhee Eindrucks bestdit aber
nicht. Halten wir die Zdchnung Figur 89 in gleicher ^ittle
mit dem Auge, so kaan de uns dea BIkk ia die Tiefe eines
Gängen forspiegdn. Die Enden ghef werden in glelehe
n§,n.
- 96 -
Ferne ter^gt bt die Eatfernang groea, so acheiiieD luerbei
die Linien ae, hf, eg, dh horisontal. Erhebt man die
Zeichnong» io lieben sidi die Enden efgk, md der Boden
ate^Bcheint beiigen la steigen. Bei Seniiong der Zeich-
nong tritt die nmgeliehrte Encheinnng ein. Analoge Vor-
inderoQgen beobachten wir, wenn wir die Zeichnung rechu
oder links cor Seite schieben. Hierbei icommen nun die
Elemente der perspectiTischen Wirkung sum einfachen
und klaren Ausdruck.
Ebene Zeichnungen, wenn sie durchweg aus geraden
bestehen, die sich flberall rechtwinklig durchschneiden,
encheinen fast nur eben. Kommen schiefe Durchschnitte
und krumme Linien tor, so treten die Linien
leicht aus der Ebene heraus, wie s. B. die
Figur 80 neigt, welche man ohne Mohe als
ein gekrOmmtes Blatt sofTasst Wenn eine
solche Gontour wie Figur 80 eine bestimmte
Form im Baume angenommen hat, und man
sieht dieselbe als Grente einer Fliehe, so er-
scheint letitere, um es kurs an sagen, mdg«
liehst flach, also wieder mit einem Minimum der Ab-
weichung Tom llittei der Tfefsnempfindung < •).
10.
Die eigenthflmliche Wechsdwirkung, sich schief in der
Zeichmingsebene (beiiehungsweise auf der NeUhant) dureh-
Ftf . aoi
48) IMo Ttorenenipflndaiis ▼«hllt lieb hier wieder ShnHch der Poton-
«UtaeliM hl eiMm Rmhip u &mmn Qvmm lie bedimBii iit DiMt
mo^lehrt iMhe FUeho fUll alefal nmmmn ndt der FUche miafaiiM
•*9M, welche vmm erhalten wiide, wenn die gneheM iSamUehe Coatow,
am Draht dHgetMlt, «id hi SeifenlSeng gelraehi Mi mit eiMr PU-
i«a«WMa FÜHigkeMriHUit efflOeB wüde.
- 97 -
I
Flg. 8L
nchnddeader Linien, ▼ermflge wekher sich dieselben gegen-
seitig ans der Zeichnungsebene (besiehungsweise ans der nur
VisiiUnie senkrechten Ebene) heraustreiben, habe
ich suerst bei Gelegenheit des torher (S. 87) er>
wAhnten Experimentes mit der monocnlaren
Inversion des Kartenblaltes beobachtet Das Blatt
Figur 81, dessen gegen mich convexe Kante ^e
Tertical steht, legt sich, wenn es mir gelhagt,
he concav su sehen, wie ein anfiBeschlagenes Buch
auf den Tisch, so dass h ferner ericheint als «. Kennt man
die Erscheinung einmal, so gelingt die Interston bst bei
jedem Object, und man kann dann immer mit der Form-
&nderung (UmstUpung) zugleich jene merkwürdige Aende-
rung der Orientirung (Stellung) des Objectes beobachten.
Besonders Oberrsschend gestaltet aich der Voigaag bei durch-
aiclitigen Objecten. Es sei ahei
der Durchschnitt eines Glas-
wQrfels auf einem Tisch i i^ und
das Aoge. Bei der monocu-
laren Intersion rückt die Kante
a nach a b aber näher heran
nadi b*, e nach e' und d nach <f.
Dmr Würfel scheint nun auf der
Kante tr schief auf dem Tisch ff su stehe. Um dieZeich-
nung übersichtlicher tu gestalten, wurden die beiden Bilder
nicht ineinander, sondern hintereinander dargestellt Eäa
theiliveise mit gefilrbter Flüssigkeit gefülltes Trinkglas,
an die Stelle des Würfels geseUt, steUt sich natürlich
sammt seiner Flüssigkeitsoberfliche ebenfalls schief.
Dieselben Erscheinungen kann omu bei genügender Auf-
merksamkeit auch an jeder Unearseichnung bcohacklen.
Wenn man das Matt mit der Figur 81 Terticnl for sich
Flg: 81
- 98 -
Unstellt, «ad nonocoltr betrachtet, so sieht aiaa, weaa be
coiTex iat| h vortreten, weaa h e ooacat ist» $ Tortretea, sieh
deai Beebaehter aihera, aad b surfkckweicheB. Maa kaaa
kon aagea, die Seheakel eiaes spitsea Wiakels tiefbea
sich aach Terschiedeaea Seitea, die Schealul eiaes stam-
pisa Wiakds aach derselbea Seite aas der Zeichaaaga-
ebeae oder aas der sar VisIrUaie sealciechtea Ebeae henas.
Maa kaaa aach sagea, alle Wiakel strebea dem rechtea la.
Ich habe bald erkaant, dass die Erscheiaaag Toa der bei
der Z61laer*scheB Pseudoscopic aaftreteadea aicht weseat-
lidi TcradiiedeB sei. Obgeich diese PhAaoaiene fieUach stadirt
wordea aiad, exisUrt tur Zeit doch keiae befriedigeade Er-
kliraag derselbea. Mit so leichtfertigea Erkliraagea, wie
etwa jeacr, dass wir gewohat seiea, Torsugswaise rechte
Wiakel ta sefaea, darf naa aatürlich aicht komiaea, maa
die gaase Uatersachung aicht Terfahrea, oder Torseitig ab-
gebrochea werdea soll. Wir sehea oft geaag scUefwlakliga
Objecto, dag^a ohae kQastliche Veraastaltaag aieaialB, wie
ia dorn obigea Ezperimoat, doea nihigea schiefca FlOssig-
keitaspi^. Deaaoch zieht das Auge, wie es scheiat, den
schlefBB FMssigkettsspiegel eioeai schiefwiakligaa KOrper tot.
11.
Die eleaieBtare Macht, die sich ia diesea Vorgaagea
«Mspricht, hat aach meioer Ueberseuguag ihre Warxel ia
▼lel dabcherea Gewohahdtea des Sehoigaas, welche kavm
erst im Caltariebea des Measchea eatstaadea dad. Ich habe
▼ersacht, die Ersehdaaagea darch daea dem Farbeoeoetiast
«Mbgea Richtaagscoatrast sa erklAraa, öhae lu daem be-
fiMigeadea ReaalUt sa gelaagea. Das Priadp der Spar-
tamkdt gibt mir ebeafirila kdae Auskaaft.
— w —
Etwaa mehr Aasdcht auf Erfolg sdidat das Priadp der
Wahrschdalichkeit sa bietea. Wir deakea uaa die Natshaut
als Vollkugel aad deo Schdtel eiaes Wiakels a im Bauuie
lixirt. Die Ebeaea , wdche durch dea Krensuagspuakt das
Auges uad die Wiakelscheakd hiadundigahead die letitarea
auf die Netshaut projicirea , schaddea aaf dieser da sph&-
risches Zwdeck mit dem Wiakel Ä aus, welcher deaWiakd
des Bioaocularea Bildes Torstellt. Demselbtea beliebigea Ä
köaaea aua uosihlige Wertho tob a swischea 0* uad 180*
eotsprecbea, wie maa erkeaat, weaa maa bedealrt, dass die
Bcheakel des objecUtea Wiakda Jede beliebige
Lage ia dea erwihatea projidreadea Ebeaea aa-
aehmea kOnaea. Eiaem geseheaea Wiakel A
könaea also alle Wertho des objectivea Wia-
kels a eatsprechea, welche sich eigd^ea, weaa
maa Jede der Drdeckssdtea b aad c swischea 0*
uad 180* ▼ariirea lAsst. Hierbd ergibt sich aea yy
wirklich, weaa aiaa die Rechauag ia daer be- psg. ss.
stimmtea Weise aalegt, dass geseheaea apltsea
Wiakda als wahrscheinlichstes Object da grösserer Wiakd,
geseheaea stumpfea Wiakda da k 1 ei aerer Wiakd eat-
spricht Ich war Jedoch aicht ia der Lage su eatscheidea,
ob jeae FiUle, welche maa als geometrisch gieicfa aiOg-
liche aasuaehea geaelgt ist, aach als physiologiach
gleich mögliche betrachtet werdea dflrfca, waa weaeatlich
uad wichtig wftre. Aach ist mir die gaase Betrachtuag
Boch etwas sa kaastlich.
12.
Eiae ebeae liaearidchauag, moaocalar betrachtet,'
erschdat oft ebeo. Macht ama aber die Wiakel ▼ertaderlich
uad Mtet die Bewoguag da, so streckt sich jede derartige
— 100 —
. -* 1 -lu Ti«ftL Man sieht daiin gewöhnlich
«eiNB, «H «ums **»^ "■?* „_«|--, «M fai d«r
wir ». l-weg«, W i«*«-— - ;'■ ^'S^ nicht
oh«, dte Hill» .urrer ^'^ f^'^^^J^^^u^
«. v.»t»naM d« geometrische» BMmee. ^» •«■*"
«„* gewÄ-Hch ^t «rf dto Uj^ ^^^ ^^
^^uT^ »ich dleee. Z«t«de. *hr wohl«
"tif .nd bel^fc d.reh dieM Eri.»en»g die Mchn«.-
!r JJ« Xter. welche 11. MrpertheUe der Flgum
!LTiti^ talh«. 1-hre. Di»e«d-e. du.tell«^
wi der STTp^l-etlto «*« -««»«h «•*.•«* «^
WIMM Atademl« (1M8) Bl Ä
— Ml —
merldichen Scheo tot Verkflmngen. Die allen Italiener
hingegen« im Geftthle ihrer Sachlceantnias, gefallen sich oft
in QbennAeaigen, luneUen logar unichönen Verkannngen,
welche dem Ange mitanter eine bedeutende Anstrengang
tomiithen.
IS.
Es ist also keine Frage« dass ans das Sehen starrer
KOrper mit den frsten AbstAnden ihrer ansgesdchneten
Punkte ?iel geUufiger ist als das Aussondern der Tiefe,
welches sich immer erat durch eine absichtliche Analyse
ergibt Demnach können wir erwarten, dass flberall, wo eine
lUsammenhAngende Masse, die TermOge des gemeinsamen
Farbencharakten als Einheit auftritt, eine r¨iche Ver-
Anderung zeigt, diese mit Vorliebe als Bewegung eines starren
Körpere gesehen wird. Ich muss aber gestehen, dass mich
diese Auffassung wenig befriedigt . Vielmehr glaube ich, dass
auch hier eine elementare Gewohnheit des Sehorgaas su
Grunde liegt, welche nicht erat durch die bewusste indiri-
ducUe Erfahrung entstanden ist, sondern welche im Gegen-
theil schon das Auffiissen der Bewegungen starrer Körper
erleichtert hat Worden wir s. B. annehmen, dass jede
Verkleinerung der Querdimension einer o)>tischen Empfin-
dungsmasse, welcher die Aufmerksamkeit sugcwendet wird,
eine entsprechende Vergrösserung der Tiefendimension
herbeiisufQhren strebt, und umgekehrt, so wAre dieser Pro-
cess gaui auahig demgenigen, dessen schon oben gedacht,
und der mit der Erhaltung der Eneigie teiglichen wurde.
Die berflhrte Ansicht ist entschieden tiel einfacher und tnr
Erklärung obenialls ausreichend. Man kann sich auch leich«
ter foratelleni wie eine so elementare Gewohnheit erworben.
— lOJ —
wie rie in der OrginisatioD ihren Ansdnidi fiiideo, und wie
die Stimnmig flir dieselbe Tererbt werden kenn.
Ale Oegenetflck zu der Drebong starrer KOrper, weiche
vne das Sehergan vorspiegelt, will ich hier noch eine andere
BeobachUing anfllhren. Wenn man ein Ei oder ein Ellipsold
mit nMiter gleichmftssiger OberflAche Ober den Tisch rollt,
jedoch so, dasa es sich nicht mn die Axe des Rotations-
körpers dreht, sondern hapfeade Bewegnngen ausfahrt, «o
glaubt UMU bei Mnocularer Betrachtung einen flflssigen
KOrper, einen grsssen schwingenden Tropfen, Tor sich su
haben. Noch anfisllender ist die Erscheinung, wenn ein Ei,
dessen Lingsaxe hori»mtal liegt, um eine Terticale Axe in
nissig rasche Rotation Tersetst wird. Dieser Eindruck Ter-
schwindet sefert, wenn auf der OberflAche des Eies Flecken
angebracht wnrden, deren Bewegung man verfolgen kann.
Man sieht dann den gedrehten starren Körper.
Die in diesem Kapitel gegebenen ErklArungen sind ton
YollstAndigkeit gewiss neck weit entiemt, doch glaube ich,
dass meine Ausfthrungen ein exacterss und eingehenderes
Btudhim der besproebenen Erschsinungen anregen und an-
bahnen kOnnen*
^hi^ä^
Dlo Zeitempflndnngft*).
1.
AiM«««..^ . ^^' *' ^•riationen der7Ai#
fceit g«dlt rieh „och dl. '^efe,LTTr^^''
Proce«, „ welch, dl. ZeltanpiZL «kaüÄ^ ?
W) Der Sttndpoiiki^ den teh Wer dmrfimi^ 1^ «-. i
— 1<H *
DMieteiMbMOMlaespacifischeZeltempfindaDg
gibt, aehdat Bir nMit xwdfelhaft. Der gleiche Rhyth-
mm der beide« MbeeBleheDdeo Taele tob ginilieb Ter-
[|r773 j j^^^g
• chiedener Toofolge wird UDuitielbar erkannt Diea
iat nicht Sache dea Veratandea oder der Ueberlegang,
aondem der Empfindung. So wie aich nna Terachieden
gefilrbte Körper ton gleicher Raumgeatalt daratellen
können, so finden wir hier swei akuatisch ferachieden gefilrbte
Tongebilde ton gleicher ZeiigeatalL So wie wir in dem
einen Fall die gleichen Raumempfindungabeatandtheile unmit-
telbar heraualüblen, so hemerken wir hier die gleichen Zeit-
empfindangabeatandtheile oder die Gleichheit dea Rhjthmua.
8.
Wenn ich eine Anzahl akustisch Tollkommen gleicher
GlockenKhlAge höre, unterscheide ich den ersten, zweiten,
dritten u. s. w. Sind es tielleicht die begleitenden Gedanken
oder andere zufUlige Empfindungen, mit welchen die Glocken-
schlige sich Terkttttpfen, die diese Unterscheidungsmerkmale
abgeben? Ich glaube nicht, dasa Jemand ernstlich diese
Ansicht wird aufrecht halten wollen. Wie zweifelhaft und
unzuterllasig mflsste da unaer Zeitmass ausfallen. Wohin
mllaate ea gerathen, wenn Jener zuf&llige Gedanken- und
Empfindungshintergrund aua dem GedAchtniss Yorschwinden
wttrde?
Wihrend ich fiber irgend etwaa nachdenke, schiigt die
Uhr, die ich nicht beachte. Nachdem aie auageachlagen hat«
kann ca mich inCersaairen, die GlockenachUlge au sihlen.
- 10$ -
Und in der That tauchen in meiner Erinnerung deutlich
ein, zwei, drei, vier Glockenachlige auf, wAhrend ich ganz
dieser Erinnerung meine Aufmerksamkeit zuwende, «ad mir
gerade dadurch ffir den Augenblick gftnzlich entachwindet,
worfiber ich während dea Schlagena der Uhr nachgedacht
habe. Der TermeintUche Hintergrund, auf dem ich die
GlockonschlAge fixiren könnte, fehlt mir nun.' Wodurch un-
terscheide ich also den zweiten Sehlag vom eraten?
Warum halte ich nicht alle die gleichen Schlage ffer einen?
Weil Jeder mit einer beaonderan Zeitempfindung Terknfipft
ist, die mit ihm zugleich auftaucht. Ein Erinnenngsbild
unterscheide ich Ton einer Ausgeburt meiner Phantaain ebea-
falla durch eine specifische Zeitempfindung, welche nicht Jene
dea gegenwärtigen Augenblickea iai.
4.
Da die Zeitempfindung immer Torhandea iat, aolange
wir bei Bewusstsein sind, so ist es wahracheinlich , daaa aie
mit der nothwendig an daa Bewuaatsein geknüpften organi-
achen Gonaumtion zuaammenhäagt, dasa wir die Arbeit
der Aufmerksamkeit ala Zeit empfinden. Bei ange-
atren jter Aufmerksamkeit wird una die Zeit lang, bei Mditer
Beschäftigung kurz. In stumpfem Zustand, wenn wir uneere
Umgebung kaum beachten, fliegen die Stunden nach dahin.
Wenn unsere Aufmerksamkeit gänzlich eraehöpft iat,
achlafen wir. Im traumloaen Schlaf fehlt aitch die
Empfindung der Zeit Der Tag Ton geatem ist mit dem
Yon heute, wenn zwischen beiden ein tiefer Schlaf liegt, nur
durch ein intcHectuellea Band TerknQpft
Die ErmQdung dea Bewuaatseinsorgaaa achreitet, aolange
wir wachen, continuirlich fort, und die Arbeit der Aufmerk-
samkeit wächst ebenso atetig. Die Empfindungen, welche an
1
^ io6 ~
eise grossere AiMt der Aofmerksunkeit gekoflpft sind,
enekeiMi ans eh die spätere n.
Nomtle wie snoinele psychische Vorkommnisse scheinen
rieh dieser Aofhssnng wohl so fllgeo. Da die Anfmerksam-
kdt rieh nicht sogleich Mf swei ?erschiedene Sinnesorgane
erstrecken kann, so kdnnen deren Empfindungen nicht mit
einer absolut glrichen Anfmerksamkritsarbrit susammentreflea.
Die rine enchrint also sp Ater als die andere. Ein solches
Analogon dieser sogenaanteo persönlichen Diflerant der Astro«
Bonen ergibt sieh aber aus dem analogen Grunde auch in
rinem und demselben Slnne^gebiet Es ist bekannt, dass
eia optischer Eindruck, der physisch später entsteht, unter
Umstanden dennoch frflher erscheinen kann, Es kommt
s. B. Tor, dass der Chirurg bdm Aderiassen luerst das
Blut austreten, und dann den Schnepper rinecUagen
rieht*«). DTofAk»«) hat in einer Versuchsreihe, die er
^r Jahnm auf mrinen Wunsch ausgeffthrt hat, gesdgt, dass
rieh dies VerhAltaiss willkOrlich herstellen lAsst, indem das
mit AuAnerksamkrit fixirte Object (selbst bd einer wirklichen
Verspätung Ton '/s— Vi Secunde) früher erscheint als das
indirect gesehene. Es ist wohl möglich, dass sich die
bekannte Erfahrung der Chirurgen durch diesen Umstand
aufkliren lAsst. Die Zeit aber, welche die Anftnerksamkrit
beadthigt, um von rinem Orte, an dem sie beschftftigt wird,
nach rinem aadern su flberrieddn , zeigt rieh in Mgendem
^oa mr angestelltea Vermch*«). 2wd schön rothe Qoa-
öl) VergL Foehner, F^hophjvik Lolpiig 1800. U IL & Ml
öS) Drof Ak, «ber Andoga d<»r peniOBHehM IMfenns swiwh«
beiden Aagw nnd dC^ NotdimtMdlm dMtelWn AigM. OHnnstber. A
kodgl. höhuL OoMÜKiMI te WinenNhdtan. (]fath.«Mt«w. Glant)
▼0« a Min ISTl ' ^
SQVwDTordk a. #«- 0. mügethailt
- 107 -
I
roth
indingct. Ibdrt
FifirSi
drate von 8 cm Sdte und 8 cm Ab-
stand auf schwanem Grunde werden
in TÖlliger Dunkdhdt durch dnea fftr
das Auge gedeckten dectrischeo Funken
bdeoditet Das direet gesehene Quadrat
erschdnt roth , des indirect gesehene
gran, und swar oft sehr intenriT. Die
teiqiitete Aofmerksamkdt findet also das indirect goehene
Quadrat schon in dem Stadium des Purkinje'schea posi-
tiTon Nachbildes Tor. Audi eine Oeissler'sche Röhre
mit iwd etwas von dnander eotfemtea roth teuehteBdea
Thdien zeigt bdm Hiadurchgdien eiaer eiaselnea Ent*
ladttog diendbe Erschdnung.
5.
Wiederhdt habe idi dn interessantes hierher gehöriges
Phänomen beobachtet Ich sass in die Arbdt Tortieft ia
meinem Zimmer, wfthrend in rinem Ncbenrimmer Versuche
aber Ezplerionen angestdlt wurden« Begdmaarig geschah
CS nun, dass ich saerst erschreckt ausammensockte, und
nachher erst den Knall hörte.
Da im Traum die Aufmerksamkdt besondere trftge ist,
80 kommen in diesem Fall die sonderbarsten Anachronis-
men Tor, und jeder hat wohl sddie Triume erlebt Wir
träumen s. B. ton rinem Mann, der auf uns ksstfirat uad
schiesst, erwachen plötslich, und bemerken den Gegenstand,
der durch sdnen Fall den gansea Traum erseogt hat Es
hat nun nichts Widerrinniges ansunehmen, dass der akusti-
sche Reis Torschiedene Nenrenbahnen soglddi daschlögt,
and hier in beliebiger Terkehrter Ordnung ton der Aufmerk-
samkdt angetroffen wird, so wie ich bd der obigen Beob-
achtung snerst die dlgemdne Erregung, und dann dea
— lO« -.
EqikMiooikDiU bemerkte. FreUich wird ei in maachen
nOm m ErklAnmg auch «Mreidiei, ein Verweben einer
SilBeaempftMioag in ein verber ichoo vorhandenes Traumbild
ansnnehmen.
Wem die ZettempAndnng an die waeheeade oi^aniMshe
CooMmtieB •*) eder an die ebenUli atetig wachiende Arbeit
der Anfmerktamkeit gebnaden iet, eo wiid es Tentiadlich,
wamm die phjrsiolegisebe Zeit nicht nmkehrbar ist, son-
dern aar in eiaem Siaae abüoft. Die Coasnmtioa und
Aafaerksamkeitsarbeit kann, solange wir wachen, nor
-^7^ ^r*^ wachsen und nicht abnehmen.
r r C£f Q[/ r r **•• ^^^ ■ebeasteheadea Takte,
weiche Ar das Aoge nad den Ver-
suad eiae Bjrmmetrie darbietea, seigea aichu Derartiges
la Besag aaf die Zeitempfiadnag. Im Gebiete des Rhjthmos
nad der Zeit «berhaapt gibt es keiae Symmetrie.
54) Wtoüe dio ComoniUoii od«r etw» .iio AnhAnAmg einet EnnO.
dugntofei «Bmittelbar empfiiMlcii, m nOwto man ein RSckwftit».
gehen der ZeH im IVnnm enrurton. - Die Sonderbnrl^eiten det Trmmnet
towen tlcli alle dmnf nrttekflUiron, da» manche Empflndnngen und
vewteDnng« gar nicht, andere in lehwer and in ipAt ini Be-
wnMtodn treten. - Der Intelled achllft eft nur theilweieeL Ibn »rieht
!ZJ!!!T J!^tJ^^ "?* '*^ reirterbenen P^reenen. erinnert
^ Ji"ii!^ 1 ^^ Todec Man reSeelirt im TVanme über de« Tran»,
crtemrt flm ala TVanm an den Sonderbarlieiten, i.t aber gleich wieder
^^^ bnrnWgi - Mir tritamte aehr lebhaft ren einer Mühle.
»M 7«^««» fa •fawn geneigten Canal Ton der Mflhle herab nnd
tart darneben hi einem eben •olehon Cknal m Mahle hi n a n £ Ich war
tiS^ V ül^ bemimhlgi - AI. ich riel mit Ranmfragen be-
wui TS[' ^^ "lu r" •*™*' 8P^^V"g i» Walde. PlötiBch
»Jrtto kh die »angeUalU pefn^aetirieche Ver^^hiebnng der Bimne,
mid erhsaats diisn daa Trsnm flofort trston aber anch dio fermiJ:
- 109 -
7.
Es mochte wohl eine aahdiegende uad aatflrliche, wenn
anch noch unvollkommene Vorstellong sein, sich das Be-
wasstseinsorgan in geringem Orede aller spedfischen Ener-
gieen flhig su denken, von welchen jedes Sinnesorgan nur
einige aufsuweisen Yermag. Daher das Schattenhafte nnd
Vergängliche der Vorstellung gegenüber der Sinnesempfindung,
durch welche letctere die entere stets genfthrt und au^
frischt werden muss. Daher die Fähigkeit d^ Bewusstseias-
orgaas als Verbiaduagsbrflcke swiscbea allea Empfin-
dungen und Erinneruagea su dieaea. Mit jeder spedfiscbea
Eaergie des Bewnsstsdasorgaas hftttea wir uas aoch eiae
besoadere Eaergie, die ZeitempAnduag, Terbaadea su
deakea, so dass keiae der ersterea ohae die letstere erregt
werden kann. Sollte es scheinen, dass diese letstere phjsio«
kigbch mOssig und nur ad hoc erdacht sei, so konnte man
ihr sofort eine wichtige physiologische Function zuweisen.
Wie wäre es, wenn diese Energie den die arbeitenden Him-
theile nährenden Blutstrom unterhalten, an seinen Be-
stimmungsort leiten uad reguUrea wflrde? Uasere Vorstellaag
Ton der Aufmerksamkeit und der Zeitempfindung würde
dadurch eine sdir materielle Basis erhalten. Es wfirde Ter-
stAndlich, dass es nur eine susammenhAngende Zeit gibt,
da die Theilaufmerksamkeit auf efaien Sinn immer nur aas
der Gesammtaufmerksamkeit fiiesst, und durch diese be-
dingt ist
ten Venchiobnngcn ein. — Im Traam iah ich in meinem Laboratorinm.
ein mit Waiaer ge Antei Bechcrglaa, in dem ivhig ein Keraenlicht biannte
„Woher besieht du den Sanentoff?* dachte ich. J)er iit im Wamnr
nbeorbirt" «Wo kommen die Yerbrennnngegaie hin?" Kna itiegen BUaen
▼on der Fhunmo im Wancr mut, wid ich war bomhigt
— 110 —
8.
Wenn wir die Aniabl gleicher Oloekenschlige be-
ebechtea, m kOnneB wir, eolange sie in geringer Anzahl
gegeben eiadi Jeden eincdnen Ton den andern in der Er-
innenng mtencheident und ktaneo in der Erinnerang nach-
siklen. Bei einer grOesem Zahl Ton OlockenschlAgen aber
nnteracheideB wir nwar die leliten Ten einander, doch nidit
mehr die ersten. Wdlen wir in diesem Fall keinem Irr-
thom unterliegen, so müssen wir gleich beim Erklingen der*
selben s&hlen, d. h. Jeden Schlag willkürlich mit einem
Ordnongsieichen ^erknUpfen. Die Erscheinang ist ganz
analog deijenigen, welche wir im Oebiet des Raumsinns be-
obachten, and wird anch nach demselben Prindp zu er-
küren sein. Wenn wir Torwirts schreiten, haben wir zwar
die Empfindung, dass wir uns Ton einem Ausgangspunkt
entfernen, allein das physiologische Mass dieser Ent-
iBrnuaggeht nicht proportional dem geometrischen. So
schrumpft anch die abgelaufene phjsk>logische Zdt per-
spectiTisch zusammen, und ihre einzeben Elemente werden
weniger unterschddbar**).
9.
Wenn eine besondere Zeitempfindung ezistirt, so ist es
sdbstverstindlich, dass die IdenÜt&t zwder Rhythmen un-
mittdbar erkannt wird. Wir dflrfen aber nicht unbemerkt
lassen, daa deieelbe physikalische Rhythmus physio-
legiseh sehr tersehiedsn erscheinen kann, ebenso wie der-
S0) VaifL a SL
— III —
selben physikalischen Raumgestalt fe nach deran Lage Ter-
schiedene physiologische Raumformen entsprechen kOnnen.
Der durch nebenstehende Noten Teranschaulichte Rhythmus
lü'Inricrinriü' riri
I t S "
erscheint s. B. ganz Terschieden, Je nachdem man die kurzen
dicken, oder die langen dOnnen, oder die punktirten Ver-
ticalstridie als Taktstriche ansieht Es hingt dies augen-
scheinlich damit zusammen, dass die Aufmerksamkdt (durch
die Betonung gddtet) bd 1, S oder 8 einsetzt, d. h.
dass die den aufeinanderfolgenden Schllgea entopiechendea
Zdtempfindungen mit verschiedenen Anfangsempfindungen
Torglichen werden.
Der im Folgenden dargestdite Rhythmus erschdnt dem
torigen physiologisch ähnlich, aber nur dann, wenn in
1 s s
beiden die gleichbezdchneten TakUtriche anerkannt werden,
wenn also die Aufmerksamkdt in homologen Zdtpunkten
dnsetzt Zwd physikalische ZeitgebUde können als
ähnlich bezdchnet werden, wenn alleThdlo des einen in
demselben Verhältniss zu dnander stehen, wie die homo-
logen Thdle des andern. Die physiologische Aehn-
lichkeit tritt aber erst henror, wenn auch die obige Be-
dingung erfüllt ist So tid ich flbrigens zu beurthdien
mrmag, erkennt man die Zdtrerhältnisse zweier Rhyth-
men nur dann als gleich, wenn diesdben duidi sehr kleine
ganze Zahlen darstellbar dnd. Eigentlich bemerkt man also
unmittelbar nur die Gleichheit oder Ungleichheit zweier
— IIB —
ZeilM, nd «ikaui das Verk<ilsi ia letztann Fall
BOT didimhi itm «(■ Theil in dem aadoni eiafMdi anliseht
Htafdnnh «Uirt es äeh, waram aaa beim Taktgaben die
Zelt in laatar dorebana glaiebe Theüe theUl««).
M) Di« A6lHdkMi«tt der ]l«oiia<»teUmi werde UeraMh Yiel unmiltol-
WmeiiVfaiideB ab die AeUickkeil der BlviliMm. - D« Zmun^
nriedMi AjümiaAm Bewegroit w nd den Z elüu ew , der wtfandieSBlieli
fltee eMUfe teleoiogtehe Bedeirtntr Ul» bm« Uer «Mrerliffi bleibea.
^
■B— ti-pr"
Dto TammpindaBgea*').
1.
Auch in Beaug auf die Tonempfindungen mfleaen wir
One vonngsweiee auf die peyehologiache Analyee be-
acbranken. Ee kann hier ebenfrila nur der Anfang einer
Untersuchung geboten weiden.
Zu den f&r uns wichtigsten Tonempfindnngen gehören
di<|jenigen, welche durch daa menschliche Stimmorgan
als Aensserungen ton Lust und Schmers, cur sprachlichen
Mittheilung Ton Gedanken, als Ausdruck des Willens u. s. w.
erregt werden. Das Stimmorgaa und das Gehörorgan bo-
finden sich auch sweiÜBlloa in enger Besiehung. In ein-
fachster und deutlichster Weise enthOBen die Tonempfin-
57) Don Mor dorgolcgtoa StMidpuikt hsbo ich (foa der Detailane*
fthniiig aljtgMehoB) iclioii verSO Jahren eingenommoiL Stumpf (Ton-
pi/ebologie. IxApüg 1888. Bd. LX dem ich Ar die fielfiMhe BorOekiieb-
tignng meiner Arbeiten hier danken nmi» bringt manehe mir sehr wjm^
patUiche Einielheiten. Beine & 119 anagef]irochene Aneieht aber iet mit
meinem ForMhnngiprindp des Paralleliemnt nnrereinbar. -* VergL
meine Note: «Znr AaalTM der To n e m p fl ndnngeB*, 8itpms>b<r. d. Wiener
Akademie Bd. M, a Aby^ a 1288 (1886).
S
— «M —
ik. .MkwflidiMB iagensdwften In der Mutlk.
2.
H Betg")b»t, mn ei kun fu uge«. »Mh dem Vor-
«I« D.Vwl.i ^t. die M«lk .« de« Bronetgehed
C^lL l^elt«. M« «««te terWendt edn, we«n
H J^V^Üiche «nd Aolkttrende der Aurfühnrnge»
Tr JT.lt^rB rg'. ^eane. wollte. Auch heute «och
in 2 «TuebeewerbuBg th.trtchllch beotltrt. Auf jM.
C JbT -ri« d« Angenehme der Murih llegj. «^
bT. ^ befriedigende Antwort Und d. er »«iWtach
ii'*4i'"SeY«holU'«he„ St-d^-ht ^ Wdnng
Z Schwebnnge« .teht, «nd «.nimmt, d« ««• «J "^»^^
^.. unangenehm beulenden Minnchen de» Vortug «^
ZV.^ d«f «« -ch ^elleicht ---J-» -^
USgeti^ die«r Thiere nicht lieber g»s abwiege«.
"^5L. die Beziehung irgend einer ^^^^^^
.«g m Arterbiatang «rfgedeckt..und «-j«« ^J^
'JS bergddtet wird, «. i.t dnmit ^g^«. Ke^
darf.« d)«r glMb«. d«s «.ch schon •»• *"« J^
i_i.Lflnniliiii Probleme geWrt •««»• N>««»nd wiro
SO) a Berg, «e I«« n aw »w«.
— IIS —
dadurch erkliieD wdleo, daas er dem ZumniiieBhAiig mit
der Arterhaltaog nachweitt Viel elier wird man lugeben,
dau die Art erhalten wird, weil die Wolluatempfindung an-
genehm ist Mag die Musik immerhin unsem Oiganismua
an die Liebeswerbungen der Urahnen erinnern, wenn sie
Eur Werbung benOUt wurde, musste sie schon positit
Angenehmes enthalten, welches gegenwArtig allerdings durch
jene Erinnerung Terst&rkt werden kann. Wenn der Ge-
ruch einer rerlOschenden Oellampe mich fast jedesmal in an-
genehmer Weise an die Latemn magica erinnert, die ich als
Kind bewunderte, so ist dies ein Ahnlicher Fall aus dem
indiTiduellen Leben. Doch riecht darum die Lampe an sich
nicht weniger abscheulich. Und wer durch Rosenduft an
ein angenehmes Erlebniss erinnert wird, glaubt darum nicht,
dass der Rosenduft nicht schon torher angenehm gewesen
sei. Derselbe hat durch die Association nur gewonnen**).
Kann nun die erwAhnte Auffassung schon das Angenehme
der Musik Oberhaupt nicht genOgend erklAren, so Termag
sie sur Beantwortung ron Specialfragen, wie s. B., warum
in einem gegebenen Fall eine Quarte einer Quinte torgemgen
wird, wohl noch weniger beizutragen.
8.
Man würde ttberhaupt die Tonempfindungen etwas ein-
seitig bourtlioiloD, wenn man nur das Gobiot der Sprache und
Musik beracksichtigen wollte. Die Tonempfindungen ter-
mitteln nicht allein die Mittheilung, die Äusserung von Lust
und Schmerz, die Unterscheidung der Stimmen ton MAnnem,
Frauen, Kindern. Sie bieten nicht allein Merklichen der
eO) Avf die Bedoitai« der Anoeiatioa ftr die AeeUielOi hei
lieh Fechner hingewieeen.
S*
I
- Ii6 —
Anslmgiuig, der Lddenschmft des Sprechenden oder Rufen-
den« Wir antendieiden durch dieselben auch grone und
kMne schallende KOrper, die Tritte grosser und kleiner
Thiere. Gerade die höchsten Töne» welche das Stimmorgaa
des Menschen nicht selbst eraeqgt, sind Ar die Beurtheihing
der Richtung, aas weicher der Schall kommt, muthmasslich
sehr wichtig*'). Ja diese letsteren Functionen der Tonern-
pfindungen sind wahrscheinlich in der Thierwelt ilter als
di^igen, welche erst im geselligen Leben der Thiere eine
Bolle spielen.
4.
Den wesentlichen Fortschritt in Beaug auf die Analyse
der GdiOrsempiindungen, welcher durch die Helmholts-
schen**) Arbeiten herbeigefQhrt worden ist, wird Jedermann
freudig anerkennen. Wir ericennen mit Helmholts das
Geräusch als eine Oombination ton TOnen, deren Zahl,
Höhe und IntensitAt mit der Zeit wriirt In dem Klange
hören wir mit dem Grundton n, im Allgemeinen noch die
Obertöne oder Partiallöne in^ Sn, 4m u. s. w., deren Jeder
einfachen pendellörmigen Schwingungen entspricht Werden
iwd Klinge, deren Grundtönen die Schwingungssahlen n und
m entq^recheni melodisch oder harmonisch Terbunden,
so kann bei bestimmten Verhältnissen **) von n und m theil-
61) II te h , Bemcfkiiiigen Aber dio Fnnetion der Ohmraichol (Trtltich't
AicMv Ar OhrvBhofllraiide N. F. Bd. IIL & TS). — Vgl auch: Mach o.
Fiiehtr» die Boflloiios «ad Brodrasg des Sehallot. Pogg. Am. Bd. 149
8. 4)1.
ei) Holmholtt, die Lehre ron dorn ToneiBpfiiidniigeB. 1. Ant.
Bmunndiweig 1868.
68) Der p^ Futlalton Yen n fiUlt mit dem f ^ roa « raianmiea,
pnwm^m^ §lao mmmj mlt^ RierM eind ^ ff gtSM Zahlen.
— 117 —
weise Goltidens der Partialtöne eintreten, wodurch im ente-
ren Falle die Verwandtschaft der pOinge bemerklich, im
sweiten Falle eine Verminderung der Schwebungen her«
beigelührt winL Alles dies wird nicht au bestreiten sein,
wenu es auch nicht als erschöpfend anerkannt wiid.
Ebenso sustimmend kann man sich gegenaber Helm*
holtz*s physiologischer Theorie des Gehörorgans Ter*
halten. Durch die Beobachtungen, welche sich beim Zusam*
menklang einiacher Töne ergeben, wird es Äusserst wahr^
scheinlich, dass der Beihe der Schwingungssahlen eine Reibe
von Nervenendorgaaen entspricht, so dass fllr die verschie-
denen Schwingungszahlen verschiedene Endoigane vorlianden
aind, von welchen jedes nur auf einige wenige einander nahe-
liegende Schwingungssahlen anspricht. Es ist eine Frage
von geringerer Bedeutung, ob gerade dem Gorti 'sehen Organ
diese Function xulUlt?
5.
Nach einem besondem Gehörorgan fttr GerAusche su
suchen, scheint för Jeden, der mit Helmholts annimmt,
dass alle Gerftusche sich in lAnger oder kttrser anhaltende
Tonempfindungen auflösen lassen, vorlAnfig Hberflössig. Mit
der Frage nach der Beiiehung des Ger&usches (insbesondere
des Knalles) Eum Ton habe ich mich vw langer Zeit (Winter
187|) beschAfUgt und geiunden , dass sich alle ObergAage
swischen beiden aufweisen lassen. Ein Ton von 128 ganzen
Schwingungen, den man durch den kleinen Ausschnitt einer
grossen langsam rotirenden Scheibe hört, schrumpft zu einem
kurzen trockenen Schlag (oder schwachen Knall) von sehr
undeutlicher Tonhöhe zusammen, wenn seine Dauer auf
2—8 Schwingungen redudrt wird, wAhrend bei 4—6 Schwin-
gungen die Höhe noch ganz deutlich iat AnderseiU be-
* Ii8 «-
melkt iMB Ml eineni Knall, lelbtt wena deneibe ton «iner
i^eriodiiclifla Lnftbewegnng herrOhrt (Funken wdlOt eiplo-
dirende Knallgasblase), bei genflgender Anfmerksamkeit eine
Tonhöhe, wenngMch keine sehr bestimmte. Maattbenengt
sieh auch Meht, dass an einem Ton der Dämpfung befreiten
ClaTier durch grosse eiplodirende Knallgasblasen Tonugs-
weise die tiefen, durch kleine die hohen Saiten sum Hit-
schwingen erregt werden. Hierdurch scheint es mir nachge-
wiesen, dass dasselbe Organ die Ton- und die Gerinsch-
empAndnng termitteln kann. Man wird sich Torsustellen
haben, dass eine schwächere, kurs dauernde aperiodische
Lnfkbewegnng alle, aber Tonsugsweise die kleinen leichter
beweglichen, eine stärkere länger anhaltende auch die grös-
seren maseigerea Endorgane erregt, welche dann bei ihrer
geringeren Dämpfung länger ausschwingend sich bemerklich
machen, und dass selbst bei terbältnissmässig schwachen
periodischen Luftbewegungen durch Häufung derEfiecte
an einem bestimmten Gliede der Reihe der Endorgane
die Beisung herrortritt*«). Qualitativ ist die Empfin-
dung, welche ein tiefer oder bober Knall erregt, dieselbe, nur
intensiTor und Ton kOrserer Dauer als diejenige, welche das
Niederdrflcken einer groesen Ansahl benachbarter Ciatier-
tasten in tiefer oder hoher Lage erregt Auch fallen bei
der einmaligen Reizung durch Knall die an die perio-
dische intermittirende Reisung gebundenen Schwebungen weg.
04) über eiBeuThefl imiiMr Vernehe, die «B DTorik' • Ei|Mii-
nenta aber KschUMer tob RdxiiidenBigeii (1870) ■akaSpfteii, habe Ich
beriektet !■: 4*0 tei", As sutinsm er 1871 Die Yensdio betreÜNid
die ErregvBg der dsvIvtSBe dvek EiploiioMii habe leb Sberiumpi aoeb
nifgeade enrihai Ei wfad HeUoldit sieht uinSti eelB, wenn ee Uer
geoeUohi -> IHeeelbeB Fngeu bubes sfiiter Pf ansdler, 8. Eiaeri
Aaerbseb, Brieke i. A asafUnlleb bebsadeli
— 119 —
6.
Bei aUer Anerkennung, die der Helmholts*schen
Theorie entgegengebracht wurde, hat es doch auch nicht an
Stimmen gefehlt, welche die Untoliständigkeit derselben her-
torgehoben haben. ZiemUch allgemeui hat man das posi-
tite Moment bei Erklärung der Harmonie termisst, indem
ttätt sieh mit dem bhissen Mangel an Schwebungen
als zureichendem Merkmal der Harmon» nicht sufneden
g*en wollte. Auch A. t. Oettingen«») termisst die Angabe
des für {edes Intertall characteristischen posititen Ele-
mentes (& 80), und wiU d«i Wertii eines Intertalles nicht
^OD der physikaliaehen ZufUligkdt des Gehaltes der Klänge
an ObertAnen abhängig machen. Er glaubt daa positite
Element in der Erinnerung (a 40^ 47) an den gemein-
aamen Orundton (die Tonica) su finden, als dessen Par-
tialttae die Klänge des Intertalles oft angetreten sind, oder
in der Erinnerung an den gemeinsamen Oberton (die
PhonicaX welcher beiden sukommt In fiesug auf den n^a-
titen Theil der Kritik muss ich t. Oettingen toUkommen
beistimmen. Die „Erinnerung«' deckt aber daa BedQrf-
niss der Theorie nicht, denn Consonani und Dissonans aind
nicht Sache der VonteUung, sondern der Empfindung.
Physkilogisch halte ich also t. Oettingen's Aufiassung
fbr nicht stttrelEBnd. In t. Oettingen^s Aufstellung des Prin-
dpes der Dualität aber (der tonischen und phonischen
Verwandtschaft der Klänge), sowie in seiner Aufiassung der
l>fa8onani ala efaies mehrdeutigen Klanges (8. 2S4)
scheinen mir wertiitoUe positite Leistungen su liegen ••).
e2^AT.0ettiiige«,HM«eiü«,jttemiDd«itorEntwkMMg: Dei^
pst looe.
06) Bm rortBnDMMInff 4m frimdpt» imJ>tam,mMm
Ich sdbtt habe Kbon b dner 1B63") t
Abhudlimg sod Mich ipätcr**) einig« kritisch« Bemerkun-
gea Aber die Belnholti'Bche Theoris gemuht, uod 1866
in einer knrx TOT der Oett in gen 'sehen encblenoneB klcdnn
Schrift**) Khr beetiinnt einige Fordeningsn benichnet,
wdchen «ine voUstlndigere Theorie ta genflgea hute. Dn
■Mdne AmfOhmogeD, Ktriel Ich wrin, bisher iidn« ereile
fienchtuag gcAmden haben, so komno Ich hier in etwas gfai-
dfln^icberer Dantellnng anf diewlbei sarOck.
Ot^en wir tob der Vor-
itdlnogani, dass eineReihe
jva abgestinnten Endorga-
nea eiistirt, deren Glieder
bd steigender Schwingongs-
Mhl nacheinander Im
Haximom ansprechen, und
schrdbea wir Jedem Eiid-
organ seine beaondere (spe-
dfische) Energie ra. Dann
Flg. M.
a tlwMlM umikH p. mX D'Alenbef t
{HAMM d« nvtqq«. LfM 1760) oad Hsnptnftm (Die Stta den
Hannonft snd Metrik Lciptlg IBM) gcihnt haben, flndot ikh In bkIiigt
Uriaea Btkrtt: DI* Oettalhn der FMwl|^o|(. IH« Srranwtrie. Png
IflTt - Ai fiM T«llWBrthl|To BjrawM« »!• in Oabicto d«t 0«-
■(chtHlBwi darf Mtlbllch in Oebiole dn Hnrik, da die ToBcnpfladDiigM
Mlbrt keio ijHMMNboi BpUv UUb» lOM gedacht wndoa,
8<)Maek, m Tb« ' ' ~ "
VkMT Akadmia. ISO.
68)rargL mo
Pleble-i Zeitachrift Ar FUlMO|Ait. 1S6B.
60) Ebdaltuf In dl« Halnbrili'NlM »«OthMria Om 1866. &
i. Tenroct and 8& tS a C «^ 8&
gibt ea 10 Tlele apedfiiehe Energleen als Endugane tmd
ebenso Tide tSr ans dnreh das QehOr nntmchddbare Schwin-
guoguahlea.
Wir unterscheiden nicht bloss die Tftne, wir ord-
nen de auch in dne Reihe. Wir erkennen Ton drd TOneo
verschiedener Hohe dco mittleren ohne wdteres als solchen.
Wir empfinden nnmlttdbar, wdche Schwingungssahleo dn-
ander nkher, wdcfae femer liegco. Das liessesich fUr
nahe liegende TSne noch Iddlich erklAren. Denn wenn
wir uns die Schwlngungswdten, die doem besUmmteu Ton
nikoramen, symbolisch durch die Ordinateo der Cunre «fte
Fig. 86 darstellen, und diese Gurre uns allm&falich Im Sinne
des Pfdiea Terschoben denken , so werden nabdi^enden
TOnes, weil stets mehrere Organe sngldch ansprechm, auch
immer schwache gemdnsanw Rdaungen zukommen. Alldn
auch ferner liegende Töne haben dne gewisse Aeholichkdt,
und auch an dem höchsten und tiefsten Ton oritcnnen
«Ir loch dne solche. Nach dem uns leitenden Forschuags-
grundsatze mllsscn wir also In allen Toneinpfindungen ge-
meinsame Bestaodthdle annehmen. Es kann also nicht
so Tide spedfiscfae EaergleeB geben, ds es unterscbddbare
TOne gibt Fttr das TerstAodDiss der Thatsachen, die wir
hier cuntcbst im Auge haben, genUgt die Annahme Ton
nur zwd Eoergieen , die durch Terschledene Schwingangs-
zahlen in Terschiedenem VeitAltalss ansgdOat werden. Ein#
weitere Zusammenaetaung der Tonempfindungon ist aber
durch diese Thatsachen nicht ausgeachloasen, und wird
durch die' spiter sn besprechenden Ersebdnuugen sehr wahr-
scbdnllch.
Die aufmerksame pijchologiiche Andyse der Ton-
rdbe führt nnmlttdbar zu dieser Ansicht. Aber auch wenn
man fir feden GrotiVhen Bogen sunkchst dne besondere
— tai —
Eneigia Muünmt, uid bedenkt, das« dieee Eoeigieeii einan-
der ihnlich sind, also gemdnsanie Beatandtheile enthalten
mOsien, gelangt man auf denselben Standpunkt Nehmen
irir also, nnr um ein bestimmtes Bild Tor uns zu
haben, an, dass bei dem Übergang Ton den klein-
sten sn den grOssten Bchwingnngssahlen die
Tonempfindnng Ahnlich tariirt wie die Farben-
empfindang, wenn man Tom reinen Roth, etwa
durch allmtlige Zumischung Ton Oelb, lum
reinen Oelb aber geht. Hierbei können wir die Vor-
stellung, dass für {ede untenKheidbare Schwingungssahl
ein besonderss Endorgaa vorhanden ist, Tollkommen aufrecht
eriialten, nur werden durch yerschiedene Organe nicht gans
▼enchiedcBe Eaergieen, sondern imsMr dieselben swei in
verschiedenem VerhAltniss ausgelost *V-
9.
Wie kommt es nun, dass so Tide gleichseitig erklin-
gende TOne unterschieden werden, und nicht su einer
Empfindung Terschmeben, dass iwei ungldch hohe TOne
nicht su dnem Mischton Ton mittlerer Hohe susammen-
fliessen? Dadurch, dass dies thatsAchlich nicht geschieht,
ist die Attdcht, die wir uns su bilden haben, weiter be-
stimmt, Wahrschdnlich Tcrhält es sich gans Ähnlich, wie
M dner Bdhe ton Mischfarben von Roth und Odb, wdche
an terschiedenen Stdien des Raumes auftreten, die ebenfalls
unterschieden werden, und nicht su einem Eindruck
70) Di« Andcht, daat saf TerieUedeiio 8chwiiigvBgisahl«a Tonehi«-
deao Entogiao tmfn^kcn, lat durch di« Behwebnages naheUes^der
Töne sad «ädere ron Helmholts herroigehobmie ThstMehea n wohl
begiftadet vad ftr dia VantindDiis dor Enehehumgen m werthfoU, all
dsM rie wieder saijgegeben werden konnte. — Die Uor dargelegte An-
deht beaftirt die (naaientH^h tob Hering) bd Analjae der Farben-
empdadangea gewonnenea ErfahnageiL
— 113 —
susammenfliessen. In der That stdlt sich eine Ähn-
liche Empfindung eb, wenn man Ton der Beaditung dnes
Tones flbergeht sur Beachtung einen andern, wie bdm
Wandern des fiiirten Punktes im Sehfdd. Die Ton-
reihe befindet dch in dnem Andogon des Raumes, in
einem bddersdts begrensten Raum von einer Dimendon,
der auch keine Symmetrie darbietet, wie etwa eind
Gerade, die Ton rechta nach links senkrecht sur Mediaartene«
▼erlAufL Vidmehr ist dersdbe analog dner Torticden Oeradeu/
ödes einer Oeraden, wdche in der Mediandiene von vom nach
hinten verlAuft. WAhrend ausserdem die Farben nicht an die
Raumpunkte gebmiden sind, sondern dch im Raum bewegen
können, weshalb wir die Raumempfindungen so leicht von
den Farbenempfindungen trennen, verhAlt ea sich in Besug
auf die Tonempfindung anders. Eine bestimmte Tonempfin-
dung kann nur an dner bestimmten Stdie des besagten ein-
dimendonalen Raumes vorkommen, die jedesmd fixirt werden
muss, wenn die betreffende Tonempfindung klar hervortreten
aolL Man kann sich nun vorstdien, dass verschiedene Ton-
empfindungen in verschiedenen Theilen der Tonsinnsubstans
auftreten, oder dass neben den bdden Eneiigieen, deren Ver-
hAltniss die FArbung der hohen und tiefen TOne bedingt,
noch dne dritte, dner Innervationsempfindung Ahnliche
besteht, wdche bdm Fixiren der TOne auftritt Auch bddea
su^dch konnte stattfinden. Zur Zdt dflrfte es weder mOg«
lieh noch schon nothwendig sdn, hierüber su entschdden.
Dass das Oebiet der Tonempfindungen eine Analogie
zum Raum darbietet, und swar zu dnem Raum , der kdne
Symmetrie aufweist, drOckt dch schon unbewusst in der
Sprache aus. Man spricht von hohen und tiefen TOnen,
nicht von rechten und linken, wiewohl unsere Musikbstru-
SMute letztere Beadchnung sdir nahe legen.
J
— tS4 -
In einer meiner ersten Arbeiten**) habe ich die An-
sicht irertreten, dass das Flxiren der Töne mit der verftn-
deriicben Spannung dea tensor tjmpani lusammenh&nge.
Diese Ansicht kann ich meinen eigenen Beobachtungen und
Experimenten gegenflber nicht aufrecht halten. Die Raum-
analogie fUlt hiermit Jedoch nicht, smidem es ist nur das
betreifende physiologische Element erst au&ufinden ^ *).
71) Zw TlMorie det 6ehOn>ig«iii. 19BS,
7t) Die Aniuüinie, dam die Vorginge im KcMkopf beim Singen inr
Bikhrag der Tonrelke beHngen, habe ieh in der Arbeit Ton 18eS
ebeniiUli berOhfi» aber nicht hnHbnr gcftuideB. Das Singen ftit in AaNcrlleh
nnd tvfilUig mit dem HOren rerbondea leb kann TOne weit Aber die Cremen
»einer Stimme Mnani hdren nnd mir fontollen. Wenn ich eine Orchester-
aarainmg mit aUea Stimmen hOrs, oder wenn mir dieielbe ab Hattn*
rination entgegentritt, ao kann ich mir nnmflgüch denken, daai mir dai
TentAndniss dee ganien Stimmcngewebet dnrch meinen einen Kchlkop(
der noch dam gar kein geflbter Singer itt, rermlttelt wird. Ich halte
die Empflndnngon, die man beim HOrea Ton Mnaik gelegentlich iwdfeUoa
im Kehlkopf bemerkt» Akr nebenMchlich, eo wie ich mir in meiner moti-
haliech geSbteren Zeit nach tu jedem geborten Clavicr- oder OrgrlitOck
nebenbei die gegriffenen Taaten vonteUto. Wenn ich mir Mniik vontelle,
bore ich immer deutlich die Tflne. Ana den die Miwikattffthmngen
begleitenden motoriachen EmpSndnngen allein wird keine Mnaik, to
wenig der Tanbe, der die Bewegungen der Spieler im Orehcater sieht,
Knsik hOrt Ich kann also in diesem Punkte Stricker's Ansicht
nicht instimmea (Vergi Stricker, du langage et de la mosiqno
Fteis 1886.)
Anders mam ich mieh in Stricker'a Aasi^i aber die Sprache
atellen (VergL Stricker, die SprachTorttellnngen. Wien 1880). Zwar
tont mir eine Rede, an die ich denke, voll ins Ohr, ich iweifle anch
nich^ dam dnreh daa ErfcHngen der Hansglecke, dnrch einen Locomo-
tirenpfiff a s. w. diiect Qedanken erregt werden können, dass kleine Kin*
der und seibat Hunde Worte Tcrstohen, die de nicht nachsprechen können;
doch bin ich dnreh Strich er Sbeneugt worden, dasa iwar nicht der
einiig mögliche, aber der gewohnlicho uns geliaflge Weg dea Sprach-
Tcrstindnissea der motorische ist» nnd dasa wir sehr Abel dann sind,
wenn aas dioior abhanden kommt Ich kann selbst aus meiner £r-
üknag BeetattgaagM dieser Aasiebt aalllhrea Fvemde, die meiner Rede
folgen woUen, sehe ich hiuflg leise die Lippen bewegen. Gibt mir Jo>
maad seine Wohanng an, and reranme ich, den Strasaennamoa und die
- 11$ —
la
Die Analogie swischen dem Fiziren Ton Raumpunkten
und dem Fixiren yon TOnen habe ich wiederholt durch Ex-
perimente erläutert, die ich hier nocfamala aaftthren wilL
Dieaelbe Combiaation toh swei Tönen kUngt Yerschiedai, je
nachdem man den einen oder den andom beachtet Die
CombinatkNMB 1 und 2 haben einen merklich Tendiiedenen
l|,44^_|_LtL|JTT17777l
I ' I *
Charakter, Je nachdem man den obem oder ontem Ton
fixirt Wer die Anfmerkaamkeit nicht willkflriich mi Mten
termagf helfe eich dadurch, dasa er den einen Ton spAter
Hausnummer nachiusprcchen, so rcrgesse ich die Adresse gewiss,
behalto sie aber bei Gebranch dieser Vorsicht im Gedichtaiss. Ein Freund
aagte mir kSnlicli, er wolle daa indiaeho Drama „Unrasi^afehtkaea, wefler
die Namen nur mit llQhe tusammenbnchstabiro, nnd folglich nicht be-
halte. Der Traum des Taubstummen, Ton dem Stricker enihlt ist
flberhaupt nur nach aeinor Ansicht TentSadllch. — Bei rahlger Cber-
Icgnng ist dieses aaschoinoBd paradoio Verhiltmss anch gar nicht so
wunderbar. Wio sehr sich unseie Gedanken in gewohnten einmal
eingeabten Bahnen bewegen, leigt die SbomBchende Whknng eines
Wi tioa Gute Witio wiron nicht so aalten, wenn wir naa nicht Tor-
ngsweise in ausgefahrenen Bahnen bewegen wflrden. ^lanchem
fiUlt die naheliegende Kebenbcdentung cinea Wortes gar nie eia Und
wer donk^ wenn er die Namen Schmied, Schuster, Schneidor ab Na m o n
gebraucht; an die betroffendoa Handwerke? ^ Um ein aaheliegeadea
Boispiol auy einem andern Gebiete anxnflkliron, bringe ich In Erinnerang
(VergL S. 49)» dass ich Spiegelschiift neben den Original sofort ah mit
diesem symmetrisch-congrnont oiheuMv ohne aio doch diroet lesen
tu kAnnon, da Ich die Schrift motorisch mit der roehtoa Hand er-
lernt habe. Daran kann ich auch am besten erliuten, warum Ich StrN
eher nicht aaeh In Besug auf Musft beistimme: Dia MusOe TorhÜt rieh
lar ^praehe^ wie daa Oraament lur Schrift
ditnt« UMt DfMer iMit dm die iafiMrinukait wf
■iek. B«t «tiigor Debng gdiigt m, elM HuBOwe (wla 6)
In ikn BhUmUMIc ubnMm, ud die« (atwt «1« bei 6)
fi— I n heraMiabOreB. Dien tmd die fdgaden Experiment«
werdei dv uhaHendea Ttae wegen biMer und Obenengon-
der Bit der nTahamoMka tl» nit den divkr uegefBiirt.
BeendMn Ibemaeheiri ist die EncMaimg, die elitiitt,
mo KM riM> iiirtflaTM !■ dnarHaraoBie erlBieliei
UmL Die A^HikMirinit ^tet dan uf den näeheüie-
geode« tt«, wdeber nit einer DertUehkeit toftucht, ■!■
wem er eben ingeeeUagM worden wlia. Der Eindndt des
Experiventee irt gut Ähnlich dvqenigen, den nen erhalt,
wenn nun, In die Arbeit wtieA, pUttsUch den gleidunleel-
gen Schlag der Pendelnbr Mhaneben hart, der gftndick nu
den BewiMtaain gwchwnnden war. In latcteren Falle tritt
daa gerne Tongebiet Aber die Schwdle, wihrand In er-
etenn ein Tbell hoher gehoben wird. Fixirt nan s. B.
h 7 die Obwstinne, wthrenl nan ra oben nach ästen
Ibrtickreitend einen Ton nneh dem andern erlflechen Hast,
BO erhUt nan btfftnfig den Elndnick 8. Fixirt man in 9
den tieftten Ton, nnd mfthrt nmg^ehrt, eo erbllt man
den Eindnck la Dieeelbe Hamoniefclge klingt eehr ver-
ndiedv, )e rnuk der flxlrton Stinme. Flxire ich in 11
oder 1> die Oberettnne, eo lAetnt sieh nnr die Klangfarbe
n Indern. Benchtat nan aber in 11 den Beaa, eo ubelnt
die ganae Klangnaaee in die Tiefe ra faUen , dagegen n
atelgen, wenn man In IS dw Schritt e-f beachtet Ea wird
B Aceorde sich alt Vertreter von
Klingen verhalten. Lebhaft erinnern dieae Beobachtangen
■a den «echsebden Eindrack, dn man erbllt, weu man in
einen onunent bald dienen, bnid Jenen Ponkt fixirt
Ea sei hier noch en du unwiUkfflrlicha Wandern der
Anfmerkiamkeit erinnert, wetebei beim (ndirare Uiaatai)
anhaltoideB gleichmlSBigen Erklingen einea Uaraoninortonea
eintritt, wobei nach tmd nach alle ObertOn« Ton aelbet in
Ttdler Klarheit saftandien * *). Der Vorgang ndieint auf
eine EnnfldnDg itlr einen Uager beobachteten Ton tu denten.
Dieae Ermüdung wird noch wahraehelnüch durch ein Experi-
ment, welcbee ich an einen andern Orte auafBhriicher be-
aehrieben habe'*).
Die hier dargelegtoi TerhAltniaw In Gebiete der Ton-
empfindangen konnten etwa durch folgendea Bild Teraaachan-
Flg. M.
78) V«|l
B. tft
7*)Terfl
licht werden. Qeaetxt unaere beiden Augen
wlreo nur einer dntigea Bewegung fiUiig,
■fe vennOchlnn nur die Punkte einer bort-
Bontalen, in der Ifedianabene liegenden 0»*
reden dareh we c hs el nde ajnawtriacbe Con-
Tergentstellnng m Terfblgen, der nichate
flxlrte Funkt ici rein roth, der fernste,
welcher der Pnrallelsteaung entspricht, rein
gelb, und daswincben Ilgen aIleUd>erglnge;
m«Im .Einlaltu« In dk Hdn^lb'Kfa« Miriktheoiia'
— itS -
fo wtfde dieiet Sjrrte« mm&nr OeriditaeiBpAidtngeD die
VerhftitaitM der ToMmpiMiiogaii . lebr fflhlbar nach-
ahmen.
11.
Nach der bisher gewoonenen Ansicht bleibt eine in dem
Folgenden so betrachtende wichtige Thatsache miTentaadUch,
dem ErklArnng aber ton einer Tollstaadigeren Theorie an-
bedingt gefordert werden mnss. Wenn wir awei Ton-
folgen ton swei verschiedenen Tönen aasgehen,
and nach denselben Schwlngangsiahlenterhalt-
ttissen fortschreiten lassen, so erkennen wir in
beiden dieselbe Melodie ebenso nnmittelbar durch
die Empfindung, als wir an swei geometrisch
ähnlichen, Ähnlich liegenden Gebilden die gleiche
Gestalt erkennen. Gleiche Melodien in terschiedener
Lage können als TongebiMo ton gleicher Tongestalt
oder als ahn liehe Toagebilde beseichnet werden.
Schon bei einer Folge ton nur swei TOnen wird die
Gleichheit des BdiwingungssahlcnterhaltnisBes anmittelbar
erkannt, die Tonfolgen c— f, d— g, e— a u, s. w., welche alle
dassdbe Schwingungssahlenterhaltniss (3:4) darbieten,
weiden alle unmittelbar als gleiche Intertalle, als
Quarten erkannt Dies ist die Thatsache in ihrer ein-
bchsten Form. Des Merken und Wiedererkennen der Inter-
talle ist das Erste, was sich der angehende Musiker aneig-
nen mu«, wenn er mit seinem Gebiet tertraut werden will.
Herr E. Kulke hat in einer kleinen sehr lesenswerthen
Schrift**) eine hieranf besflgUche Mittheilung aber* die ori-
7S) £ Kalks, iber die ünbOdniif der Melodie. Bb Beltng nr
BntwIc M BSgrie l iie. Png. Gelte. 188i
- 119 —
gineile Unterrichtsmethode ton P.Cornelius gemacht, die
ich hier nach Kulkc's mOndlicher Mittheilung noch er-
gänzen will. Dm die Intertalle leicht su erkennen, ist es
nach Cornelius sweckmissig, sich einzelne TonstUcke,
Volkslieder u. s. w. su merken, welche mit diesen Intertallen
beginnen. Die Tannhauser-OutertOre beginnt s. B. mit
einer Quart HOre ich eine Quarte, so bemerke ich sofort,
dass die Tonfolge der Beginn der Tannh&useroutertflre sein
könnte, und erkenne daran das Intertall. Ebenso kann die
Fidelio-OutertUre No. 1 als Repräsentant der Ten terwendet
werden u. s. w. Dieses tortreffliche Mittd, wekbes ich bei
akustischen Demonstrationen erprobt, und sdir wirksam ge-
funden habe, ist anscheinend eine Complication. Man könnte
meinen, es mUsste leichter sein, ein Intertall als eine Melodie
EU merken. Doch bietet eine Melodie der Erinnerung mehr
Hilfen, so wie man ein inditiduelles Gesicht leichter merkt,
und mit einem Namen terknttpft, als einen bestimmten Win-
kel oder eine Nase. Jeder Mensch merict sich Gesichter
und terknOpft sie mit Namen; Leonardo da Vinci hat
aber die Nasen in ein Sjstem gebracht
So wie Jedes Intertall in der Tonfelge in characteristi-
scher Weise sich bemerklich macht, ebenso terhalt es sich
in der harmonischen Verbindung. Jede Ten, jede Quart,
jeder Molldreiklang oder Durdreiklang hat seine eigenthUm-
liehe F&rbung, an welcher er unabhängig ton der Höhe
des Grundtons und unabhängig ton der Zahl derSchwe-s
bungen, welche ja mit dieser Höhe rasch su nimmt, er-
kannt wird.-
Eine Stimmgabel, die man tor ein Ohr hält, hört man
fast nur mit diesem Ohr. Bringt man swei etwas gegen-
einander terstimmte, stossende Stimmgabeln tor dasselbe
Ohr, so sind die Stösse sehr deutlich. Stellt man aber die
9
- 130 -
eine Gabd tot das eina, die andere Tor das andere Ohr,
•0 werden die Stfiese sehr schwach. Zwei in einem har-
monischen Intenrall stehende Gabeln klingen stets etwas
raaher tot einem Ohr. Der Character der Harmonie
bleibt aber auch bewahrt, wenn man vor je ein Ohr eine
Gabel stellt t*). Anch die Disharmonie bleibt bei diesem
Experiment sehr dentlich. Harmonie und Disharmonie
sind Jedenfalls nicht dnrch die Schwebongen allein be-
stimmt
Sowohl bei der melodischen als bei der harmonischen
Verbindang leichnen sich die Töne, welche in einfachen
SchwingungszahlenTerhAltttissen stehen, 1. durch Gef All ig -
keit und 8. durch eine filr jenes VerhAltniss charakte-
ristische Empfindung aus. Was die Gefälligkeit
betriili, so kann nicht' in Abrede gestellt werden, dass die-
selbe t heil weise durch das Zusammenfallen der Partial-
t6ne and bei harmonischer Verbindung auch durch das hier-
mit Terbundene Zurücktreten der Schwebungen bei bestimmten
SchwingungszahlenverhSltnissen aufgeklärt ist Der unbe-
fangene Musikerfahrene ist aber nicht gans befriedigt. Ihn
stört die su bedeutende Rolle, welche der zufälligen Klang-
farbe eingeräumt wird, und er merkt, dass die Töne noch
in einer positiven Gontrastbesiehung stehen, wie
die Farben, nur dass bei Farben keine so genauen ge-
iUligen Verhältnisse angegeben werden können.
Die Bemerkung, dass wirklich eine Art Contrast
unter den Tönen besteht, drängt sich beinahe von selbst
auf. Ein constanter glatter Ton ist etwas sehr Unerfreu-
liches und Farbloses, wie eine gleichmässige Farbe, in wel-
79) VergLFeehner, «bar einige VeriilltdMe doi UnociilareB Sehens.
- 131 -
che sich unsere ganie Umgebung hOllt Erst ein iweiter
Ton, eine sweite Farbe wirkt bdebend. Läset man einen
Ton, wie bei dem Eiperimentiren mit der Sirene, langsam
in die Höhe schleifen, so geht ebenfalls aller Oontrast ter-
loren. Derselbe besteht hingegen zwischen weiter abstehenden
Tönen, und nicht nur swischen den sieh unmittelbar Mgen-
den, wie das nebenstehende Bei^iel eriäntem mag. Der
Gang 2 klingt ganz anders nach 1 als allein, 8 klingt
anders als 2, und auch 6 anders als 4 unmittelbar nach 8.
12.
Wenden wir uns nun sn dem zweiten Punkt, der
eharacteristischen Empfindung, welche jedem In-
tenrall entspricht, und fragen wir, ob dieselbe nach der
bisherigen Theorie erklärt werden kann? Wenn ein Orund-
ton M mit seiner Terz m mehNüsch oder harmonisch Ter^
bunden wird« so fällt der & Partialton des ersten iOangcn
(6 «) mit dem Ti er teasdrflckliches
Beaditea der Temperatoriodcumngcn aber cum 6ay-Lus-
nachsehen Oesets gelangen, und unser Dntersachnngsobject
doch immer dasselbe bleibt, so treiben wir auch Physik
im weitesten Sinne, solange wir die Zusammenhinge in der
sinnlichen Welt, ton nnserm Leib gans absehend,
mitersiichen, Psychologie der Sinne aber, sobald wir
hierbei eben auf diesen, nnd spedell auf unser Nenren-
System, das Hauptaugenmerk richten. Unser Leib ist ein
Theil der sinnlichen Weh wie {oder andere, die Grenze
swischen Physischem und Psychischem lediglich eine prak-
tische und conTentionelle. Betrachten wir sie flir
höhere winenschaftliche Zwecke als nicht vorhanden, und
sehen alle Zusammenhinge als gleich werthig an, so kana
ei an der ErOflnung neuer Forschungswege nicht fehlen.
8.
Als einen weiteren Gewinn missen wir ansehen, dass
der Physiker ton den herkimmlichen intellcctuellen Mitteln
der Physik sich nicht mehr imponiren lisst Kann schon
die gewihnliche „MaterieP* nur als ein sich unbewusst er-
gebendes, sehr natfirlichcs Gedankensymbol fOr einen Gom-
plex sinnlicher Elemente betrachtet werden, so muss dies
vinsomehr ?on den kinstlichen hypothetischen Atomen und
MoMcilen der Physik und Chemie gelten. Diesen Mitteln
▼erb leibt ihre Werthschitsung flUr ihren besondem be-
ichriakten Zweck. Sie bleiben ökonomische Symbolisirungea
— «43 -
der Weit der ErfiUimng. Man wird aber ton ihnen wie
ton den Symbolen der Algebra nicht mehr erwarten, als
man in dieselben hineingelegt hat, namentlich nicht mehr
AufkUrang und Oflhnbirung als ton der Erfahrung selbst.
Schon im Gebiete der Physik selbet bleiben wir tot Deber-
schitsung unserer Symbole bewehrt Noch weniger wird
iber der ungeheuerliche Gedanke, die Atome sur Erklining
der psychischen Vorginge terwenden su wollen, sich unsrer
bemichtigen können. Sind sie doch nur Symbole jener
eigenartigen Gompleze sinnlicher Elemente, die wir in dem
engeren Gebiete der Physik antreffen.
4.
Die W*issenechalten kflnnen sich sowohl durch den Stoff
unterscheiden als auch durch die Art der Behandlung dieses
Stoffbs. Alle Wissenschaft geht aber darauf aus, That-
sachen in Gedanken darsustellen, entweder zu prak-
tischen Zwecken oder sur Beseitigung des intellectueU
len Unbehagens. Knöpfen wir an die Beseichnung der
„Vorbemerkungen** an, so entsteht Wissenschaft, indem durch
die aßy . . . . der Zusammenhang der ihrigen Elemente
nachgebildet wird. Beispielsweise entsteht Physik (in wei-
tester Bedeutung) durch Nachbildung der ABO .... in ihrer
Besiehung zu einander, Physiologie oder Pqrchdogie der
Sinne durch Nachbildung der Besiehung tmi ABC ... zu
KLM, Physiofegie durch NachUldung der Besiehung der
KLM • ... zu einander und zu ABC .... Die Nachbildung
der aßy , . . durch andere aßy ftthrt zu den eigentlichen
psychologischen Wissenschaften.
Man könnte nun z. B. in Bezug auf Physik der Ansicht
sein, dass es weniger auf Darstellung der sinnlichen That-
Sachen als auf die Atome, Krifte und Gesetze inkommt»
- 144 -
wdche gewitaemaMen den Kern icoer alnBllcbeii Thai-
sadieB bilden. Unbebsgene Ueberiegvog lehrt abefi d«8i
Jedes praktische und InteHectuelle Bedflrfbiss be-
friedigt ist, sobald oasere Gedaokea die sinfilichen That-
Sachen Tollsttodig nachsubUden TermOgen. Diese Nach-
bildnng ist also Ziel und Zweck der Physik, die Atome,
Krtfte, Oesetse hingegen sind nnr die Mittel, welche ans
Jene Nachbildong erleichtern. Der Werth der letoiem reicht
Bvr so weit als ihre HtUCs.
Wir sind ttber irgend einen Natunrorgang, s. D. ein Erd-
beben, so vollständig als mOgUch unterrichtet, wenn unsere
Gedanken uns die Oesammtheit der susammengehörigen sinn-
lichen Thatsachen so Torführen, dass sie fast als ein Ersats
derselben angesehen werden können, dass uns die That-
sachen selbst als Dekannte entgegentreten, dass wir durch
dieselben nicht überrascht werden können. Wenn wir in
Gedanken das unterirdische Dröhnen hören, die Schwankung
fühlen, die Empfindung beim Heben und Senken des Bodens,
das Krachen der W&nde, das Abfallen des Anwuris, die Be-
wegung der in öbel und Bilder, das Stehenbleiben der Uhren,
das Klirren und Springen der Fenster, das Veniehen der
Thürstöcke und Festklemmen der Thüren uns vergegen-
würtigen, wenn wir die Welle, die durch den Wald wie
durch ein Kornfeld sieht, und die Aeste bricht, die in eine
Staubwolke griiflllte Stadt im Geiste sehen, die Glocken
ihrer Thflrme anschlagen hören, wenn uns auch noch die
unterirdischen Voigünge, welche nur Zeit noch unbekannt
sind, sinnlich so tor Augen stehen, dass wir das Erdbeben
henakommei sehen wie einen fernen Wegen, bis wir endlich
die Erschütterung unter den Füssen fühlen, so können wir
- 145 —
mehr Einsicht nicht Terlangen. Können wir auch die Thell-
thatsachen nicht in dem richtigen Ausmass combiniren ohne
gewisse (mathematische) HülfsTorstdlungen, so ermöglichen
letstere unsem Gedanken doch nur nach und nach au
leisten, was sie nicht auf einmal yermögen. Diese Hülfe*
Vorstellungen w&ren aber werthlos, wenn wir mit denselben
nicht bis lur Darstellung der sinnlichen Thatsachen vor-
dringen könnten.
Wenn ich das auf ein Prisma fallende weisse Licht-
bündel in Gedanken als FarbenfScher austreten sehe, mit
bestimmten Winkeln, die ich voraus verzeichnen kann, wenn
ich das reelle Spectralbild sehe, das beim Vorsetaen einer
Linse auf einem Schirm entsteht, darin die Fraunhofer*-
schen Linien an voraus bekannten Stellen, wenn ich im
Geiste sehe, wie sich die letsteren verschieben, sobald daa
Prisma gedreht wird, sobald die Snbetans des Prismas
wechselt, sobald ein dasselbe berührendes Thermometer
seinen Stand Ändert, so weiss ich alles, was ich verlangen
kann. Alle Hülfsvorstellungen, Gesetze, Formeln sind nur
das quantitative Regulativ meiner sinnlichen Vorstellung.
Diese ist das Ziel, jene sind die Mittel
Die Anpassung der Gedanken an die Thatsachen ist
also das Ziel aller naturwissenschaftlichen Arbeit Die Wis-
senschaft setzt hier nur absichtlich und bewusst fort, waa
sich im tAglichen Leben unvermeikt von selbst vollsieht
Sobald wir der Selbstbeobachtung fUiig werden, finden wir
unsere Gedanken den Thatsachen schon vielfach angepasst
vor. Die Gedanken fahren uns die Elemente in ähnlichen
Gruppen vor wie die sinnlichen Thatsachen. Der begrenstn
Gedankenvorrath reicht aber nicht für die fortwährend wach-
10
- 146 -
•eada ErfahniDg. Fast jede Moe Thateache bttegt eine
FortsetsoBg der AnpaMing sit aickt die sich in Proceea
dea ürtheilena inaeert
Maa kaan dieaen Vefgaag an Kiadeni aehr gut be-
obachten« Ein Kiad konmi mm enteamal ana der Btadt
anf 8 Laad, etwa auf eine groaae Wieae» aieM aieh da aack
allea EWtea an, nad apricht tenmadert: ,,Wir aiad ia eiaer
Kugel. Die Wdt iat eiae Uane Kugel*«).** Hier habea
wir swei ürtkeile. Waa geht tor, indem dieaelbea gebildet
werden? Die fertige aianliche Vontellaag ^wir*" (die be-
gleitende OeaellaGhaft) wird durch die ebenfalh achon tor-
handene Vontdlnng einer Kvgei so einem Mlde erginat
Aehnlich wird in dem sweiten Urthdl daa DiM der „Weir
(alle Gegenstände der Umgebung) durch die einachliesaende
blaue Kugel (deren Veratellung auch ichon Torhanden war,
weil amiat der Name gefehlt h&tte) eboifalla ergänat Ein
Urtheit iat alao immer eine Erginaung einer sinnlichen
Voratellang nur tollatAndigeren Darstellnng einer ainnlichen
Thataache. bt daa Urthdl in Worten aoadrllckbar, ao be-
atoht es sogar immer in einer Zusammensetaung der neuen
Vorstellung aua achon vorhandenen Erinnerungabildem, welche
auch beim Angesprochenen durch Worte henrorgelodit wer-
den können.
Der Process des Urtheilens besteht alao hier in dner
Berdcherung, Erwdterung, Eiganaung dnnlicher Voratd-
lungen durch andere sinnliche Vorstdiungen unter Ldtung
der dnnlichen Thataache. Ist der Process torbd und
daa Bild gdiadg geworden, tritt ea als fertige Vorstellung
in*s Bewusstsdn, so haben wir ea mit kdnem Urtheil, aon-
dem nur mehr mit dner dnfachea Erinnerung au thun.
,84) Dtf Uor all BfkfM MgefUirto FaU iit aiclit erdklitei toBdcn
Idi kOM dea TorsMa aa aiefaMni ^Ihrigw Kiad« bMtedrtei
- 147 -
Daa Wachathum der Natarwiasenschaft und der Mathematik
beruht grOsstentheils auf der Ndung addier iatuitiver
Ericenntoiaae (wie de Locke nennt). Betrachten wir a. &
die S&tse: „1. Der Baum hat dne Wund. S. Der Eroach
hat keine Klauen. 8. Aua der Banpe wird dn Schmetter-
ling. 4. Verdflnnte SchwdUsäure Mat Ziak. 6. Bdbuag
macht daa Olas dectriach. 6. Der dectriache Strom lenkt
die Maguetnadd ab. 7. Der Wflrfd hat 6 FlAchea, 8 Ecken,
12 Kanten.** Der 1. SaU enthslt eine rlamlicbe Erwdte-
rung der Baumtoratdlung, der S. diel Gorrsetur einer nach
der Oewohnhdt au Tordlig Tenrollatindigten Vorstdlung, der
8., 4., 5. und 6. enthalten adtlich erwdterte Vorstellungen.
Der 7. Sats gibt dn Beispid der geemetriachea iatuititea
Erkenntniaa.
7.
Derartige iatuitiTe Erkenntniaae prftgen dch dem Ge-
dAchtniss dn und treten ala jede gegebene dnaliche That-
aache apontaa erglasende Erinnerungen auL Die Terschie-
denen Thataacben gldchen sich nicht ToUstAndig. Die Ter-
schiedenen Fftllen gemeinsamen Beataadtheile der aian-
liehen Voratdlung werden aber gekrtftigt, und ea kommt
dadurch dn Prindpder mttglichaten Verallgemeiae-
rung oder Continuität in die Erinnerung. Anderersdta
muss die Erianerang, adl de der Maanigfdtigkdt der That-
aachea gerecht werden, und Oberhaupt nfltalich adn, dem
Prindp der sureichenden Diff erensirung entaprechea.
Schon daa TUer wird durch lebhaft roth uad gdb geflürbte
(ohae Anatr^ngung am Baum dchtbare) weiche Früchte aa
deren aflaaen, durch grflne (achwar dchtbare) harte Frachte
an deren aauren Oeachmack erinnert werden. Der Inaektea
jagende Alle haacht nadi allem, waa achwirrt uad fliegt,
- 148 -
hütet lieh abor iror der gdb viid ichwan gcflechten Fliege,
der Wespe. la dieaen Bdepieko spricht sich deutlich genug
des BeetrebeB uach möc^ichster yersllgemeiiierung
BBdCoBtiiinitity so wie Bach praktisch sareichen-
der DiffereBsiraag der ErinBerung ans. Dad beide
TeadenseB werdea dardi dasselbe Mittel, die AnssoBde-
raag nad HerTorhebnag jeacr Bestandtheile
der siaalichea VorstelInBg, erreicht, welche fDr den
aar Erfahraag passendea Oedankenlaof massgebend sind.
Oaai aaaiog TerfiUirt der Physiker, weaa er Tcrallge-
melBerad sagt, „alle darchsichUgea fostea Körper brechen
daa aas der Loft eialalleDde licht som Lothe^, und wenn
er differeasiread hiasaAlgt, „die tesseral krystallisirtea
od BBHi r p h ea elBfach, die flbrigea doppeltM.
8.
Eia goter Theil der GedaBkeaanpassnng Tollzieht sich
anbewBsst nad aawUlkOriich uater Leitung der siaalichea
Tbatsachea. Ist diese Anpassung ausgiebig genug geworden,
WB der Mehnahl der auftretenden Tbatsachea su entspre-
ehea, und slosaea wir nan auf eiae Thatsache, welche
oiil oBserB gewohatea OedaakeBlanf in staikem Widerstreit
steht, <riiBe dass maa sofort das massgebeade Momeat su
eracbaoea TenaOchte, welches sa daer aeuea DUhrensirang
ftthrea würde, so eatateht ein Problem. Das Neue, das
UagewMiBUdie, das Wuaderbare wirkt ab Reiz, welcher die
Aidkaerimaarinit auf sich aieht Praktische Orttnde, oder
daa iatsllectaeDe Uabehagen alleb kOaaeB dea Willen sur
BeoeitigaBg dea Widsntreilea, aar aeaea aedaakeBaapassBag
eraeagea. So eatateht die absichtliche OedaakeB*
ABpaasaagt die Forsehaag.
— 149 —
Wir sehen s. B. einmal ganz gcgea unsere Gewohnheit,
dass an einem Hebd oder Wellrad eine grosse Last durch
eiae klelae gehobea wird. Wir suchen nach dem düTeren-
sirenden Moment, welches uns die sinnliche Thatsadie nicht
unmittelbar zu bietea Termag. Erst wenn wir, Torschiedene
ähnliche Tbatsachea twgleichead, dea Eiafluss der Gewichte
uad der Hebelarme bemerkt, uad uas selbstthAtig
zu den abstracten Begriflea Moment oder Arbeit
erhoben habea, ist das Problem geUSet Du Momeat oder
die Arbeit ist das diflferenzirende Elemeat Ist die Be-
achtoag des Momeates oder der Arbeit sur Deakge-
wohahdt gewordea, so ezistirt das Problem aicht mehr.
0.
Was thut man nun, indem man abstrahirt? Was ist
eine Abstraction? Was ist da Begriff? Entspricht dem
Begriff dn rinnliches Vorstdlungsbild? Einen allgemdnen
Menschen kann ich mir nicht Totstellen, höchstens dnen be-
sondem, Tidldcht einen, der sufAlllge Besonderhdten Ter-
schiedener Menschen, die dch nicht aosschliessen, Tereinigt.
Ein allgemdaes Drdeck, wdches etwa zugldch rechtwinklig
und gldchseiUg sdn mfisste, ist nicht Torstellbar. Alldn
dn solches mit dem Namea des Begriflb auftaudiendes, die
begriffliche Operation begleitendes Bild ist auch nicht der
Begriff, üeberhaupt deckt ein Wort, wdches aus Noth
zur Bezdchnung Tider EinzdTorstdlungen Terwendet werdea
muss, durchaus uoch kdnen Begriff. Ein Kind, das zuerst
daen schwarzen Hund gesehen und nennen gehört hat,
aennt z. B. alsbald dnen grossen schwarzea, rasch dahin-
laufenden KAfer ebenfalls MHuad", bald darauf da Schwda
J
- i$o -
oder Scliif rinwifallt Himd*^). Irgend eine an die frfiher
beDioBte yonteUoBg erinDende Aehnlichkeit fthrt sum
BaheliegeiideB Odmneh deeedben Namens. Der Aehnlich-
kdtqpmkt braneht in aufeinanderfolgenden FiUen gar nicht
derselbe n sein; er liegt i. B. einmal in der Farbe, dann
in derBewcgnngi dann in der Oestalt, der Bedeckung n« s. w.;
dennach iat anck von einem Begriff gar nicht die Rede.
So nennt ein Kind gelegentlich die Federn des Vogels Haare,
die H«ner der Kok FfihlhOmer, den Bartwisch, den Bart
des Vaters nnd den Samen des Löwenzahns ohne Unterschied
nBartwisck** n. s. w.**). Die meisten Menschen Terfahren
asit den Worten ebenso, nur weniger aufiallend, weil sie
«inen grosseren Vorrath inr Verftlgong haben. Der gemeine
Mann nennt ein Rechteck „Viereck** and gelegentlich auch
den Wflrfal (wegen der rechtwinkligen Begrenzung) ebenfalls
^Viereck^ Die Sprachwissenschaft und einzelne historisch
beglaubigte Fälle lehren, dass ganze Völker sich nicht anders
Toriialtea*«).
Ein Begriff ist überhaupt nicht eine fertige Vorstd-
Inng. Gebrauche ich dn Wort zur Bezddinung eines Be-
grifls, so liegt in demsdben dn dnfadier Impuls zu einer
gdAufigen sinnlichen Th&tigkeit, als deren Resultat
ein sinnliches Element (das Merkmal des Begrifls) sich er-
gibt Denke ich z. B. an den Begriff Siebeneck, so
sAhle ich in der forliegenden Figur oder in der auftauchen-
den Vorstdhing die Ecken durch; komme ich hierbd bis
sieben, wobd der Laut, die Zifler, die Finger das sinn-
84) 8« asaalBB die MsikonMum«» die von den RtaMn über die
PeiMi gee uUi ea LSwoa^^HiiBde", «nd die Jonior naimton (Herodet n SS)
die nChmptU^ dee Kik stell den EideehMni Oiror BSmIm .Kfokodfle".
8B) Btanrtnehe Belgdelj dad der Beolwehta^ entaewnMi
8^ Witkaej, Leben vad WadMlhem der Spitekei Lelpiig 1878.
— tsi -
liehe Merkmd der Zahl abgeben können, so flUlt die gege-
bene Vorstdlung unter den gegdienen Begriff! Spreche ich
von dner Quadratzahl, so tersnche idi die Toriiegende
Zahl durdi die^ Operation 6X1^ 6X8 u. s.w., deren sinn-
liches Meriimal (die Gleichheit der beiden nraltipliditen
Zahlen) auf der Hand liegt, herzustellen. Das gilt von Jedem
Begriff Die ThAtigkdt, wdche das Wort auslöst, kann aus
mehreren Operationen bestehen; die dne kann dne andere
enthalten. Immer ist das Resultat dn sinnliches Ele-
ment, wdches Torher nicht da war.
Wenn ich dn Siebenedt sehe, oder mir ^rstdle, braucht
mir die Siebenzahl der Ecken noch nicht gegenwärtig zu
sein. Sie tritt erst durch die Zählung herror. Oft kann
das neue dnnliche Element, wie s. B. bdm Dreieck, so nahe
liegen, dass die Zfthloperation unn<Mhig scheint; das
sind aber Spedalfiüle, wdche eben zu Ttuschungen nber die
Natur des BegrUb flihren. An den Kegdschnitlen (Ellipse,
Hyperbd, Parabd) sehe ich nicht, dass sie unter densdben
Begriff fallen; ich kann es aber durch die Operatkm des
Kegehchnddens, und durch die Qmstnictton der Gleichung
finden.
Wenn wir dso abstracto Begrifle auf dne Thatsache
anwenden, so wirkt diesdbe auf uns als dnfccher Impuls
zu dner sinnlidien ThAtigkdt, wdche neue dnnliche Ele-
mente herbeisdiafit, die unsem ferneren (Sedankenlanf der
Thatsache entsprechend bestimmsn können. Wir berei-
chern nnd erweitern durch unssre ThAtigkdt die filr
uns zu arme Thatsache. Wir thnn dassdbe, was der Che-
miker mit einer farbkeen Saldösung thut, indem er ihr
durch dne bestimmte Operation einen gdben oder braunen
MiederMhlag ablockt, der seiaen Oedankenlauf zu differen-
dren yermag. Der Begriff des PhTdkers ist dne bestimmte
- ISS -
ReactioBStkAtigkeit, weldie dae Thatsache mit nwm
BiBBÜdm EloMBteB b«nidiert
10.
WeBB wir, um aa da frahares Beispiel aasakBOpfeD,
eiaeB Hebel erbIkkeB « ea treibt aat dieser Aabliek , die
Anne abaaBessea, die Gewidite bb wagea, die Masssahl
des Arnes aiit der Massiabl des Gewidites bb BiBltiplidrea»
Eatspridit dea bddea ProdBCteB dasselbe daalidie Zahl-
Bddiea, so erwartea wir Oleicbgewiebt Wir habea so
da aeaes siaalidies EteaMat gewoBaea, wdches sttTor ia der
Uossea Thatsacke aoek aidit gegebea war, aad das bbb
BBsera Gedaakealanf diüereastrt HAlt naa sidi redit ge-
gOBwArÜg, dass das b^grifflidie Deakea dae ResctioBsth&tig-
kdt ist, die woki geflbt sda will, so Terstobt Biaa die be-
kaaate Tkatsadie, dass aiemaad Mathematik oder Phjsik,
oder irgead dae Naturwisseasdiaft darch bkwse LectOre
ohae praktisdie Uebaag sidi aadgaea ksaa. Das V er-
stekea beruht hier gAasUdi aof dem Thua. Ja es wird
in kdaem Gebiet möglidi sda, ddi su dea hohem Absirso-
tioaea sa erhebee, ohae sidi mit dea Eiaadhdtea besehlf*
tigt iB habea.
Die Thatsadiea werdea also durdi die begrifflidie Be-
handlang erwdtert aad berddiert, und schliesslidi wieder
▼ ereiafaeht Deaa wobb das aeue massgebeade sinalidie
Elemeat (s. & die Masssahl der Momeate des Hebds) ge-
foodea ist, wird aar dieses mehr beaditet, uad die maoaig-
faltigslBB Thatsachea glelehea uad aaterscheidea
aleh aar darch dieses Elemeat Wie bd der intoitiwi Er-
keaataisB ledaeirt ddi ah» aaeh hier alles anf die Auffia*
dttBg, HerTorhebaag aad AassoBderuag dermass*
gebendea sfaulicbea Ehmeate. Die ForBdraag errddit kier
- i$3 -
aar auf dnem Umwege, was ddi der iataitivsa Erheaat-
aiss uamittelbar darbietet
Der Ckeaiiker mit seiaea Basgeadea, der Pkydker mit
Masstab, Waage, GalvaaoBieter, aad der Matbematiker ter-
kdtea siek dea Tkatsackea gegeafiber eigeatlidi gaas glddi-
artig; aur braockt der letstere bd Erwdtenmg der Tkat-
sacke am weaigsteB Ober dieElemeate a/9/.... JTL Jf khiaus*
sugekea. Bdae HOlbmittd kat er stets aad sekr beqoem
aur Haad. Der Forsdier mit sdaem gaaxea Deakea ist ja
anck aur dB Stüdc Natur wie jedes Aadere. Eine eigeat-
lidie Kluft Bwisckea diesem und aaderea Stflckea bestekt
aicbt Alle Elemeate dnd glddiwertkig.
Nack dem DargdegtOB ist das Wesea der Abstraethm
aidit erscbOpft, weaa maa sie (mit Kaat) als aegatite
Au6nerksamkdt bOMicknet Zwar weadet ddi bdm Abstra-
biren TOB Tielea siaalidiea Elemeatea die Aafiaerksamkdt
ab, daftlr aber andern neuen sinnlidien Elementea su,
uad das Letstere ist gerade weseatUck. Jede Abstractioa
graadet dek auf das Henrortiatea bestimmter sfaialicker
EleaieBte.
IL
Die slaalidie Tkatsadie ist also der Aasgaagspuakt
und audi das Ziel aller Oedaakeaaapaasaagea des Pkjdkevs.
Die Gedaakea, wddie uamittdbar der dBalickea Tkatsadie
fblgea, siad die getAuflgstea, stArkstea aad aasckaaliek*
sten. Wo maa einer neuen Tkatsacke nickt sofort folgen
kaaa, driagea dck die krtfltigsten aad gdäuligsten Gedanken
keran, um diesdbe rdcher und' bestimmter su gestdten«
Hierauf beruht jede naturwissenschaftliche Hypothese und
Speculation, derea Berechtigung^ auf der Gedankenanpassung
berukt, wdcke de f5rdert und sckUesdidi kerbdf&krt So
- ■54 —
denken wir nne den Planeten als einen geworfenen Körper,
stellen nns den eleetriichen KOrper mit einer femwirkeoden
FlOsdgkeit bedeckt Tor, denken nne die WArme als dnen
Stoff, der ans einem Körper in den andern aberfliesst, bis
nns schliesslich die neuen Thatsachen ebenso geläufig und
anschaulich werden als die Altem, die wir alsOedanken-
hfllfe herangesogen hatten. Aber auch wo ton unmittelbarer
Anschaulichkeit nicht die Rede sein kann, bilden sich die
Gedanken des Physikers unter möglichster Einhaltung des
Prindps der ContinnitAt und der sureichenden Dif-
fereniirnng su einem öconomisch geordneten System von
Begriflsreactionen ans, wdche wenigstens auf den kOr-
xesten Wegen sur Anschaulichkeit fahren.
12.
Betrachten wir nnn die Ergebnisse der Oedankenaa-
passnng. Mnr dem, was an den Thatsachen Aberhaupt be-
ntAndig ist, können sich die Gedanken anpassen, und nur
4ie Nachbildung des BestAndigen kann einen öcono-
mischen VortheO gewAhren. Hierin liegt also der lotete
Grund des Strebens nach ConlinuitAt der Gedanken,
d. h. nach Erhaltung der aiö^^ten BestAndigkdt, und
Uerdunh weiden auch die Anpaasungsergebnisse ver-
•lAadlich*«).
18.
Das bedingungslos BestAndige nennen wir
SubstAUs. Ich sehe dnen Körper, wenn ich ihm den
Blick anwende. Ich kann ihn sehen, ohne ihn su tasten.
80) y«rsL : JU Meehaidk Is flifw Entwielthms." & 47A
- 15$ -
Idi kann ihn tasten, olme ihn su sdien. ObgMdi also daa
Herrortreten der Elemente des Gomplexes an Bedingungen
geknApft ist, habe ich diesdben dodi su sehr in der Hand,
um de besonders su wArdigen und su beachten. Ich be-
trachte den Körper, oder den Elementencomplex, oder den
Kern dieses Gomplexes als stete vorhanden, ob er mir augen-
blicklich in die Sinne fiUlt oder nicht Indem ich den Ge-
danken dieses Gomplexes, oder als Symbol dessdben den
Gedanken des Kerns mir stete parat halte, gewinne ich den
Vorthdl der Vorausdcht, und Termdde den Nachtheil der
üeberraachung. Ebenso halte ich's mit den chemischen
Elementen, die mir als bedingungdos beständig erscheinen.
Obgleich hier mdn Wille nicht genfigt, um die betreffenden
Gomplexe sur dnnlichen Thatsache su machen, obf^dch hier
auch Äussere Mittd nöthigsind, sehe ich doch ton diesen
Mittdn ab, sobald de mir gdAnfig geworden, und betmdte
die chemischen Elemente dnfsdi ds best And ig. Wer nn
Atome glaubt, hAlt ea mit diesen analog.
Aehnlich wie mit dem Elementencomplex, der dnem
Körper entepricht, können wir auf dner höheren Stufe der
Gedankenaapassimg auch mit gansen Gebieten Ton That-
sachen Terbhren. Wenn wir von ElectridtAt, Magnetismus,
Licht, WArme sprechen, auch ohne una hieranter besondere
Stoffe SU denken, so sdirdben wir diesen Thatsachenge-
bieten, wieder ton den ins gdAufigen Bedingungen ihres
Hertortretens absehend, dne BestAndigkdt su, und halten
die nachbildenden Gedanken stete parat, mit gidchem Vor-
thdl wie in den diigen FAUen. Wenn ich sage, dn Körper
ist „dectrisch'', so ruft mir dies tid mehr Erinnerungen
wadi, ich erwarte rid bestimmtere Gruppen ton Thatsadien,
als wenn idi etwa die in dem EinsdCdl sich Äussernde An-
dehung hertorheben wOrde. Doch kenn diese Hjposte-
- IS6 -
linnig MMh ikn Ntchtheito haben. Zonichst wuiddn wir»
aoUuige wir wo twfidum, iaaiir dieidlMB hiitorisdieD
Wege. El kasB aber widlif eetn tm erfcemiei, daas es eine
epedUseh eleetriicheThataache gar nicht gibt, daesjede
ioldie lliatiadie %. B. ebeMognt ah eine chemische oder
thermische angesehen werden kann, oder tielmdir, dass
alle physikalischen Thatsachen schliesslich ans denselben
sinnlichen Elementen (Farben, Dnicken, Ranmen, Zeiten) sich
snsammensetMni dass wir dvreh die Bsneichnmig „electrisch^
Uois an eine Spedalferm erinnert werden, in welcher wir
die Thatsache snerst kennen geiemt haben.
Haben wir uns gewMnt, den Körper, welchem wir die
tastende Hand nnd den Blick beliebig sn- und abwenden
können, als beständig ansnsehen, so thnn wir dies auch
leicht in Falkn, in welchen die Bedingnngen der Sinnen*
fiüligkeit gar nicht in vnserer Hand liegen, s. & bei Sonne
und Mond, die wir nicht tasten können, bei den Wdttheilen,
die wir tielleicht einmal nnd nicht wieder sehen können,
oder die wir gar nvr ans der Beschreibung kennen. Dies
Verfahren kann Ihr eine ruhige ökonomische WeltauHusung
seine Bedeutung haben , es ist aber gewiss nicht du einsig
berechtigte. Es wftre nur ein consequenter Schritt weiter,
die ganie Vergangenheit, welche ja in ihren Spuren noch
irorhanden ist (da wir s. B. Sterne dort sehen, wo sie tor
Jahrtausenden warenX und die gaase Zukunft, die im Keime
achon da ist (da man s. B. unser Sonnensjstem nach Jahr-
Uusenden noch sehen wird, wo es feUt ist), als best&ndig
MKusehen. Ist doch der gante Zeit?erlauf nur an Be-
dingungen uneenr Sbniichkeit gebunden. Mit dem Bewuesi-
ndn einee besondern Zweckes wird man auch dieeen
Schritt untemehsMU dörfn.
- i$7 -
14.
Eine wirkliche bedingungslose Beständigkeit
gibt es nicht, wie dies aus dem Besprochenen deutlich her-
vorgeht Wir gelangen su derselben nur, indem wir Be-
dingungen flbersehen, unterschAtcen, oder als immer gegeben
betrachten, oder willkariich von denselben absehen. Es
bleibt nur eine Art der Beständigkeit, die alle vorkommen-
den Fälle ton Beständigkeit umfasst, die Beständigkoit
der Verbindung (oder Bexiehung).
Die Mehrsabl der naturwissenschaftlichen Sätce drQckt
solche Beständigkeiten der Verbindung aus: „Aus der Kaul-
quappe wird ein Frosch. Das Chlomatrium tritt in WOrfel-
form aut Der Lichtstrahl ist geradlinig. Die Körper
fidlen mit der Beschleunigung 9.81 (^)^ D» begriff-
lichen Ausdruck dieser Beständigkelten nennen wirOesetse.
Die Kraft (im mechanischen Sinne) ist auch nur eine Be-
ständigkeit der Verbindung. Wenn ich sage, ein Körper Ä
übe auf B eine Kraft aus, so heiast dies, dass S wolori eine
gewisse Beschleunigung gegen Ä seigt , sobald es diesem
gegenQbertritt.
Die eigenthflmlidie Dlusion, als ob der Stoffe der
absolut beständige Träger einer Kraft wäre, welche
wirksam wird, sobald B dem Ä gegenQbertritt, ist leicht au
beseitigen. Treten wir, oder genauer unsere Sinnesorgane,
an die Stelle ton B , so sehen wir von dieser Jederseit er^
fUlbaren Bedingung ab, und^ erscheint uns ab absolut
beständig. So scheint uns das magnetische Eisen, das wir
immer sehen , so oft wir hinblicken wollen , als der bestän-
dige Träger der magnetischen Kraft, die erst wiricsam wird,
sobald ein EisenstQckchen hinautritt, Ton wdchem wir
-^-^
- i$9 -
- 15t -
nicht so tm^enDerkt abaehen kOiiBen, wie von uns aelbst*').
Die Pkraaea: «Kein Stoff ohne Kraft, keine Kraft ohne
Stoffe, welche einen idbatTencholdeten Widerq^mch tergeb-
lich anfiroheben sochen, werden cntbehriich, wenn man nnr
Beat&ndigkeiten der Verbindung anerkennt
Ift.
Bei hinreichender Beatandigkeit nmerer Umgebung ent-
wickelt eich eine entaprechende BeatAndigkeit der Gedanken.
Vermöge dieser BeetAndi^ett atreben aie die halbbeobach-
tete Thataache la TerTollatAndigen. Dieeer Verroll-
atAadigangatrieb entapringt nicht der eben beobachteten ein-
adnen Thataachei er iat auch nicht mit Absicht ersengt; wir
finden ihn, ohne unser Znthun, in una Tor. Er ateht una
wie eine fremde Macht gcgenflber, die una doch stets be-
gleitet und hilft, den wir eben brauchen, um die Thataache
na erganaen. Obgleich er durch die Erfahrung entwickelt
iat, liegt in ihm mehr ala in der einaelnen Erfahrung.
Der Trieb bereichert gewisaermaasen die einzehie That-
aache. Durch ihn iat aie una mehr. Mit dieeem TriA
haben wir ateta ein grösseres Stflck Natur im Oeaichta-
•
Md, ala der Unerfahrene mit der Einselthatsache allein.
Dann der Mensch mit seinen Gedanken und seinen Trieben
Iat eben nach ein Stflck Natur, dna eich aur Einaehhataache
hinsufllgt Anapmch auf Unfehlbarkeit hat aber dieser
Trieb keineawega, und eine Nothwendigkeit für die
87) DsnKMe ew cl whit tOef ab ■obttABiiell, in dotwnWalv-
«■wtdB«r8iBnebedwC Dm Kind frigi „wo der 8e hatten,
wo dM gelOiehte Lieht UakOamitf" Ei wfll die Be cfai e ln i iM chfaw
■Inrt weHeraiehiB mmnBi an den FokeBvomlh defieloeB nicht n. er*
• ehOpfea n. t. w. — Ent lohnld nir Bedh^gnnfen einer Thetoadie
n«ne6rhnlhwihem< ifc en,fe mh whide t derHadwckder8nhitMBdnMUi
Die OtMUeMe der WlnMlehie M la dleM Bedehn« eehr lehmieL
i
' ij
Thatiachen, ihm au entsprechen, besteht durchaua nicht
Unser Vertrauen au ihm liegt nur in der Vorauaaetaung
der TieUMh erprobten anroichenden Anpaasuag unserer Qe-
danken, wekhe aber jeden Augenblick der Enttinachung ga-
wirtig aein muss.
Nicht alle unsere Thatsachen nachbildenden Gedanken
haben die gleiche Beatindigkeit Immer und überall, wo
wir an der NachbiMung der Thatsachen ein besonderes In«
teresse haben, werden wir beatrebt aeia, die Gedaaken fon
geringerer Beatindigkeit durch solche von grosserer Bestin-
digkeit au stQtaen und an starken, oder sie durch solche, in
ersetien. 80 denkt sich Newton den Planeten, obgleich
die Keppler*8chen Oesetse schon bekaont sind, ala einen
geworfenen Körper, die Masse der Flnthwelle, obgleich
der Verlauf derselben langst ermittelt ist, ala Tom Monde
geaogen. Daa Saugen, daa Fliessen des Hebers glauben
wir erat an verstehen, wenn wir uns den Druck der Luft
hinsudenken. Aehnlich Tersuchen wir die eleetrischen, opti-
schen, thermischen Vorginge als mechnaiacheaufirafasaen.
Diea Bedftrfhiss nach Statsung achwicherer Gedanken durch
stärkere wird auch Gausalititabedttrfalss genannt,
und ist die Hanpttriebfeder aller natnrwMsenschaftlichen
Erklirungen« Ah Gmndlagea aiehen wir natOilich die
atirksten besterprobten Gedanken for, die una unsere
▼id geflbten mechaniachen Verrichtungea an die Hand geben»
und die wir Jeden Augenblick ohne riele Mittel aufa Neue
erproben kOnnen. Daher die Autoritit der mechaniachen Er-
klirungen, namentlich jener durch Druck und Stoss. Eine
noch höhere Autoritit kommt dementsprechend den mathe-
matischen Gedanken an, au deren Entwicklung wir der
geringaten insaarsn Mittel bedUrini, flir welche wir rielmehr
daa EiperiaNntirBMiterinl gressentheils stets mit uns her-
— i6o —
m
UBitn^eD. Weiss hmu dist aber einmal, so sehwieht sich
eben damit das BedOrfiiiss nach mediaBischen ErklAp
rangea ab**).
Es worde soTor gesagt, dass der Meosch selbst ein
Stock Natur seL Es sei erlaubt, dies durch ein Beispiel sa
erlantem. Ein Stoff kann flir den Chemiker lediglich durch
die Sinnesemptudungen genügend characterisirt sein. Dann
lieCBrt der Chemiker selbst durch innere Mittel den gansen
cur Bestimmung des Oedankenlauh nöthigen Reichthum der
Thatsaehe. Es kann aber in andern Fallen die Vornahme tob
Reactionen mit HQlfe äusserer Mittel nöthig werden. Wenn
ein Strom eine in seiner Ebene befindliche Magnetnadel um-
kreist, so weicht der Nordpol der Nadel zu meiner Linken
aus, sobald ich mich in den Strom als Ampöre'scher
Schwimmer denke. Idi bereichere die Thatssche (Strom
und Nadel), die fOr sich meinen Gedankenlauf nicht genügend
bestimmt» indem ich mich selbst susiehe (durch eine innere
Reaction). Ich kann auch auf die Ebene des Stromkreises
eine Taschenuhr legen, so dass der Zeiger der Strombe-
wegung folgt Dann schllgt der Sadpol Tor, der Nordpol
88) AttMcimeehMiiMh« phrrfkaUteba ErlUimigen kOmieii ildi, In den
Hmm tu» ilo golliflgor worden, dom Wortho dor mechaniiehen nlhora.
Btrieker btt mofaoi Enebteui «iaon riehtifOB und wiobtigoii
Punkt golivAii, indeai «r (Stndfen aber die AssodfttioB der Tontonongon
Wien 1888) die Cnnealiiit mit den Willen in Zimunmenhang
bringt leb eeHwi bebe alt Jnager Doeent (bei Darlegnng der Bedentang
dov MiiridMa Düferennnethede) die von 8 trieb er nnigeeproebene
AuMA nit gnner Lebhidligheit md EfaneitigkeU Tertralen. Der Go-
dnake hat nieb aaefa nie gani ferianen (Yer^^ i. E JMe Mechanik fai
ilira Eirtwiekelnig« Lflipaig 188S a 78, S88, 408). OegenwUlig bin idi
aber, wie die obigen AmAhmngen leigen, doeb der Mefainng, dam dieae
Frage niebt ao aiifiMb ki, undTonnebreren Seiten betrachtet werden
• I
l
v l
* i6i —
hinter das Ziüerblatt Oder ich mache den Stromkreis
sur Sonnenuhr, nach weicher ja die Taschenuhr gebildet
ist, so dass der Schatten dem Strom folgt Dann wendet
sich der Nordpol nach der beschatteten Seite der Stromebene.
Die beiden letsteren Reactionea sind äussere. Beide zu-
gleich können nur brauchbar sein, wenn swischen mir und
der Welt keine Kluft besteht Die Natur ist ein Ganzes.
Dass nicht in allen Fällen beiderlei Reactionen bekannt
sind, und dass der Beobachter in manchen Fällen einflusslos
scheint, beweist nichts gegen die Torgebrachte Ansicht
16.
Wenn in einem Gomplex ton Elementen einige durch
andere ersetzt werden, so geht eine Beständigkeit der Ver-
bindung in eine andere Beständigkeit Ober. Es ist nun
wOnschenswerth, eine Beständigkeit aufzufinden, welche diesen
Wechsel abcrdauert J. IL Mayer hat zuerst dies Be-
dflrfoiss gefühlt, und hat demselben durah Aufhellung seines
Begrifies „Kraft"« genflgt, welcher dem Begriff Arbeit
(Poncet et) der Mechaniker, oder genauer dem aUgemeinem
Begriff Energie (Th. Young) entspricht Er stellt sich
diese Kraft (oder Energie) als etwas absolut Beständiges
(wie einen Vorrath oder Stoff) for, und geht so bis auf die
stärksten und anschaulichsten Gedanken zurflcL Aus
dem Ringen mit dem Ausdruck, mit allgemeinen phihwqphi-
schen Phruen (in der 1. und 9. Abhandlung Mayer's)
sehen wir, dass sich ihm zuerst unwillkarlich und in-
stinctiY das starke Bedarfniss nach einem solchen
Begriff aufgedrängt hat Dadurch aber, dass er die Torhaa-
denen physikalischen Begriffe den Thatsachen und seinem
II
Bedflrfiiin angepasst h«!« ist erat die grtme Leistaiig ta
SlMdegekommo«*).
17.
Bei genflgender Anpassung werden die Thateaehen von
den OedanlKen spontan abgriiildet, und theilweise gegebene
89) Wem wir tkmm M CJIradon %6fptir boobaehtoB, so flndfln wir
UflfM die BeMndisMi t « 1- JgH, die wir ntdi OcMhiiMek Mch in
dw FwM f * » 4- dvrtellen ktaMn. Betien wir mm die ganio
mdgüdw FallMiM IT »A + A«, m tat indi fV+ ^ - eomi
mr kOmMNi IM mm «in BeitAndigot (bUdUeh dmm Stoff)
denken, welekei Mt der Fem f*« in die Feim ^-, oder, wenn
«V*
«0«
^+^--
fNolii wird, mm der Form f*' in die Form -^
abiifliiiwt. dem Qee M im t nw th o noeb aber anrcrindoriieb bleibt Dies
krnn «weim BedSrfniif febr enteprocheii und vmoro Oedtnken in
die jeUaSsen Bahnen lenken. Nichte iwinifi ane aber miieheti # *
^BJ JL' all f leiehwertbiff la betraebton. In der ereten Gleiehnng
V » 1^ T7^ ifi fai der Thai keine Bpor dieeor Aeffamang bcmciküch.
Lehrt nm die Thatiaebe, da« (etwa bei dem «mkehrbaren Spiel einer
elaatfaehen Kagel) 9^ ein —r dae p V wieder larnekkonmen kann, ao
erweifli lieh dieaeAafikeaaaS aach ab lebr praktiich. (VergL Mach,
ürhaltong der Arbett & 45 nnd in Beiag anf viele lehrreiebe Dotaihma-
mhmngen die TOitreffliehe Bdnift: J. Popper, die phrnkaÜMhen Orand-
allM der eleetriaehen gralMbertnsmig).
Wenn der Körper niebt IM ftllt, aoBden bei aeinem famgaamen
Sinken etaen anden erwlnit oder elaatrimk maeii^ ao tritt eine gana ne ae
Beatlndigkelt an die Stella der frtberen. Niehta iwingt ane» die WArmo*
menge, daa eleeferiMbe Potential ab gteiebwerthig in betraebton
dwifalilandM ■ Da» wir foatMtwn, dioW Arme toll ao ?iel gel-
tan ab daa enlipieehende pA*. iit willkflrlieb, wenn aaeb aehr be-
ll war nmAehit Mayer^a BedirfnUa, waa ihn trieb, aelM
- laj -
Thatsachen erg&nst Die Physik knnn nur nb quantita-
tives RegnlatiT wirken, und die spontan terlaolenden Ge-
danken, dem praktischeo oder wissenschaftlichen Bedtlrfniss
entsprechend, bestimmter gestalten. Wenn ich einen
Körper horisontal werfen sehe, kann mir dns anschauliche
Bild der Wnrfbewegung auftauchen. Far den Artilleristen
oder Pbjsiker ist mehr nOthig. Er muss n. B. wissen, dass
thatiAeblicb aoeb nicfai aasgefliUte, ohne die paaaeodo WaU der'Ebn
holten im allgonieiBoa falacho Olelehang ta aehreibon.
Die ThatMohon können am nnr die BeitAndigkeit der Yerbin-
dang lehren. Bei amkehrbaron (tou der Zeit anabbAagigon) Yoi^
gAngen finden wir periodiaebeÄndefWigen Ton Elementen wieder nar
mit porioditehen Aaderangen anderer Elemente TorkuApIt Hierin
liegt noehniehtiTon einer Aeqa Iva Ion I. FOr f A' kann WAnne and Ar
dioee wieder daiaolbe pk* rarflckkonmen. Dlea gibt der AaSbarang
praktiaeben Werth. In Beaag aaf n lebt am k ehrbare (von der
Zeit abhAngigo) Aendenmgon iat dÜe Aalbarang der AeqaiTaleni mAsn(^
Ob eine WArme, die nicht mehr alt Arbeit wiedereriehei-
non kann, noch ab einer Aibeit Aqairalent aageaehen wird, oder nicht»
daranf kommt ea gar nicht an. Xan könnte dareh die Fr oportionali-
tAt Ton pA nnd der WArmemenge betroflbn eein, and meinen, data
dieielbe doch niebt anf einer winkSrIlcben Aniiaaaang ba mi iB n köana,
aondem in der Katar gebgen arin mSaaa. Allein wenn man etwa Yer>
ancfat hAtte^ pA and db EleetricitAtnnenge ab Aqniralent la betrachten,
•0 hAtto rieh diee ab nicht brauchbar erwieeen, and man hAtte eben db
Anficht M bnge modifidrt, bb man an db Stelb der EbctricitAb menge
das Potealbl goeetat hAtte. Daea die WAimomengo rieh te einihch
dariiot, war ein giflcklicher hiriorischer Umatapd. Dnrch deneelben
wird an dor Richtigkrit nmeror Anritlhmng nichb geAndori Die nngo-
wohnliche 8tAri[e dea intollectnellcn Inatinktca in Veriiiadang mit der begrifi-
heben KnA der writo alb Thatmchen ■mfamendc Bliek, db Kbrhrit» mit
welcher May er aehUeaaUeh daa meehaniaeho Aoqajyabnt der WAram ohne
ZnhSlfenahmo rinea neaen Eiperimentea beatimmte, ehaiaeteririren ihn
ab einen NatarforMher errien Baqgea. Danaa folgt Ar mleb aber gar
nicht» dam Jene Natufbiaeber, welche apAter kamen, anehriieh aeln nhiaa-
teUi Ich bin rielmohr nach allem ndr ZagAi^Uchem flbeneagi dam aDe
dieae Fon^er ihren eigenen Weg gegangen aind» wai ich bri dioaer
Geiegaobrit nbht writer aMAhien kann.
.
wenn er, aa die borimUle Abedaae der Wurfbahn den Maaaa-
stab M anlegend, bis 1, 2, 8, 4 «Ahlen kann, er
an die Terticalea Ordinatea, den HaassBtab M' anlegend, xu-
gleich bia 1, 4, 9, 16 • . . . aählen mnas, um an einem
Punkte der Wurfbahn sn gelangen. Die Function der Phy-
sik besteht abo darin, su lehren, daaa eine Thatsache, welche
auf eine bestimmte Beaction R ein Empfindnngsmerkmal
E liefert, zugleich noch auf eine andere Beaction R' ein
anderes Merkmal E' seigt Hierdurch wird die bestimm-
tere Ergänsung einer theUweise gegebenen Thatsache
möglich.
I&
Der Raum des Oeometers ist durchaus nicht das blosse
System der Raumompfindungen (des Gesichts- und Tast-
sinns), sondern derselbe besteht Ticlmchr aus einer Menge von
physikalischen Erfahrungen, welche an die Raumempftn-
dungen anknUpien. Schon indem der Oeometer seinen Raum
ab an allen Stellen und nach allen Richtungen gleich
beschaffen betrachtet, geht er weit über den dem Test-
und Gesichtssinn gegebenen Raum hinaus, welcher diese ein-
lache Eigenschaft durchaus nicht hat (S. 76). Ohne physi-
kalische Erfahrung würde er nie dahin gelangen. Die
grundlegenden SAtae der Geometrie werden auch thatsAchlich
aur durch physikalische Erfahrungen, durch Anlegen
Ton Langen- und Winkdmaassstaben gewonnen, durch Anlegen
atarrer Körper aneinander. Ohne Congruenasatae
keine Geometrie. Abgesehen davon, dass RaumbUder uns
ohne physikalische Erfahrung gar nicht auftauchen wArden,
vvarea wir auch nicht im Stande, dieselben aneinander ansn-
legen, um ihre Congmens au prOlen. Wenn wir einen
Zwang f&hlen, ein gleichschenkliges Dreieck auch mit gleichen
Winkeln an der Grundlinie Toraastellen, ao beruht deraelbe
auf der Erinnerung an atarke Erfahrungen. Beruhte der
Sata auf „reiner Anschauung^ , so brauchtea wir ihn nicht
SU kurnen **). Dass man in der blossen geoaietrischen Phan-
tasie Entdeckungen machen kann, wie es taglich geschieht,
seigt nur, dass auch die Erinnerung an die ErMirung
uns noch Momente sum Bewusstsein bringen kann, die frQher
unbeachtet blieben, so wie man an dem Nachbild einer
hellen Lampe noch neue Einselheiten au bemerken vermag.
Selbst die Zabknlehre muss in ahnlicher Weise aufgefasst
worden. Auch ihre grundlegenden SAtae werden von der
physikalischen Erfahrung nicht gans unabhängig sein.
Das Ueberzeugende der Geometrie (und der ganaen
Mathematik) beruht nicht darauf, daaa ihre Lehren durch
eine gana beaondore Art der Erkenntniss gewonnen
werden, sondern nur darauf dass ihr ErCahrungsmaterial uns
besonders leicht und bequem sur Hand ist, besonders ofl
erprobt wurde, und jeden Augenblick wieder erprobt werden
kann. Auch ist das Gebiet der Raumerfahrung ein vid be-
schrankteres, als das der gesammten Erfahrung. Die
Ueberzeugung, das erstero im Wesentlichen erschöpft an
haben, wird alsbald Plata greifen, und daa nöthige Selbst-
vertrauen erzeugen.
00) Die llothodo 4ei fioklidei itt gcwin rortrcffUcli Ar dos Un*
torriclit reifer Hinner mit rcifhor geomotriichcr Erf«hnin(;. Sie dient
dm deh Tor den mOi^lielien IrrtliSaiem n leiiSlMm, dl« miui kennen gn-
lent hat Dm MMh dlem Uottiode beim Ji«eadMiteRieht nicht uock
■chleehtere Erfolge endelt werden, liegt nnr d«nn, daei oben niemand
gani ohne geometrieehe Erfüunng in die Uinde doe Pädagogen gerlth.
TT
7
Ein fthnlklMB Seibtirarlraaeo, wie der Geoneter, hat
ohne Zweifel aach der Oompooisi« der in dem Gebiet der
Tonempfindangen, der OmaaMBtenBaler, der im Gebiet der
Farbenempfindangen reiche Erfahmngen gewonnen hat Dem
einen wird Iwin Raumgebilde torliommen, deiaen Elemeate
ihm nicht wohlbelLannt wiren, die beiden andeni werden
auf Icoino neven Ton« oder Farbeneombinatioaen eteeien.
Ohne Erbhrmig wfard aber der Anfänger hi der Geometrie
durch die Ergebniaie seiner Thitigkeit nicht minder über«
raacht oder eattiMcht, alt der junge Musiker oder Oma-
meotist
Der Mathematiker, der Oomponist, der Omamentiat und
der Naturforscher, welcher sich der Speculation eii^bt,
Terfahrea trota der Verschiedenheit des Stoff» und Zweckes
ihrer Thitigkeit in gans analoger Weise. Der entere ist
allerdings wegen der grOsstea BeschrAnktheit des Stoffes
gegen alle in Besag auf die Sicherheit setnes Vorgehens im
Vortheil, der letstere aus dem entgegengesetsten Grunde
gegen alle tan NachtheiL
10.
Die Zeit des Physikers fiUlt nicht mit dem System
der Zeitempfindungen susammen. Wenn der Physiker
eine Zeit bestimmen will, so legt er identische oder als
identisch Torausgesettte VorgAoge, Pendelschwingun-
gen, Erdrotationen u. s. w., als Maassstab an. Die mit der
Zeitempfindung terknüpfte Thatsache wird also einer Rese-
Uon unterworfen, und das Ergebniss derselben, die Zahl,
sa der man gelangt, dient nun statt der Zeitempfindung
war nlhem Bestimmung des Oedankenlauft. Gans ebenso
- 167 -
richten wir unsere Gedanken Ober Wftrmevorgftnge nicht
nach der Wftrmeempfindung, die uns die Körper liefern,
sondern nach der tiel bestimmteren, welche durch die The r-
mometerreaction bei Ablesung des Standes des Queck-
silberfadens sich ergibt Gewöhnlich wird an die Stelle der
Zeitempfindung eine Raumempfinduog (ührzifferblatt), und
fOr die letstere wieder eine Zahl gesctst. Stellt man s. B.
den TemperaturQberschuss eines abkQlilenden Körpers Aber
die Umgebung durch * — 9 e dar, so ist t jene Zahl.
Die Besiehung, in welcher die Grössen einer Gleichung
stehen, ist gewöhnlich (analytisch) eine allgemeinere
als diejenige, welche man durch die I Gleichung daratelien
will. So haben in der Gleichung (-^)'+ (—)*"■ 1 alle
beliebigen Werthe ton x einen analytischen Sinn, und
liefern zugehörige Werthe von y. Verwenden wir aber diese
Gleichung zur Darstellung einer Ellipse, so haben nur die
Werthe ton x < a und Ton y < b einen (reellea) geo-
metrischen Sinn.
Aehnlich mOssts man , wenn dies nicht auf der Hand
lAge, ausdrflcklich hinzufOgen, dass die Gleichung ^»eT^^
nur fQr wachsende Werthe ton t den Vorgang darstellt
Denken wir uns den Verlauf rerschiedener Thatsachen,
s. B. die Abkehlung eines Körpers und den freien Fall eines
andern, durch solche Gleichungen dargestellt, welche die
Zeit enthalten, so kann aus denselben die Zeit eliminirt, und
etwa der Fallraum durch den TemperaturQberschuss bestimmt
werden. Die Elemente stellen sich dann einlach als abbAn-
gig Ton einander dar. Man mOsste aber dea Sinn einer
solchen Gleichung durch die Hinzuf&gung nAher bestimmen
^ 161 ~
da» mir wachsende FallrAome oder abnehmende Tem-
peratoren nacbdnaader einsnaetsen Mien.
Die Zeil iat nicht umkehrbar. Ein warmer Körper
in kalter Umgebung kühlt nor ab, nnd erwärmt sich nicht
Mit grOeaeren Zeitempfindungen sind nur kleinere Tempe-
raturaberachflaae Terknflpft Ein Haus in Flammen brennt
nieder, und baut sich nicht auf. Die Pflanze kriecht nicht
sich terkleinemd in die Erde, sondern wächst sich rer-
grOosemd heraus. Die Thatsache der Nichtumkehrbarkeit
der Zeit rodudrt sich darauf, dass die Werthinderungen der
physikaUschen OrOosen in einem bestimmten Sinne statt-
finden. Von den beiden analytischen Möglichkeiten ist nur
die eine wirklich« Ein aMt^hysisdies Problem brauchen
wir hieria nicht an sehen.
4
f.
Berichtigungen.
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a 40 Z. 8 T. 0. ttetl «TerhMani- wtw: .bemerkllr. k
a m Z. 1 T. «. flatt ,Opotl« MtM: .Cortr.
a 1J8 Z. 6 r. «. ilitl 4)et- wtw: J)*«-.
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